Das ist der Mann, den Volkwagen jetzt braucht. Matthias Müller, bisheriger Porsche-Chef und seit einigen Monaten auch im Vorstand von Volkswagen. Der gebürtige Sachse scheut keine Konflikte, benennt Fehler, arbeitet aber auch gerne im Team. Schon häufiger wurde er als Nachfolger für die Winterkorn-Nachfolge ins Gespräch gebracht, stets hat er dies weit von sich gewiesen. Denn Matthias Müller kann nur ein Übergangschef sein. Er ist 62 Jahre alt und hatte stets betont, dass Volkswagen über einen Generationswechsel in der Führung nachdenken sollte. Doch nun ist sein Alter ein Vorteil. Denn Matthias Müller muss nicht erst unter Beweis stellen, dass er ein erfolgreicher Automanager sein kann. Er ist es bereits.
Wer einmal erlebt hat, wie Matthias Müller im Cockpit eines Porsche 911 sitzt und mit großer Leidenschaft jedes technische Detail erklärt, spürt bei ihm die Begeisterung für das Auto. Er ist ein Mann vom Fach, gelernter Werkzeugmacher und studierter Informatiker. Unter seiner Führung verbuchte Porsche Rekordzahlen und der Mann kennt sich aus im Volkwagen-Konzern, Müller hat unter anderem viele Jahre bei Audi gearbeitet. Das war wichtig für den Aufsichtsrat, der ihn nun offenbar zum Nachfolger von Martin Winterkorn macht.
Dabei ist er um seine neue Aufgabe nicht zu beneiden. Müller wird Manager feuern und dem Unternehmen eine neue Struktur verpassen müssen. Er kann kein Alleinherrscher à la Winterkorn sein. Denn die bisherige Führungskultur hat versagt. Jetzt ist Teamarbeit gefragt, gepaart mit dynamischer Führungsstärke. Alte Seilschaften zählen nicht mehr. Matthias Müller wird knallhart aufräumen und die Affäre um den Abgasbetrug bei Dieselautos schonungslos aufklären müssen. Das ist er den über 600.000 Mitarbeitern und den vielen betrogenen VW-Kunden ebenso schuldig wie den Aktionären, die in den letzten Tagen einen dramatischen Wertverlust ihrer VW-Aktien hinnehmen mussten.
Müller, der charmant ist, aber auch bayrisch granteln kann, muss dafür sorgen, dass nie wieder schmutzige Geschäfte auf Kosten von Millionen Verbrauchern gemacht werden. Investitionen in neue Technologien sind nötig, damit VW bei Dieselautos als Hersteller wieder ernst genommen wird. Gleichzeitig muss VW sparen. Denn allein in den USA drohen Strafen und Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe. Immerhin: noch hat VW hohe Geldreserven, ist solide finanziert. Aber die Risiken sind enorm. Denn wie die Kunden auf den Abgasbetrug bei Volkswagen reagieren, ist noch völlig unklar. Müller wird dem größten Autobauer der Welt wieder eine Zukunft geben müssen. Ernsthaft, glaubwürdig und schnell.