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Politik

Inkompetenz, Misstrauen und Geldgier

Koepp Dirke Kommentarbild App
Dirke Köpp
1. August 2019

Auch ein Jahr nach dem Ausbruch von Ebola im Osten des Kongo gelingt es Regierung und Hilfsorganisationen nicht, die Krankheit unter Kontrolle zu bringen. Die Gründe sind vielfältig, meint Dirke Köpp.

Am Rande einer Klinik in der Provinz Nord-Kivu verbrennen Helfer alles, womit infizierte Patienten in Kontakt warenBild: Getty Images/AFP/J. Wessels

Es ist ein trauriger Jahrestag: An diesem Donnerstag jährt sich der Ausbruch der Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo. Mit rund 1800 Toten ist diese Epidemie eine der schwersten, seit Ebola 1976 entdeckt wurde. Noch schlimmer hatte das Virus 2014 bis 2016 in Westafrika gewütet, wo mehr als 11.000 Menschen an dem Erreger starben.

Im Kongo ist es der zehnte Ebola-Ausbruch. Doch diesmal lässt er sich nicht so leicht eindämmen wie zuvor. Das liegt vor allem an der Gegend, in der das Virus grassiert: Die Provinzen Ituri und Nord-Kivu im Osten des gigantischen Landes zählen zu den am meisten vernachlässigten. Seit Jahrzehnten treiben dort Milizen ihr Unwesen, vergewaltigen, morden und brandschatzen. Die Zahl der Binnenflüchtlinge ist hoch. Kämpfe zwischen kongolesischen Sicherheitskräften und bewaffneten Gruppen behindern die Arbeit der Hilfsorganisationen. Kranke trauen sich oft nicht zum Arzt, aus Angst, zwischen die Fronten zu geraten.

Desinteresse der Regierung für die Opfer

Ein Menschenleben ist im Osten des Kongo nicht viel wert. Diese Erfahrung machen auch die Ebola-Opfer. Zwar gibt es international viel Hilfe. Doch die eigene Regierung interessiert sich kaum für die Opfer der Epidemie. Dieses Desinteresse war kürzlich auch in anderem Zusammenhang zu spüren: Verzweifelte Menschen zogen mit dem Kopf einer enthaupteten Frau durch die Straßen der Provinzhauptstadt Bunia. Damit wollten sie auf ihre Not aufmerksam machen und gegen die alltägliche Gewalt demonstrieren, gegen die sie sich machtlos fühlen.

Doch die Regierung in der 3000 Kilometer entfernten Hauptstadt Kinshasa ließ das kalt. Eine offizielle Reaktion auf den erschütternden Marsch gab es nicht. Und selbst auf Anfrage der DW entgegnete der amtierende Innenminister nur kühl, es handele sich dabei sich nur um Fake News.

Dirke Köpp leitet die Redaktion Französisch für Afrika

Aber die Menschen in der von Ebola betroffenen Region tragen auch selbst dazu bei, dass sich die Krankheit nicht eindämmen lässt. Viele sind nur wenig gebildet, misstrauen der modernen Medizin und den ausländischen Helfern. Sie haben Angst vor den Medikamenten und Impfungen. Wiederholt wurde Helfern der Zugang zu Dörfern verwehrt oder sie wurden diese angegriffen.

Auch diese dramatisch geringe Bildung der Menschen ist die Folge von Vernachlässigung und jahrzehntelangem Krieg. Ebenso die schlechte Infrastruktur: Straßen und Gesundheitseinrichtungen sind oft desaströs.

Leider sind oftmals auch unter den sogenannten "Multiplikatoren" und "Entscheider" zu viele, die zu wenig gebildet oder zu wenig informiert, um ihrer Rolle gerecht zu werden. So war es ausgerechnet ein Priester, der die Viruskrankheit im Juli erstmals in die Millionenstadt Goma brachte: Trotz offensichtlicher Krankheitssymptome fuhr er mit dem Bus.

Viel zu späte Reaktion der WHO

Auch die Mobilität ist Teil des Problems, die Epidemie einzudämmen: Denn die Provinz Nord-Kivu ist ein Dreiländereck mit entsprechend regem Handel und Menschen, die viel reisen. Gerade deshalb ist es ärgerlich, dass sich die Weltgesundheitsorganisation WHO so schwergetan hat, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen - erst Mitte Juli war das der Fall, fast ein Jahr nach dem Ausbruch.

Und nun ist auch noch ein Wettstreit der Pharmafirmen ausgebrochen und es gibt Streitigkeiten darüber, welcher Impfstoff eingesetzt werden soll. Alle wollten profitieren, sagte der kongolesische Gesundheitsminister, bevor er vor rund zehn Tagen das Handtuch warf. Unklar bleibt allerdings, ob es der von ihm kritisierte "Druck von allen Seiten" war, der zum Rücktritt führte, oder die eigene Inkompetenz, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen. Klar ist vor allem eines: Wegen all dieser widrigen Umstände hat Ebola schon 1800 Menschen das Leben gekostet.

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