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Das Fracking-Risiko lohnt nicht

Richard A. Fuchs10. Mai 2015

Braucht Deutschland Fracking - oder nicht? Im Deutschen Bundestag wird darum gerungen. Dabei redet kaum einer über den wahren Grund, warum Schiefergas hier keine Zukunft hat, glaubt Richard Fuchs.

Protest gegen Fracking vor dem Bundeskanzleramt in Berlin (Foto: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka)
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Wer ein Risiko akzeptiert, muss wissen, ob es sich lohnt. Und genau das ist beim Fracking in Deutschland nicht der Fall. Denn während die Risiken immer deutlicher werden, erscheint der wirtschaftliche Nutzen dagegen gering. Damit dürfte zu allererst nicht Druck von Umweltverbänden zum Sargnagel für das Projekt Schiefergasförderung werden, sondern schlichtweg die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Projekte selbst.

Kein Schiefergasboom in Sicht

Auch wenn Fracking-Befürworter gerne auf den Schiefergas-Boom in den USA schielen: eine Rallye wie dort kann es hier nicht geben. Selbst die größten Optimisten schätzen, dass Deutschland mit Fracking 20 Milliarden Kubikmeter Schiefergas ab 2030 fördern könnte - im besten Fall. Das wäre ein Viertel des deutschen Gasverbrauchs im vergangenen Jahr. Klingt gut? Nur auf den ersten Blick. Denn potentielle Erdgasförderunternehmen wie BASF, BP, ExxonMobil und Total verschweigen gerne, dass der Fracking-Boom in Deutschland ein extrem kurzer wäre. Nur wenige Jahre dürften die Schiefergasreserven reichen, dann wäre alles aus dem porösen Schiefergestein aus unter 3000 Meter Tiefe herausgepresst.

Der Schiefergas-Boom wäre damit ein Strohfeuer. Nicht geeignet, um die ohnehin vor sich hin siechende Erdgasförderung in Deutschland auch nur um wenige Jahre mehr am Leben zu halten. Eine echte Alternative zu russischem Erdgas bietet das nicht, weder kurz- noch langfristig.

Richard A. Fuchs

Die Unwägsamkeiten des kurzen Schiefergas-Booms dagegen bleiben gegenwärtig: Noch ist nicht klar, was mit dem Gemisch aus Wasser, Sand und giftigen Chemikalien passiert, wenn es mit Hochdruck in die Tiefe gepresst wird und dort zu einem Großteil verbleibt. Wissenschaftler der Pennsylvania State University konnten in den USA zumindest Fracking-Chemikalien im Grundwasser nachweisen. Die Studie räumt damit mit einem Mythos der Erdgas-Industrie auf: Das Versprechen, dass Fracking-Chemikalien nie ins Grundwasser gelangen können, ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben wurde.

Und dann noch die Dimension des Eingriffs: 1200 neuer Erdgasbrunnen müssten entstehen, sagen Forscher, damit der Erdgas-Boom sich für die Volkswirtschaft rechnet. Wie so viele Bohrlöcher in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland durchsetzen, wie das gehen soll, diese Antwort bleiben die Befürworter ebenfalls noch schuldig.

Wer Risiko scheut, kann auch klug sein

Es lohnt sich also, vor einem solchen Unfug Angst zu haben. Dabei tut die Politik gut daran, diese Ängste ernst zu nehmen. Denn keine Technologie wird Erfolg haben, wenn sie nicht von einem gesellschaftlichen Konsens getragen wird. Beim Thema Fracking existiert genau dieser Konsens nicht – und er lässt sich auch nicht durch Imagekampagnen herbeireden. 2200 Kommunen und Städte haben in einer Petition Nein zum Fracking gesagt. Liest man Meinungsumfragen, sind sie längst nicht die einzigen. Und auch eine Mehrheit der 16 Ministerpräsidenten sprach sich im Bundesrat für ein generelles Verbot der Schiefergasförderung in Deutschland aus.

Wie streng sind die Regeln wirklich?

Die Bundesregierung signalisiert, dass sie verstanden habe. Und sie feiert sich dafür, dem Parlament die vermeintlich "strengste Fracking-Regelung der Welt" vorgelegt zu haben. Das ist hoch gegriffen – und vielleicht auch ein wenig Hochstapelei. Denn ob Fracking mit diesem Gesetz nun tatsächlich in Deutschland verantwortungsbewusst eingesetzt wird, das muss erst die Praxis zeigen. Der Grund: Nach einer erfolgreichen Versuchsbohrung soll künftig ein kommerzieller Fracking-Betrieb nur dann genehmigt werden, wenn eine kleine Expertenkommission dem Projekt zustimmt. Umweltverbände monieren aber, dass diese Kommission von Fracking-Befürwortern unterwandert werden könnte. Und in der Tat, weil es keine parlamentarische Kontrolle geben soll, lässt sich die Befürchtung bislang nicht entkräften.

Eine Hoffnung bleibt allen Fracking-Gegnern hierzulande: Die von dem Gesetz jetzt anvisierten Umweltauflagen dürften eine kommerzielle Ausbeutung von Lagerstätten so kostspielig machen, dass selbst Großkonzerne einen Bogen um Deutschland machen. Damit dürfte sich Fracking hierzulande einfach nicht rechnen – und das ist der beste Schutz davor, dass es stattfindet.

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