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Berlin muss ran

Christoph Hasselbach 26. Januar 2007

Mehr Geld und mehr Truppen: Die NATO geht in die Offensive in Afghanistan. Zum deutschen Beitrag dürften in Zukunft auch Aufklärungsflugzeuge gehören, die beim Anti-Terror-Kampf helfen. Christoph Hasselbach kommentiert.

Symbolbild Kommentar

Die Deutschen müssen erst wieder töten lernen. So lautete jüngst eine besonders spitz formulierte amerikanische Klage zum Einsatz in Afghanistan. Ein britischer Offizier hat es kürzlich in einem Rundfunkinterview nur wenig milder ausgedrückt: Die Deutschen seien inzwischen wieder auf der ganzen Welt mit Soldaten präsent, aber die eigentliche Drecksarbeit, das Kämpfen, das müssten andere machen.

Ein Großteil der deutschen Öffentlichkeit reibt sich darüber verwundert die Augen. Es ist erst wenige Jahre her, da waren deutsche Soldaten im Nicht-NATO-Gebiet noch tabu, wegen der Geschichte natürlich. Das war richtig, und die anderen NATO-Länder haben es akzeptiert. Es war nebenbei auch sehr bequem für die Deutschen. Und jetzt sollen sie am liebsten massenhaft Kampftruppen stellen?

Nur Helfer in Uniform

Mit der Frage der Aufklärungstornados, so der Einwand vieler deutscher Politiker und Militärs, würde eine Schwelle überschritten, man sei dann Teil des Anti-Terror-Kampfes, und der habe eine ganz andere Qualität als die bisherige Stabilisierungsmission. Das ist wahr.

Die Deutschen haben sich an Auslandseinsätze ihrer Bundeswehr nur deshalb so schnell gewöhnt, weil diese Einsätze so relativ zivil sind. Manchmal weiß der Beobachter kaum, wo die Grenze zwischen militärischem und humanitärem Einsatz verläuft. Zur Akzeptanz trug vor allem bei, dass die Einsätze bei der jeweiligen Bevölkerung wenig umstritten, oft sogar ausgesprochen willkommen sind. Deutsche Soldaten als Helfer in Uniform - das ist ein schönes Bild, eines, mit dem man sowohl nach innen als auch nach außen Werbung machen kann.

Wie entsteht Sicherheit?

Der Haken in Afghanistan ist nur: Ohne die Kampfeinsätze der anderen wäre der eher zivile Einsatz der Deutschen dort nicht möglich. Es stimmt zwar, dass eine einseitige Betonung des Militärischen falsch ist. Diese Lektion haben die Amerikaner im Irak vielleicht zu spät gelernt. Ohne Wiederaufbau kann es keine Sicherheit geben.

Aber umgekehrt gilt auch: Ohne Sicherheit gibt es keinen Wiederaufbau. Und Sicherheit muss eben zum Teil militärisch erkämpft werden. Wenn das immer die anderen machen, dann stimmt was nicht, dann ist die NATO kein Bündnis mit gleicher Verantwortung und gleichem Risiko. Das muss sie aber sein.

Abgesehen von der Frage, ob das bestehende Mandat den Tornado-Einsatz in Afghanistan abdeckt oder nicht, weiß natürlich Angela Merkel, wie umstritten Kampfeinsätze im Parlament und in der Bevölkerung insgesamt sind. Wer für den Tornado-Einsatz ist, sollte das offensiv verteidigen und dafür werben, wer dagegen ist, müsste allerdings erklären, wie er sich eine NATO mit zwei unterschiedlichen Risikostufen vorstellt.

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