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Bitte keine Politiker!

Soric Miodrag Kommentarbild App
Miodrag Soric
31. August 2015

Was sind das bloß für Kandidaten, die sich im konservativen Lager um die US-Präsidentschaft bewerben? Kaum einer versteht etwas von dem Job. Aber genau das macht sie für viele wählbar, stellt Miodrag Soric fest.

Bild: picture alliance/AP Images/S. Walsh

Endlich einer, der weiß, wo es lang geht. Oder es zumindest vorgibt. Immer lautstark, selbstbewusst, frech. Mit Zahlen, Fakten oder Argumenten hält sich Donald Trump nicht lange auf. In seinen Wahlkampfreden verbreitet der 69-Jährige viel heiße Luft, was gut zu seiner geföhnten Brettfrisur passt. Er werde gewinnen, weil er nun mal ein Sieger sei, ein Milliardär, lautet sein Mantra beim Bad in der Menge. Oder sobald eine TV-Kamera auf ihn gerichtet ist. Vielen imponiert das. Trump führt derzeit in allen Umfragen.

An zweiter Stelle liegt Ben Carson, pensionierter Neurochirurg. Er spricht leiser als Trump. Ein feines Lächeln huscht über die Züge des Doktors, wenn er doziert, woran Amerika krankt: Der Staatskörper sei zu fett. Deshalb verordnet er eine Steuerdiät. Nebenwirkungen, etwa in der Bildungs- oder Umweltpolitik, schiebt er beiseite. Es scheint ihn auch nicht zu stören, dass er praktisch nichts von Außen- und Sicherheitspolitik versteht.

Miodrag Soric, DW-Korrespondent in Washington

Genau darauf aber kommt es bei der Ausübung des US-Präsidentenamtes an.

Die politische Klasse hat enttäuscht

Auch Carly Fiorina hat keine politische Erfahrung. Es gibt erstaunlich viele Amerikaner, die eben das schätzen. Anders lässt sich nicht erklären, dass die drahtige 60-Jährige in Umfragen andere republikanische Schwergewichte hinter sich lässt. In ihren Reden verweist sie auf ihre Erfahrung als CEO von Hewlett-Packard. Dabei hat sie dort als Top-Managerin versagt.

Woher also die Beliebtheit von Fiorina und den anderen Kandidaten ohne Politikerfahrung ?

Der wichtigste Grund: Die Amerikaner sind enttäuscht von der politischen Klasse. Sie konnten in den vergangenen Jahren beobachten, wie sich das Establishment mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit der Verabschiedung von Gesetzen. Republikaner und Demokraten im Kongress blockieren sich gegenseitig. Das Ansehen der Parteien ist im Keller.

Der nicht zu unterschätzende Unterhaltungswert

Kein Wunder, dass viele Amerikaner neugierig sind auf "neue Gesichter" in der Politik. Mit Trump und Co. verbinden sie die Hoffnung auf eine andere, bürgernahe Regierung.

Und wenn sie ausbleibt, dann ist da immer noch der Unterhaltungswert. Trump schert sich nicht um Tabus. Er ignoriert politische Korrektheit, beleidigt politische Gegner. Für einen billigen Lacher mag das gut sein. Es löst aber keine Probleme. Schon gar nicht bei der Einwanderungspolitik.

Nicht-Politiker in die Politik: In den USA gab es dieses Phänomen schon. Der Milliardär Ross Perot verkündete Anfang der 90er Jahre: Ihn könne kein Lobbyist "kaufen". Trump behauptet heute dasselbe.

Wiederholt sich die Geschichte? Bill Clinton wurde 1992 Präsident, weil Perot als unabhängiger Kandidat antrat und die konservativen Kräfte spaltete.

Spielt Trump diese Rolle 2016?

Noch ist es nicht soweit.

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