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Kommentar: Der deutsche Film lebt

Jochen Kürten15. Mai 2006

Mit sieben Preisen ist das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" der große Gewinner beim Deutschen Filmpreis. Der Filmpreis in Silber ging an das Sozialdrama "Knallhart" von Detlev Buck. Jochen Kürten kommentiert.

Ulrich Mühe wurde für seine Rolle eines Stasi-Hauptmanns in "Das Leben der anderen" als bester Schauspieler ausgezeichnetBild: picture-alliance/ dpa

Der Deutsche Film braucht eigentlich nur noch eines zum vollkommenen Glück: einen größeren Zuschauerzuspruch. Denn sonst hat er momentan fast alles: starke Filme, einfallsreiche Regisseure, faszinierende Schauspieler, Preise bei Festivals in aller Welt, einen hoffnungsvollen Nachwuchs. All das hat die Verleihung des Deutschen Filmpreis am Freitag (12.5.06) in Berlin eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Nicht nur die beiden großen Gewinner des Abends, das bezwingende Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" und das erschreckende Provinzportrait "Requiem" sind künstlerisch gelungene Beispiele für den derzeit so ausdrucksstarken deutschen Film. Auch die mehrfach nominierten, am Freitag aber weniger prämierten Filme wie "Knallhart" und "Sommer vorm Balkon" haben Fachbesucher auf Festivals und Publikum - falls vorhanden - überzeugt.

Regisseure wie Hans-Christian Schmid, Detlef Buck und Andreas Dresen sowie Debütant Florian Henckel von Donnersmarck stehen für eine derzeit vielfältige Regielandschaft, die noch aus zwei Dutzend weiteren Filmemachern besteht. Eine Liste mit Namen wie Tom Tykwer, Christian Petzold oder Hans Weingartner ließe sich fortsetzen. Sie alle können aus einem großen Reservoir an Schauspielern schöpfen, zu dem jedes Jahr neue Talente stoßen. Ob Julia Jentsch oder Nadja Uhl, ob Sebastian Koch oder Jürgen Vogel - um die Präsenz der Leinwanddarsteller muss sich Kinoland Deutschland am allerwenigsten Sorge machen.

Auch international hat sich das deutsche Kino in den vergangenen Jahren auf Festivals in aller Welt in glänzender Form gezeigt, viele Preise der international besetzten Jurys beweisen dies. Dass im Wettbewerb der kommenden Filmfestspiele in Cannes ein deutscher Regisseur einmal mehr nicht dabei ist, das spricht inzwischen eher gegen Cannes als gegen das deutsche Kino.

Auch der Nachwuchs zeigt sich beständig in guter Form, was die Festivals in Saarbrücken, München und Hof immer wieder zeigen. Dass ausgerechnet ein Filmdebütant beim diesjährigen Preisregen in Berlin am besten abschnitt, ist nur das i-Tüpfelchen auf dem Triumph der Jugend.

Fehlt also nur eines: ein größeres Publikumsinteresse. Dass das derzeit nicht vorhanden ist, liegt am allerwenigsten an den Filmen, denn ob Stasi- oder Exorzismusthematik, ob Kiez-Drama oder Kiez-Komödie, die Filmemacher haben inzwischen eine gesunde Symbiose aus Anspruch und Unterhaltung gefunden.

Dass der deutsche Film an den Kassen nicht besser abschneidet, hat seine Gründe im komplizierten und sich immer wieder wandelnden Kinomarkt - und der ist abhängig von vielen Faktoren: regionales Kinosterben, Konkurrenzmedien wie DVD, Film-Piraterie, ein sich veränderndes Freizeitverhalten vieler Jugendlicher, demografischer Wandel, schwachbrüstige deutsche Film-Verleiher, die meist zu wenig in die Vermarktung ihrer Produkte investieren. An diesem Zusammenspiel der Kräfte sollte die Branche in der nächsten Zeit dringlich arbeiten. Dann hat der deutsche Film auch wieder die Zuschauerzahlen, die er verdient!

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