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Rechtsfreier Raum Stadion

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Tobias Oelmaier
28. Oktober 2018

Nach den Ausschreitungen von Hertha-Fans im Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund fordert DW-Redakteur Tobias Oelmaier ein hartes Vorgehen der Einsatzkräfte. Warum nicht mal mit Wasserwerfern auf Bengalos schießen?

Bild: picture-alliance/Fotostand

"Das ist nicht hinnehmbar", sagte ein sichtlich geschockter Hertha-Manager Michael Preetz nach der Partie seiner Berliner bei Borussia Dortmund. Und Preetz meinte damit nicht das glückliche 2:2 seiner Mannschaft. Es ging mal wieder um Verfehlungen des Hertha "Fan"-Klubs "Hauptstadtmafia". Kurz nach Anpfiff der Partie hatten Mitglieder der Vereinigung Pyrotechnik gezündet und sich dabei unter einem großen Transparent versteckt. Als Einsatzkräfte der Polizei das Banner wegziehen wollten, wurden diese von den Ultras mit Fahnenstangen beworfen und geschlagen, dazu flogen Bengalos.

In der Halbzeitpause dann die nächste Eskalationsstufe: Unter der Tribüne sollen die Berliner Ultras zwei große Sanitäranlagen komplett zerstört und einschreitende Polizeikräfte mit abgetretenen Toilettentüren und Sanitärkeramik angegriffen haben. Insgesamt gab es 45 Verletzte, die meisten davon durch den Einsatz von Tränengas, einige wurden ins Krankenhaus gebracht. Betrachtet man die Bilder, kann man von Glück sprechen, dass es keine Schwerverletzten oder gar Tote gab. So aber blieb es vorerst bei Strafanzeigen wegen Landfriedensbruchs, Widerstand gegen Polizeibeamte, tätlichen Angriffs auf Polizisten und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz.

"CS-Gas nicht mal im Krieg erlaubt"

DW-Redakteur Tobias Oelmaier: "Wasserwerfer gegen Bengalo-Chaoten"

Dass in Fußballstadien munter drauf los beleidigt wird, scheint schon seit Jahrzehnten zum guten Ton zu gehören. Immerhin haben es die Verbände geschafft, durch harte Sanktionen gegen die Klubs rassistische Anfeindungen stark einzudämmen. Gegen Pyrotechnik und körperliche Gewalt gegenüber Ordnungskräften aber sind auch sie machtlos, trotz hoher Geldstrafen gegen die Vereine. Bei den Fan-Organisatoren, bei den Fan-Vertretern, keine Spur von Einsicht.

Der "Förderkreis Ostkurve", eine Fangemeinschaft von Hertha BSC, veröffentlichte nach den Vorkommnissen von Dortmund eine Stellungnahme in zehn Punkten. Darin wird der strafbare Einsatz von Pyrotechnik verharmlost, gar als normal dargestellt, die Konfiszierung der Fahne als "Diebstahl" bezeichnet und das CS-Gas der Polizei als eine "hochgradig gefährliche Waffe, die selbst in Kriegen ... nicht eingesetzt werden darf".

Geht's noch? Wer widerrechtlich mit Pyrotechnik hantiert, dabei andere Stadionbesucher und Ordnungskräfte in Gefahr bringt, muss damit rechnen, dass die Polizei eingreift. Und dass sich dann auch noch Dortmunder Ultras mit den Berlinern solidarisierten, indem sie die Unterstützung für ihr Team einstellten, zeigt, wes Geistes Kind und welcher Gesinnung sie sind.

Bengalos mit Wasserwerfern löschen

Unzählige Appelle an die Vernunft durch Verbände und Vereine in den vergangenen Jahren haben nicht gefruchtet. Bengalos und Rauchbomben werden einfach weiter gezündet. Unter dem Motto: "Pyrotechnik ist kein Verbrechen". Beleidigungen nicht, und Bedrohungen nicht, wie jüngst die Dortmunder "Fans" mit ihrem Fadenkreuz-Banner mit Hoffenheims Klubchef Dietmar Hopp im Visier. Sachbeschädigung sind in ihren Augen offenbar auch kein Verbrechen. Und Gewalt gegen Polizisten erst recht nicht.

Die Rechtsstaatlichkeit scheint kaum Zugriff auf die Machenschaften in den Stadien zu haben. Stattdessen maßen sich selbsternannte Ultras an zu entscheiden, was strafbar ist und was nicht im rechtsfreien Raum Stadion. Was kommt als nächstes? Selbstjustiz, Blutrache, die Fan-Scharia im Block?

Es wird Zeit, dass die Einsatzkräfte mit der einzigen Sprache antworten, die diese Chaoten verstehen. Strafrechtliche Verfolgung der Täter, Stadionverbote, Präventionshaft, und im Stadion Wasserwerfer, sobald in der Kurve das erste Bengalo leuchtet!

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