Das Lieblings-Spielzeug in unser aller Hand- und Hosentaschen, das Smartphone - es hat ein Problem. Zumindest das neue Top-Gerät aus dem Hause des Weltmarktführers Samsung. Weil der eingebaute Akku im Galaxy Note 7 offenbar zu groß ist, erhitzt er sich so stark, dass er sich entzünden kann. Das ist höchst unangenehm, in der Hosentasche deutlich mehr noch als in der Handtasche. Aber es ist eben auch gefährlich. So gefährlich, dass manche Airlines ihren Passagieren bereits verbieten, die betroffenen Geräte mit an Bord zu nehmen.
Koreas Dickschiff
Natürlich ist das nun verkündete Aus für das Note 7 ein beispielloses Desaster für Samsung, zumindest für die Handy-Sparte des riesigen Konzerns. Der ja nebenbei auch noch Schiffe, Fernseher und Waschmaschinen baut, in der Biotechnologie unterwegs ist, aber auch Finanzdienstleistungen anbietet, Versicherung zum Beispiel. Mit fast 500.000 Mitarbeitern erwirtschaftet der Konzern mindestens ein Fünftel der Wirtschaftsleistung Südkoreas. Aber weil die Smartphone-Sparte eben nur ein Teil des Riesen ist, wenn auch ein wichtiger, wird dieser Riese das Ganze überleben.
Wer hierzulande kannte vor 20 Jahren den größten Mischkonzern von der koreanischen Halbinsel? Die ersten Handys, die hier auftauchten, wurden belächelt. Später, mit dem einsetzenden Siegeszug der Smartphones, war es ähnlich, als die ersten Samsung-Modelle auftauchten. Die fasste man, wenn überhaupt, nur mit spitzen Fingern an. Heute verkauft Samsung weltweit die meisten Smartphones. In den besten Zeiten betrug der Weltmarktanteil über 30 Prozent, heute ist immer noch ein Fünftel des Weltmarktes in Samsung-Hand. Mit TV-Geräten war die Entwicklung übrigens ähnlich. In Deutschland sind die Geräte der Koreaner längst der Top-Seller.
Gefahr lauert anderswo
Nun also dieses brandgefährliche Desaster. Natürlich kann das den Konzern seinen Spitzenplatz kosten. Und sollte sich jetzt noch irgendein Amerikaner finden, der sich die Finger an so einem glühenden Note 7 verbrannt hat, kann das auch ganz schön teuer werden. Klar ist aber auch: Apple, der größte Konkurrent für Samsung in den USA, wird davon kaum profitieren. Die viel größere Gefahr für Samsung sind die vielen Massen-Hersteller aus China wie Huawei, ZTE, Oppo oder Xiaomi oder der taiwanesische Anbieter HTC. Denn Samsung setzt ja anders als Apple nicht nur auf teure Edelgeräte, sondern bedient auch und vor allem den Massenmarkt in Schwellen- und Entwicklungsländern.
Nun gibt es manchen, der schon Vergleiche zieht mit dem Dieselskandal des deutschen Autobauers VW. Nach dem Motto: Auch andere kann es plötzlich treffen. Das ist nicht mal nur ein schwacher Trost, sondern es ist in vielerlei Hinsicht falsch. Natürlich können auch Weltkonzerne wie Samsung, Volkswagen oder auch Toyota, die seit Jahren gigantische Rückrufaktionen fahren müssen, von solchen Skandalen aus der Bahn geworfen werden. Aber anders als die bei Volkswagen vorsätzlich eingebaute Schummelsoftware handelt es sich bei den brennenden Akkus um einen technischen Fehler. Sicher hätte man ausführlicher testen können, aber die Koreaner standen offenbar unter Zeitdruck, um parallel mit Apples neuem Top-Gerät, dem iPhone 7 auf den Markt zu kommen. Jetzt ist Samsung immerhin so ehrlich einzugestehen, dass es die Akku-Probleme nicht in den Griff bekommt und die Produktion einstellt. Volkswagen will immer noch Dieselautos in den USA verkaufen.
Und doch ist da eine Gemeinsamkeit zwischen Dieselgate bei VW und Akkugate bei Samsung: Den Absatzzahlen von Volkswagen hat der Skandal bis heute nicht wirklich geschadet. Ähnlich wird es auch bei Samsung sein. Und so bleibt vor allem eines: Viel zu viel Aufregung um ein paar brennende Smartphones.
Anmerkung: In einer früheren Version wurde HTC als chinesischer Hersteller genannt. Dieser hat seinen Sitz nicht in China, sondern in Taiwan (ROC).
Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!