Eine dunkelgelbe Karte für Russland - so würde man die Entscheidung der UEFA-Disziplinarkommission im Fußballjargon bezeichnen. Der Turnierausschluss auf Bewährung ist eine gerechte und angenehm klare Strafe. So ungerecht eine Disqualifikation für das Team selbst wäre, scheint es die einzige Möglichkeit zu sein, die rücksichtslosen Schläger in den Griff zu bekommen.
Angst um das Image bei der UEFA
Szenen, wie die im Stadion von Marseille, als tausende englische Fans aus Angst vor den Chaoten über Zäune flüchteten, riefen Erinnerungen an dunkle Zeiten im Fußball hervor. Bei vergleichbaren Ereignissen kamen 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion 39 Menschen ums Leben. Die Parallelen sind auch der UEFA bekannt, sicher ein Grund, warum sie die Fernsehbilder aus Marseille lieber nicht zeigen mochte. Es kratzt am Image des Verbandes, der sich sonst in disziplinarischen Verfahren gerne geschmeidiger zeigt.
Unsägliche Reaktionen aus Russland
Organisierte und gewaltbereite Idioten sind das eine, im aktuellen Fall kommt aber noch etwas viel Schwerwiegenderes hinzu: Claqueure aus der russischen Politik liefern den Hooligans noch Zuspruch. "Weiter so!" twitterte beispielsweise der russische Parlaments-Vizepräsident Igor Lebedew. Dieser Hintergrund dürfte die Schärfe des UEFA-Urteils noch befeuert haben. Die drohende Disqualifikation rückt den russischen Sport noch mehr ins Zwielicht. Schließlich steht auch noch ein möglicher Olympia-Ausschluss wegen anhaltender Dopingprobleme im Raum.
Im Fußball hat die erwähnte "dunkelgelbe" Karte aber nur dann genug Drohpotential, wenn die Verantwortlichen, wie ein guter Schiedsrichter, ihrer Linie treu bleiben. Sprich: wenn sie bereit sind, auch die rote Karte zu zeigen. Die UEFA-Disziplinarkommission hat dabei die Vorfälle im Stadion im Auge. Sollte es außerhalb, also in den Fußgängerzonen der Spielorte, krachen, kann das UEFA-Exekutivkommitee Russland ebenfalls aus dem Turnier nehmen. Das Gleiche droht im Übrigen auch England. Es wäre wohltuend, wenn die Verantwortlichen bereit wären tatsächlich so weit zu gehen.
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