Das war deutlich: Bayern München, Borussia Dortmund und FC Schalke 04 - allesamt von englischen Teams rausgekegelt aus der Champions League. Ein Moment zum Nachdenken, meint Joscha Weber.
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Deutschland gegen England 0:3. Man kann das Achtelfinale der Champions League auf diese simple Formel herunterbrechen. Natürlich ist das Aufeinandertreffen von sechs Klubteams mit all ihren in- und ausländischen Spielern längst noch kein Vergleich zweier Nationalmannschaften und dennoch ist die Botschaft nicht zu leugnen: Der deutsche (Vereins-)Fußball hat international den Anschluss verloren, die Premier League ist der Bundesliga meilenweit enteilt.
Borussia Dortmund – Tottenham Hotspurs 0:4, FC Schalke 04 – Manchester City 2:10, Bayern München – FC Liverpool 1:3 (jeweils Hin- und Rückspiel zusammengerechnet). Allein die Zahlen sprechen Bände. Und wer die Spiele gesehen hat, muss feststellen: Nicht nur die Ergebnisse dieser Partien waren aus deutscher Sicht niederschmetternd. Auch spielerisch, taktisch und sogar kämpferisch klafften erhebliche Lücken zwischen den Teams der Bundesliga und ihren Gegnern aus der Premier League. Das Achtelfinale war eine Machtdemonstration des britischen Fußballs.
Vielsagend: Kein deutscher Klub, dafür alle vier englischen Vereine im Viertelfinale
England feiert, dass alle vier Mannschaften von der Insel im Champions League-Viertelfinale stehen. Dagegen ist erstmals seit 13 Jahren kein deutscher Klub im Viertelfinale der Königsklasse mehr vertreten. Deutlicher könnte der höchste europäische Wettbewerb die Verschiebung der Kräfteverhältnisse nicht dokumentieren. Man hatte sich an die Dominanz der spanischen Klubs in den europäischen Pokalwettbewerben gewöhnt, dahinter landeten England, Deutschland und Italien aber immer wieder auch Erfolge. Nun übernimmt die Premier League mit aller Macht. Und das hat Gründe.
Rund 5,4 Milliarden Euro nimmt die finanzstärkste Liga der Welt in drei Jahren allein aus der Inlands-TV-Vermarktung ein und hängt damit alle anderen Ligen klar ab. Hinzu kommen Auslandsvermarktung sowie Merchandise- oder Ticketerlöse. Mit diesem Geld kann die Premier League die besten Spieler der Welt kaufen und der Bundesliga Juwelen wie Leroy Sané, Ilkay Gündogan, Pierre-Emerick Aubameyang, Kevin de Bruyne oder Heung-Min Son ganz legal aus der Vitrine klauen. Und auch wenn Geld im Wortsinn keine Tore schießt, wirkt sich dieser Aderlass irgendwann aus.
Der deutsche Fußball steht vor einer unbequemen Entscheidung
Wenn Jürgen Klopp - noch so ein Star, den die Bundesliga an die Premier League verlor - scherzt, dass er hofft, "dass nicht irgendeine Stadt- oder Landesmeisterschaft" aus der Champions League wird, können die Vertreter der Bundesliga nicht wirklich mitlachen. Zu schwer wiegt der Verlust der Millionen-Einnahmen, die in den weiteren Runden der Champions League winken. Die finanzielle Kluft zwischen Premier League und Bundesliga dürfte sich also weiter vergrößern.
Der deutsche Fußball hat nun eine Wahl, die keine wirklich schöne ist: Entweder radikal an der Einnahmenseite arbeiten, also TV-Erlöse mit noch mehr Pay-TV-Verträgen erhöhen, die Auslandsvermarktung mit mehr Präsenz (und auch Spielen) im Ausland steigern sowie den Fans mit höheren Ticket- und Merchandisepreisen noch mehr Geld aus der Tasche ziehen und dabei endgültig die bereits jetzt brodelnde Fan-Basis gegen sich aufbringen. Oder aber das kapitalistische Rennen gegen die Premier League als bereits verloren aufgeben und sich damit an ein frühes Aus im Europapokal gewöhnen. Dies ist ein Moment zum Nachdenken für den deutschen Fußball.
Aktuelles zur Bundesliga:
Frankfurt weiter auf Europapokal-Kurs
Frankfurt setzt die Erfolgsserie fort. Schalke bleibt auch unter Interimstrainer Stevens weiter tor- und punktlos. Der BVB siegt Last-Minute, doch der FC Bayern holt sich die Tabellenspitze zurück.
Bild: Imago/J. Huebner
Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg 1:0 (1:0)
Trotz einer harten Europapokal-Woche untermauert Eintracht Frankfurt seine Ambitionen auf einen Europapokalplatz. Nach dem 1:0 (1:0)-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg bleiben die Hessen in diesem Jahr ungeschlagen. Verteidiger Martin Hinteregger erzielt das entscheidende Tor (31. Minute). Für Nürnberg sieht es dagegen bei sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz bereits sehr düster aus.
Bild: Imago/J. Huebner
FC Bayern München - FSV Mainz 05 6:0 (3:0)
Frust von der Seele geschossen schießen sich die Bayern vier Tage nach dem Champions- League-Aus gegen den FC Liverpool: Mit einem beeindruckenden 6:0 (3:0)-Erfolg über den FSV Mainz 05 katapultiert sich der Rekordmeister wieder zurück an Platz eins. Lewandowski (3. Minute), James mit einem Dreierpack (33./51./55.), Coman (39.) und Davies treffen für die Bayern. Mainz ist machtlos.
Bild: Getty Images/Bongarts/S. Widmann
Hertha BSC - Borussia Dortmund 2:3 (2:1)
Fünf Tore, ein Elfer, zwei Platzverweise: Das Samstagabendspiel ist Werbung pur für die Bundesliga. Zweimal bringt Kalou (4. Minute/35./HE) die Gastgeber in Führung. Delaney (14.) und Zagadou (47.) gleichen jeweils aus, bevor gleich zwei Hertha-Profis - Torunarigha (85.) und Ibisevic (90.+5) - den Rasen verlassen müssen. BVB-Kapitän Reus (90.+2) schießt den BVB über Nacht an die Tabellenspitze.
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Bayer Leverkusen - Werder Bremen 1:3 (0:2)
Matchwinner Max Kruse stoppt mit Werder Bremen den Aufwärtstrend von Bayer Leverkusen: Der Bremer Kapitän mit einem Doppelpack (13./90.+5 Minute) und Milot Rashica (37.) treffen für die Gäste. Leon Bailey (75.) erzielt mit einem perfekten Freistoßtor den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer. Bremen bleibt 2019 ungeschlagen und hat nur noch drei Punkte Rückstand auf Leverkusen.
Bild: imago/Nordphoto
FC Schalke 04 - RB Leipzig 0:1 (0:1)
Ratlos ist man auf Schalke: Der deutsche Vizemeister kassiert nach dem Tor von Werner (14.) seine 15. Saisonniederlage. Die Gelsenkirchener zeigen unter Interimstrainer Stevens und Co-Trainer Büskens (Mitte) eine ordentliche und engagierte Leistung, aber auch im vierten Heimspiel bleibt S04 torlos - Vereins-Negativrekord. Damit rutscht Schalke auf Platz 15 ab. Die Abstiegssorgen werden größer.
Bild: Getty Images/Bongarts/C. Koepsel
FC Augsburg - Hannover 96 3:1 (0:1)
Augsburg in Person von Hahn ist obenauf im Abstiegskampf gegen den Konkurrenten aus Hannover. Nach dem frühen Tor von Weydandt (8. Minute) dreht der FCA gegen den Tabellenvorletzten durch Joker Cordova (65.) und Schmidt mit einem frechen Freistoß (78.) die Partie. Hahn (Bild, 86.) erhöht kurz vor dem Schlusspfiff noch. Damit macht Augsburg einen Rang gut, ist jetzt Tabellenvierzehnter.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Puchner
VfL Wolfsburg - Fortuna Düsseldorf 5:2 (1:1)
Er ist an allen VfL-Toren beteiligt: Weghorst: Der Niederländer erzielte beim Aufsteiger aus Düsseldorf drei Tore selbst (54. Minute/59./88.) und bereitete die beiden übrigen Treffer von Mehmedi (34.) und Knoche (57.) vor. Ayhan (30.) bringt die nur in den ersten Halbzeit überzeugenden Fortuna zunächst in Führung. Raman (65.) netzt ebenfalls noch ein.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen
VfB Stuttgart - TSG 1899 Hoffenheim 1:1 (0:1)
Da kann man mal einen Luftsprung machen: Kramaric erzielt mit seinem Tor (42.) nicht nur die Führung, sondern stellt zugleich den Klub-Rekord der TSG ein. Im Hoffenheimer Trikot gelangen ihm bisher 46 Tore, genau so viel wie Salihovic. Stuttgart schafft durch Zuber (66.) jedoch noch den Ausgleich und so muss die TSG zum elften Mal in dieser Saison die Punkte teilen: Liga-Bestwert!
Bild: picture-alliance/R. Rudel
Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 1:1 (1:1)
Nach zuletzt drei Heimniederlagen in Folge mit 1:11 Toren wäre ein Dreier gegen Freiburg für die Borussia dringend nötig gewesen, um im Kampf um die Champions-League-Plätze die Konkurrenz auf Distanz zu halten. Doch Gladbach ist zwar überlegen, aber nicht kreativ genug. Vincenzo Grifo bringt Freiburg in Front (14.), Alassane Plea gleicht aus (16.).