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Politik

Trump versagt in der Corona-Krise

30. März 2020

Keine Führungsstärke, keine Empathie - so einen schlechten Krisenmanager wie Donald Trump haben die Amerikaner nicht verdient. Dennoch werden sie ihn im November möglicherweise wiederwählen, meint Alexandra von Nahmen.

Bild: picture-alliance/AP Photo/P. Semansky

Seine inzwischen fast täglichen Corona-Pressekonferenzen sollen Zuversicht und Entscheidungsstärke demonstrieren. Sie sind aber für diejenigen, die Orientierung suchen und an Fakten interessiert sind, kaum mehr zu ertragen. Bei seinen Auftritten verbreitet der US-Präsident häufig Halbwahrheiten oder sogar schlichte Lügen und greift bei Nachfragen die Presse an. Seine Botschaften sind widersprüchlich, sein Krisenmanagement könnte viele Amerikaner das Leben kosten.

Als seine eigenen Geheimdienste im Januar vor dem Coronavirus warnten, spielte Donald Trump die Gefahr herunter. Als das Virus sich angesichts fehlender Tests ungebremst ausbreitete, sprach er davon, alles unter Kontrolle zu haben. Inzwischen bezeichnet er sich als "Kriegspräsident", der gegen einen unsichtbaren Feind kämpft. Aber es ist nicht Trump, der in der Krise beherzt und entschlossen handelt, und der verunsicherten Nation Mut macht, sondern der Demokrat Andrew Cuomo, Gouverneur des Bundesstaates New York, des derzeitigen Epizentrums der Coronakrise in den USA.

Trumps widersprüchliche Botschaften

Während die Krankenzahlen in New York und in anderen Teilen des Landes rasant steigen, und immer mehr amerikanische Krankenhäuser an ihre Grenzen stoßen, will Präsident Trump schon bald die Wirtschaft wieder anlaufen lassen. Während die Ärzte in New York City sich darauf vorbereiten, angesichts fehlender Beatmungsgeräte womöglich bald entscheiden zu müssen, wer gerettet wird, und wer stirbt, schwadronierte Donald Trump erst vor kurzem über volle Kirchen zu Ostern.

Am vergangenen Samstag verkündete er, das Weiße Hause überlege, 

für die Bundesstaaten New York, Connecticut und New Jersey Ausreisesperren zu verhängen. Nur wenigen Stunden später nahm er seine Idee wieder zurück. Stattdessen gab es von der US-Gesundheits- und Seuchenbehörde CDC eine Empfehlung an die Bewohner der betroffenen Regionen, unnötige Reisen zu unterlassen.

Trumps Umfragewerte steigen

New Yorks Gouverneur Cuomo berichtete von panikartigen Anrufen von New Yorkern, die in der Zwischenzeit überlegten, die Stadt noch rechtzeitig zu verlassen. "Amerika, wen hast Du ins Weiße Haus gewählt!" möchte man in so einem Moment rufen.

Alexandra von Nahmen leitet das DW-Studio Washington

Und dennoch steigen Trumps Umfragewerte. Die erschütterte und verängstigte Nation schart sich - wie üblich in Krisenzeiten - um ihren Präsidenten. Und er verspricht, dass das Land stärker als je zuvor aus dieser Krise hervorgehen werde, weil Amerika eben Amerika sei. Ein großartiges Land, das alles schaffe. Pathos und Zuversicht - es gibt diese Momente, in denen Trump die Rolle ausfüllt, die in den USA dem Präsidenten zugeschrieben wird. Leider dauern solche Momente meist nur wenige Minuten, bevor Trump sich selbst wieder als eitler Selbstdarsteller entlarvt, der sich für die Einschaltquoten seiner Pressekonferenzen rühmt und wehleidig beklagt, dass die Medien und nörgelnde Gouverneure ihm nicht genügend Reverenz erwiesen.

Ein Scheck vom Präsidenten?

Seinen Anhängern ist es egal. Sie glauben an "ihren" Präsidenten. Und immerhin bekommen viele Amerikaner demnächst einen Scheck über 1200 US-Dollar von der Regierung - als Direkthilfe in der Krise, die nun auch die US-Wirtschaft taumeln lässt. Es wird gemunkelt, Trump würde sehr gern seine eigene Unterschrift auf den Schecks sehen. Ein besseres Wahlgeschenk kann man sich kaum vorstellen.

Das Geld ist Teil des umfangreichsten Rettungspakets in der US-Geschichte, das in der vergangenen Woche vom Kongress über Parteigrenzen hinweg verabschiedet wurde. Darin enthalten sind Milliardenhilfen für Arbeitnehmer, aber auch Beihilfen und Kredite für kleine Unternehmen, Krankenhäuser und besonders hart getroffene Wirtschaftszweige, wie etwa die Luftfahrtindustrie.

Trumps Herausforderer kämpft um Aufmerksamkeit

Demokraten wie Republikaner haben viel schlucken müssen, um dieses Gesetz auf den Weg zu bringen, damit Amerika diese Krise auch wirtschaftlich übersteht. Für den US-Präsidenten, der sich immer über Wirtschaftswachstum und Börsenrekorde definiert hat, scheint das die Priorität zu sein. Trumps Kalkül: Wenn die Wirtschaft wieder wächst, und die Arbeitslosenzahlen rechtzeitig vor den Wahlen im Herbst wieder zurückgehen, werden ihm seine Wähler treu bleiben.

Sein voraussichtlicher Herausforderer - der ehemalige Vize-Präsident Joe Biden von den Demokraten - hat derweil große Schwierigkeiten, in der aktuellen Lage überhaupt öffentlich wahrgenommen zu werden. Dass er bisher in der Krise mehr Empathie und Sachverstand gezeigt hat als der aktuelle Amtsinhaber, hilft ihm in dieser Ausnahmesituation wenig.

Denn in Zeiten wie diesen schauen eben alle auf den Mann im Weißen Haus. Und wenn Amerika diese Krise meistert - wegen Trump, oder trotz Trump - dann hat der Präsident gute Chancen, im November im Amt bestätigt zu werden.

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