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Der Newcomer im Schatten Kaczynskis

Porträt eines Mannes, der eine Brille trägt
Bartosz Dudek
6. August 2015

Polen hat einen neuen Staatspräsidenten. Der national und international bislang eher unbekannte National-Konservative Andrzej Duda muss vor allem aus dem Schatten der Kaczynski-Brüder heraustreten, meint Bartosz Dudek.

Andrzej Duda mit seiner Ehefrau auf dem Weg zur Vereidigung vor der Polnischen NationalversammlungBild: picture-alliance/epa/R. Pietruszka

Andrzej Duda sieht sich als Staatspräsident vor allem in der Tradition seines Vor-Vorgängers Lech Kaczynski. Seine Rede vor der Nationalversammlung lässt daran keinen Zweifel. Und das verwundert auch kaum. Duda war von 2005 bis 2010, in der Amtszeit Kaczynskis, schließlich Minister im Präsidialamt. Auch seine Wahl verdankt Duda größtenteils dem national-konservativen Oppositionsführer und Zwillingsbruder Lech Kaczynskis Jaroslaw. Dieser war es, der einen bislang in der Öffentlichkeit kaum bekannten Europa-Abgeordneten wie ein Kaninchen aus dem Hut zauberte und zum Präsidentschaftskandidaten kürte.

Erste Priorität: Die Sicherheit Polens

Die Berufung auf das Erbe des 2010 in Smolensk tragisch umgekommenen Lech Kaczynski muss nichts Schlechtes sein. Obwohl Kaczynskis Stil in vielen EU-Hauptstätten - einschließlich Berlin - oft für Unmut sorgte, hat die seitherige Entwicklung gezeigt, dass er in vielem Recht hatte: Seine Warnungen vor dem Hegemonialstreben von Putins Russland in Georgien und Ukraine haben sich leider auf eine erschütternde Art und Weise bewahrheitet. Sein leidenschaftliches "Nein" zur deutsch-russischen Gaspipeline durch die Ostsee unter Ausschluss Polens und der Ukraine wird mehr als verständlich, wenn man bedenkt, wie oft Russland in den vergangenen Jahren den Stopp von Gaslieferungen im Winter als politische Waffe missbrauchte.

Dudas Antrittsrede als Staatspräsident beweist, dass für ihn die Sicherheit Polens höchste Priorität hat. Die Mitgliedschaften Polens in NATO und EU seien die größten Erfolge seit dem Ende des Kommunismus, betont Duda. Er werde alles tun, um dauerhaft mehr Truppen der NATO-Partner nach Polen zu holen. Doch gleichzeitig will er sich für gute Beziehungen zu allen Nachbarn Polens einsetzen.

Bartosz Dudek leitet die Polnische Redaktion der DW

"Die Außenpolitik verträgt keine Revolution, aber durchaus einige Korrekturen" meint Duda. Korrekturen bedeuten nach seiner Darstellung vor allem mehr "Aktivität" und "Einsatz für Polens Interessen". Entscheidend für den Erfolg dabei wird sein, inwieweit er in der Sache hart und entschlossen, im Stil aber geschmeidiger als sein Vorbild agiert.

Gute Voraussetzungen

Die notwendigen Voraussetzungen sind auf jeden Fall gegeben: Waren es doch vor allem Dudas durchaus jugendhafte Frische, sein persönlicher Charme und seine Bürgernahe, die ihm Sieg über den amtsmüden Bronislaw Komorowski beschert haben. Und anders als Lech Kaczynski beherrscht der promovierte Jurist Duda Englisch und ist international vernetzt. Der größte Unterschied zu Jaroslaw Kaczynski und seinem verstorbenen Bruder: Duda ist ein sympathisches Aushängeschild des national-konservativen Lagers in Polen und kann sowohl im persönlichen Gespräch als auch auf internationalen Parkett gute Figur machen.

Ob ihm das tatsächlich gelingt, hängt paradoxerweise davon ab, inwiefern er imstande sein wird, sich von dem Schatten seines Vorbildes und dessen Zwillingsbruders zu befreien.

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