Die Kombination mit der südafrikanischen Mutation macht die britische Variante noch ansteckender und könnte die Wirksamkeit der Impfstoffe reduzieren.
Anzeige
Ein Übel kommt selten allein: In Großbritannien sind erste Fälle der britischen Virus-Variante entdeckt worden, die zusätzlich auch noch eine Genveränderung der südafrikanischen Viruslinie in sich tragen.
Das ist besorgniserregend, weil sich so zwei negative Eigenschaften kombinieren könnten - schon die britische Variante B.1.1.7 macht das Virus deutlich ansteckender. Anders als die britische Mutante trägt die noch ansteckendere südafrikanische Corona-Variante 501Y.V2 auch noch die Mutation E484K in sich - die gleiche Mutation, die auch in zwei brasilianischen Varianten zu finden ist.
Mögliche Gefahr auch für Geimpfte und Genesene
Die Mutationen sollen gerade bei jungen Menschen unter 20 Jahren besonders ansteckend sein. Außerdem sorgt die Mutation E484K dafür, dass sich die neutralisierenden Antikörper, die man etwa durch eine Impfung oder durch eine überstandene Corona-Infektion in sich hat, nicht mehr so stabil an das Virus binden.
Dadurch reduziert sich womöglich nicht nur die Wirksamkeit der bereits vorhandenen Impfstoffe, auch bereits Genesene könnten sich möglicherweise erneut mit dem Virus infizieren. Aus Brasilien wurden bereits solche vereinzelten Mehrfachinfektionen mit E484K-Mutationen gemeldet.
Sequenzierung gibt genaueren Überblick
Da die britischen Gesundheitsbehörden die entnommenen Proben viel intensiver sequenzieren als etwa die deutschen, gibt es aus dem Vereinigten Königreich viel genauere Angaben, welche Virusvarianten derzeit unterwegs sind.
Als "NOT GOOD" bezeichnete der US-amerikanische Epidemiologe Eric Feigl-Ding von der Federation of American Scientists diese Entwicklung. "The virus is such a beast".
Als "besorgniserregende Entwicklung" bezeichnete auch der Virologe Julian Tang von der Universität von Leicester die aufgetretenen Fälle. Eine weitere Ausbreitung könnte einen "Schmelztiegel" für verschiedene neue Varianten ermöglichen, sagte Tang der BBC. Es sei jetzt umso wichtiger, dass die Menschen die Lockdown-Regeln befolgen und dass die Corona-Fälle eingedämmt werden. Ansonsten könnte sich das Virus nicht nur weiter ausbreiten, sondern auch noch weiterentwickeln.
Sollten sich diese Mutations-Kombinationen durchsetzen, würde dies die Eindämmung der Pandemie deutlich erschweren. Wenn sich noch mehr Menschen in kürzerer Zeit anstecken, könnte dies die ohnehin überlasteten Gesundheitssysteme kollabieren lassen.
Anzeige
Wirksamkeit der Impfstoffe auf dem Prüfstand
Unter Hochdruck wird jetzt geprüft, wie die bereits zugelassenen Impfstoffe mit den Mutationen und den Mutations-Kombinationen zurecht kommen. Laut Biontech/Pfizer sei deren Impfstoff auch gegen die Mutante aus Großbritannien und Südafrika in hohem Maße wirksam. Der Impfstoff des Mitbewerbers Moderna wirkt nach einen Angaben zwar bei der britischen Variante, bei der südafrikanischen sei er aber sechsmal weniger effektiv, so Epidemiologe Feigl-Ding in seinem Tweet.
Parallel zur Prüfung auf Wirksamkeit entwickeln die Impfstoffproduzenten in aller Welt bereits entsprechende Updates ihrer Vakzine, die an die neuen Virusvarianten angepasst werden. Aber Entwicklung, Testung, Zulassung, Produktion und Verimpfung dauern bekanntlich.
Die Welt im Griff des Coronavirus
Vor etwa einem Jahr begann sich ein rätselhaftes neues Virus auszubereiten. Mittlerweile haben sich weltweit über 100 Millionen Menschen mit Corona infiziert - und die Pandemie hat unser Leben auf allen Ebenen verändert.
Bild: Flaming Lips/Warner Music/REUTERS
Kollektiv auf Distanz
Diese Menschen in Singapur schauen sich unter freiem Himmel einen Kinofilm an - mit Abstand zwar, aber das ist schon mehr, als in vielen anderen Ländern derzeit möglich ist. Die seit Oktober sehr niedrige Zahl an Neuinfektionen führt der kleine Inselstaat auf die strenge Überwachung seiner Bürger zurück - unter anderem mithilfe einer App.
Bild: Edgar Su/REUTERS
Verzweiflung in Südafrika
Südafrika ist auf dem afrikanischen Kontinent das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land. Dieser Patient in einem Krankenhaus nahe Kapstadt ist einer von bisher 1,4 Millionen Infizierten. Sorgen bereitet vor allem eine neue Variante des Virus, auch als B.1.351 oder 501Y.V2 bekannt. Ähnlich wie die britische Corona-Mutation soll die südafrikanische um ein Vielfaches ansteckender sein.
Bild: Rodger Bosch/AFP/Getty Images
Corona - auch am Strand mit dabei
In Australien suchen derzeit viele Menschen angesichts sommerlicher Temperaturen eine Abkühlung im Meer. Damit überfüllte Strände aber nicht für einen neuerlichen Anstieg der Corona-Zahlen sorgen, erinnern Schilder daran, dass Social Distancing auch in der Sonne am Strand notwendig ist. In Australien gibt es seit Ende September nur noch sehr wenige Neuinfektionen.
Bild: Bai Xuefei/Xinhua/imago images
Der Schmerz der Angehörigen
Die 16-jährige Kelvia Goncalves weint hemmungslos am Grab ihrer Mutter Andrea dos Reis Brasao in Manaus. Brasao ist nur 39 Jahre geworden - und eines der vielen Opfer von COVID-19 in der brasilianischen Metropole, in der Sauerstoff für Betroffene Mangelware ist. Für die katastrophalen Zustände im Land machen immer mehr Brasilianer den rechtsextremen Präsident Jair Bolsonaro verantwortlich.
Bild: Bruno Kelly/REUTERS
Vorsicht besser als Nachsicht?
Ein ganzer Pulk von Gesundheitspersonal ist in einem abgesperrten Teil Hongkongs unterwegs, um Corona-Tests durchzuführen. Wegen eines sprunghaften Anstiegs der Infektionen wurden zuletzt besonders betroffene Viertel ohne Vorwarnung abgeriegelt. Die chinesische Sonderverwaltungszone setzt im Kampf gegen Corona auf ähnlich rigorose Maßnahmen wie Festlandchina - und war bislang kaum davon betroffen.
Bild: Tyrone Siu/REUTERS
Ein Konzert der etwas anderen Art
Während viele andere Events nur noch digital stattfinden, haben sich die Flaming Lips etwas Besonderes für ihre Fans ausgedacht: In Oklahoma City gaben die Rockmusiker ein Konzert, bei dem aufblasbare Plastikbälle zum Einsatz kamen. So konnten die Besucher ihrer Musik ohne Angst vor Corona lauschen. Frontmann Wayne Coyne kullerte sogar in seiner eigenen Kugel über das Publikum hinweg.
Bild: Flaming Lips/Warner Music/REUTERS
Impfen bei Orgelklängen
In Zeiten geschlossener Kirchen gibt es in Gotteshäusern viel Platz. So wurde auch die Kathedrale im britischen Lichfield kurzerhand in ein Impfzentrum verwandelt. In Großbritannien gibt es, anders als in der EU, keinen Lieferengpass bei Impfstoffen, so dass weiterhin geimpft werden kann.
Bild: Carl Recine/REUTERS
Ein Licht am Ende des Tunnels
Die Ägypterin Amy Ezzat bereitet einen Kuchen in Form eines Impfstoffs vor, auf dem "Coronavirus-Impfstoff" und "Bye Bye Corona" steht. Die symbolträchtige Süßigkeit will sie an COVID-Patienten in einem Krankenhaus in Kairo verteilen. Obwohl die Impfkampagnen vielerorts eher schleppend in Gang kommen, sind die Corona-Vakzine für viele derzeit der einzige Lichtblick.