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Politik

Ein schwarzer Tag für Polen

Porträt eines Mannes, der eine Brille trägt
Bartosz Dudek
14. Januar 2019

Danzigs Bürgermeister Pawel Adamowicz war eine Galionsfigur des liberalen Lagers. Sein Tod ist eine letzte Mahnung. Hass und Spaltung müssen aufhören, Polens Rechte muss zur Besinnung kommen, meint Bartosz Dudek.

Bild: picture-alliance/dpa/P. Supernak

Es ist ein schwarzer Tag in Polens Geschichte. Ausgerechnet in Danzig (zu Polnisch: Gdańsk), wo die friedliche Demontage des Kommunismus in Europa ihren Anfang hatte. Ausgerechnet während einer Benefizveranstaltung, die über Parteigrenzen hinweg Menschen in ihrem guten Tun vereinen sollte.

Ausgerechnet ein Politiker, der über 20 Jahre lang die Geschicke der Stadt leitete und vor kurzem nochmal in seinem Amt bestätigt wurde. Und ausgerechnet in einem Land, das zu Recht stolz darauf war, dass es in seiner Geschichte kaum Königsmorde gab und der einzige politische Mord dieser Art, die Ermordung des Staatspräsidenten Gabriel Narutowicz, vor gut hundert Jahren stattfand. Ein Albtraum.

Auch wenn der Attentäter nachweislich eine kriminelle Vergangenheit hatte und dazu ein offenbar psychisch gestörter Mensch war: Sein Bekenntnis noch am Tatort lässt keinen Zweifel daran, dass der Mord einen politischen Hintergrund hatte. Die politische Verantwortung für diesen Tod liegt bei all denen, die in der Politik nicht auf Kompromisse und Dialog, sondern auf Spaltung und Konflikt setzen.

Hassfigur der Rechtspopulisten

Bartosz Dudek leitet die polnische Redaktion der DW

Denn Pawel Adamowicz war eine Galionsfigur des liberalen Lagers und stets ein Dorn im Auge der Rechtspopulisten und Nationalisten. Er hat sich mutig dafür ausgesprochen, Flüchtlinge aufzunehmen und bot ihnen Platz in seiner Stadt an. Als erster Oberbürgermeister in Polen schuf er einen Ausländerbeirat. Und als die national-konservative Regierung sich 2016 weigerte, das Jubiläum des Verfassungsgerichts auszurichten, organisierte Adamowicz kurzerhand die Feierlichkeiten in Danzig.

In den letzten Jahren wurde der populäre Politiker (seit 2015 parteilos) zur Zielscheibe einer Kampagne in regierungsnahen Medien, die Adamowicz Korruption nachweisen sollte. Sie hat ihr politisches Ziel wohl verfehlt: Im November 2018 wurde Adamowicz zum sechsten Mal zum Oberbürgermeister von Danzig gewählt.

Es war wohl eine typische Trotzreaktion der Bürgerinnen und Bürger dieser liberalen und weltoffenen Stadt. Trotzdem wurde Adamowicz zu einer Hassfigur stilisiert. Das tragische Nachspiel dieser Kampagne fand soeben statt.

Der Tod des polnischen Politikers ist eine Mahnung und vielleicht auch die letzte Alarmglocke für Polen und Europa. Spaltung und Hass dürfen keine Grundlage der Politik mehr sein. Respekt für andere politische Meinungen und Kompromissbereitschaft müssen her. Die nationale Trauer um Adamowicz sollte auch Polens Populisten zur Besinnung bringen.