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Politik

Chameneis leere Drohungen

HA Asien | Jamshid Barzegar
Jamshid Barzegar
3. Juni 2018

Ayatollah Chamenei hat der EU weitreichende Bedingungen gestellt, damit sich Teheran weiter an das Atomabkommen hält, und die USA scharf attackiert. Aber es ist eine Maus, die da brüllt, meint Jamshid Barzegar.

Bild: Mehr News

Der einzige Satz aus der jüngsten Rede Ali Chameneis, des Führers der Islamischen Republik Iran, der in Erinnerung bleiben wird, lautete: "Die USA werden wie Tom, die berühmte Katze aus Tom und Jerry, doch bloß wieder verlieren. Wir zweifeln keine Sekunde daran, dass der Feind unterliegen wird, und wer mit den Lehren des Islams vertraut ist, der weiß das."

Chamenei hat sich schon früher auf die amerikanische Zeichentrickserie Tom und Jerry bezogen, um die angebliche Schwäche der USA zu illustrieren. Tom ist der Kater, dem es mit noch so großem Aufwand nie gelingt, die Maus Jerry zu fangen.

Jamshed Barzegar, Leiter der DW Farsi-Redaktion Bild: DW/B. Scheid

Bei einem Treffen mit dem damaligen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad vor sieben Jahren hatte Chamenei erklärt: "Wenn man Amerika sieht, muss man unwillkürlich an die Katze Tom denken. Viel Action, viel Lärm und viel Aufwand, aber das Ergebnis bleibt weit hinter den eigenen Erwartungen und denen der Zuschauer zurück. Und es ist wirklich so: Alles hängt davon ab, wie gewitzt man ist."

Und in der Tat: Mit Gewitztheit und Schläue hat der Iran es zwar verstanden, eine Zeitlang die Sanktionen zu umgehen. Wobei diese krummen internationalen Öl-, Waren- und Geldgeschäfte zu einer beispiellosen Korruption in der iranischen Wirtschaft geführt haben. Aber schließlich haben die "erpresserischen Sanktionen" (O-Ton Chamenei) doch dazu geführt, dass der Iran sich zur Beendigung beziehungsweise scharfen Kontrolle seines Atomprogramms bereit erklärte.

Die neuerliche Berufung Chameneis auf Tom und Jerry, um die kommende "Niederlage" der USA vorauszusagen, braucht man deshalb nicht ernst zu nehmen. Auch seine Ablehnung weiterer Verhandlungen mit der Europäischen Union - denn als solche muss man seine "sieben Bedingungen" verstehen, die er den Europäern gestellt hat, damit der Iran sich an das Atomabkommen hält -  wird keine praktischen Konsequenzen haben. Im Gegenteil: Die iranischen Unterhändler werden alles daran setzen, zumindest grundlegende Zusicherungen von den Europäern zu erhalten.

Irans geistlicher Führer zieht die falschen Lehren aus der US-Serie Tom und Jerry Bild: picture-alliance/dpa/E. Goldschmidt

Iran in schwacher Position

Denn der Iran ist angesichts seiner Schwierigkeiten im Inneren nicht in einer Position, Verhandlungsangebote auszuschlagen und stattdessen mit einer Wiederaufnahme der Urananreicherung zu drohen. Da kann Chamenei eine noch so deutliche Sprache sprechen und da mögen die Bedingungen, die er stellt, noch so unerfüllbar klingen.

Das einzige, was der Führer der Islamischen Republik mit seinen Äußerungen erreicht: Er macht Leuten wie Federica Mogherini das Leben schwer und Donald Trump leicht. Den Ausweg aus dieser Lage wird Chamenei demnächst vermutlich in einer neuen Rede verkünden, in der er wieder davon sprechen wird, dass es manchmal klüger ist, nachzugeben, um angeblich am Ende zu triumphieren.

Bei Tom und Jerry wird die iranische Führung auf Dauer nicht die geeignete Inspiration finden. Wenn sie - wie der Führer der Islamischen Republik - unbedingt an Katzengeschichten festhalten möchte, empfehle ich die Geschichte "Die Maus und die Katze" des Obeyd Zakani aus dem persischen Mittelalter. Darin lehnen sich die Mäuse heldenhaft gegen eine Katze auf und werden am Ende doch von ihr gefressen.  

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