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Politik

Dresden wehrt sich

14. Februar 2017

Beim Gedenken an die Zerstörung ihrer Stadt haben die Dresdner eindrucksvoll gezeigt, wie man den Geschichtsvergessenen Paroli bieten kann. Das verdient höchste Anerkennung, meint Marcel Fürstenau.

Bild: picture alliance/dpa/S. Kahnert

Natürlich waren sie wieder da, die Populisten von der "Alternative für Deutschland" (AfD) und ein paar Rechtsextremisten in Bomberjacken. Aber man musste schon ganz genau hinsehen an diesem 13. Februar, um sie zu entdecken vor der Frauenkirche auf dem Neumarkt. Dort, wo seit einer Woche das "Monument" steht: jenes Kunstwerk, das Rechte als "Schande" bezeichnen. Beschämend war indes allein deren Auftreten. Junge AfDler, die Flyer verteilten mit einer Foto-Montage der Frauenkirche und dem LKW, mit dem der Tunesier Anis Amri auf einem Berliner Weihnachtsmarkt zwölf Menschen tötete. "Monument gegen den Terror" nennen sie ihr geschmackloses Machwerk.

Das Kunstwerk vor der Frauenkirche ist eine Provokation

Wer das Gedenken an Kriegsopfer auf so primitive Weise mit der Flüchtlingskrise vermengt und damit Stimmung macht, hat kein Interesse an einem ehrlichen Dialog. Dass es auch anders geht, zeigten die vielen kontroversen Diskussionen am Ort des Kunstwerks. Da wurde engagiert und leidenschaftlich über die drei Busse diskutiert. Ältere und Jüngere, Dresdner und Touristen kamen ins Gespräch. Und damit hat der Künstler, Manaf Halbouni, sein Ziel schon erreicht. Denn natürlich ist seine Installation mit ihrer brachialen Ausstrahlung provozierend. Der Kontrast zur wiederaufgebauten Frauenkirche und dem puppenstubenartigen Umfeld könnte kaum größer sein.

Marcel FürstenauBild: DW

Diese Provokation ist aber nicht destruktiv, sondern konstruktiv! Es geht nicht darum, die Gefühle von Menschen zu verletzen, sondern um das Nachdenken über die Ursachen und Folgen von Krieg: Unrecht, Zerstörung, menschliches Leid, Schuld, Versöhnung. Das sind zeitlose und höchstaktuelle Themen. Davon lassen sich Künstler wie Halbouni leiten oder Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert. "Dresden war 1945 eine zerstörte Stadt, so wie es Aleppo und viele Städte in Syrien oder auch der Ostukraine heute sind", sagte der Freidemokrat in seiner Gedenkrede. Anschließend reihte er sich ein in die Menschenkette, mit der die 1945 zerstörte und später teilweise rekonstruierte Altstadt symbolisch geschützt wurde vor dem Missbrauch durch Revanchisten jeglicher Couleur.

Das hässliche Gesicht Dresdens hat eine Niederlage erlitten

Seit 2010 gibt es diese Bürgerwehr - ursprünglich nur gegen lupenreine Neonazis, heute auch gegen die noch größer gewordene Schar der Demokratieverächter. Jene, die sich "Pegida" nennen (Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes) oder zum radikalen AfD-Flügel gehören. Ihnen allen zeigte die Dresdner Zivilgesellschaft, dass sie ihre Stadt verteidigen will gegen die Demagogen der Gegenwart. Dieses Zeichen ausgesandt zu haben am Jahrestag der Bombardierung, in Zeiten erstarkender rechter Strömungen weltweit, verdient höchste Anerkennung.

Mit Entschlossenheit, Friedfertigkeit und Würde haben die Menschen in Dresden das schöne Gesicht dieser Stadt gezeigt. Das hässliche ist deshalb nicht verschwunden, es wird sich weiterhin zeigen. Aber es hat eine empfindliche Niederlage erlitten, weil die Verteidiger einer weltoffenen, toleranten Demokratie Flagge gezeigt haben.             

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Marcel Fürstenau Autor und Reporter für Politik & Zeitgeschichte - Schwerpunkt: Deutschland
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