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Bravo, Sbornaja!

1. Juli 2018

Russland wirft den Favoriten Spanien aus der WM. Der sensationelle Einzug der Sbornaja ins Viertelfinale der Heim-WM zeigt, was purer Siegeswillen bewirken kann, meint DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

Bild: Reuters/C. Recine

Die Sensation ist perfekt. Russland wirft im WM-Achtelfinale mit Spanien einen der Titelkandidaten aus dem Turnier. Ausgerechnet Russland! Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow hat aus dem "schlechtesten WM-Gastgeber aller Zeiten", zu dem die meisten Experten die Sbornaja im Vorfeld erklärt hatten, eine echte Mannschaft geformt. Sie holt alles auch sich heraus, was möglich ist. Eigentlich spielt sie sogar über ihre Verhältnisse.

Putins Skepsis widerlegt

Im Gegensatz zu den Spielern einer vermeintlich großen Fußballnation wie Deutschland starteten die Russen sofort mit Herz und hundert Prozent Einsatz in die Heim-WM. Ganz so, als wollten sie ihrem Präsidenten Wladimir Putin zeigen, dass sie deutlich mehr können, als der Staatschef ihnen öffentlich zugetraut hatte. 5:0 im Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien, 3:1 gegen Ägypten - und schon stand die Sbornaja vorzeitig im Achtelfinale

Kleines Zwischen-Tief

Die unerwartet aufkommende Fußball-Euphorie in Russland hatte dem Team Flügel verliehen. Das 0:3 im bedeutungslos gewordenen letzten Gruppenspiel gegen Uruguay holte Tschertschessows Team zwischenzeitlich auf den Boden zurück. Die Mannschaft wirkte gegen die Südamerikaner schlicht überfordert. Die Experten fühlten sich nun in ihrer negativen Bewertung vor der WM bestätigt und sagten den sicheren K.o. im Achtelfinale gegen Spanien voraus.

Stefan Nestler, DW Sport

Laufbereitschaft und Einsatzwillen

Doch wieder irrten sie sich gründlich. Mit unglaublicher Laufbereitschaft und unbändigem Einsatzwillen bot die Sbornaja den Spaniern die Stirn. Selbst der 0:1-Rückstand durch ein unglückliches Eigentor brachte sie nicht aus dem Konzept. Die Abwehr vor dem glänzend aufgelegten Torwart Igor Akinfejew stand sicher - und vorne rissen die Dauerläufer Artjom Dsjuba und Alexander Golowin Lücken in die spanische Defensive. Das russische Team erarbeitete und verdiente sich gegen lange Zeit pomadig aufspielende Spanier den Ausgleich. Als die Spanier spät, aber doch noch aufwachten und Druck machten, rettete sich die Sbornaja mit Glück, Geschick und der lautstarken Unterstützung der Fans erst in die Verlängerung, dann ins Elfmeterschießen. Dort blieben nicht nur die russischen Schützen ganz cool, auch Akinfejew, der zweimal parierte.

Russlands Sommermärchen geht weiter

Schon jetzt ist der Einzug ins Viertelfinale einer der größten Überraschungen des Turniers und gleichzeitig der größte Erfolg eines russischen Nationalteams seit dem Ende der Sowjetunion. Die Sbornaja demonstriert, was purer Siegeswillen und Fußball mit Herz, gepaart mit Glück, bewirken können. Bravo! Dass russische Sommermärchen geht weiter.

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