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Kommentar: Ein Zeichen von Anstand

Andreas Sten-Ziemons14. März 2014

Uli Hoeneß verzichtet auf die Revision in seinem Steuerprozess und erkennt das Urteil an. Das verdient trotz allem Respekt, meint DW-Sportredakteur Andreas Sten-Ziemons.

Uli Hoeneß bei seinem Prozess wegen Steuerhinterziehung (Foto: REUTERS/Michael Dalder)
Bild: Reuters

Der Prozess gegen Uli Hoeneß ist zu Ende und er wird auch keine Fortsetzung mehr bekommen - vorausgesetzt, die Staatsanwaltschaft legt ihrerseits keine Revision ein. Hoeneß hat das Strafmaß von drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis in einer schriftlichen Stellungnahme anerkannt. Seine Anwälte hatten tags zuvor direkt nach der Urteilsverkündung noch reflexartig erklärt, in die nächste Instanz, den Bundesgerichtshof, gehen zu wollen, um ihren Mandanten so möglicherweise doch noch vor einer Haftstrafe zu bewahren. Nun hat Hoeneß sie gebeten, das zu unterlassen. Dieser Schritt verdient Respekt.

Zum einen, weil damit definitiv feststeht, dass Hoeneß, bislang geschätzter Präsident des FC Bayern, der mit Politikern, Wirtschaftsbossen und anderen Spitzen der Gesellschaft auf Augenhöhe kommunizierte, ins Gefängnis muss. Man kann sich kaum vorstellen, was dieser tiefe Fall für einen stolzen Menschen wie Hoeneß bedeutet. Zum anderen zeigt die Anerkennung des Gerichtsurteils den Charakter des 62-Jährigen. Nachdem ihm im Zuge der gegen ihn laufenden Steuerermittlungen schmerzhaft bewusst geworden ist, welch großen Fehler er begangen hat, stellt er sich nun seiner Verantwortung. Kein Versteckspielen mehr, keine Ausflüchte.

Andreas Sten-ZiemonsBild: DW

Darüber, ob die Aussicht auf einen zweiten Prozess, bei dem unterm Strich möglicherweise sogar eine noch höhere Strafe herauskommen könnte, Hoeneß abgeschreckt hat, kann nur spekuliert werden. Ganz bestimmt hatte Hoeneß keine Lust auf weitere Monate des öffentlichen Spießrutenlaufs. Oder hofft Hoeneß darauf, durch das Anerkennen des Strafmaßes, seine tatsächliche Haftdauer deutlich zu reduzieren? Auch das ist reine Spekulation. Fakt ist: Er verzichtet auf die Chance, aus einem zweiten Prozess möglicherweise sogar straffrei herauszukommen.

Zum Schutz des Lebenswerks

Die Niederlegung seiner Ämter als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Bayern München sind nur die logische Konsequenz und kommen fast ein wenig spät. Bereits am vergangenen Dienstag wirkte es etwas befremdlich, dass Hoeneß morgens im Gerichtssaal noch zugeben musste, dass er etliche Millionen mehr hinterzogen hatte, als zunächst angegeben. Und abends saß er dann wie selbstverständlich im Stadion und bejubelte den Sieg seines FC Bayern im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Arsenal. Auch damit ist nun Schluss: Hoeneß zieht sich zurück, um möglichen Schaden von seinem Lebenswerk FC Bayern abzuwenden. Ein konsequenter Schritt - denn in den vergangenen fast 44 Jahren hat Hoeneß als Spieler, Manager und Präsident alles für diesen Verein getan.

Uli Hoeneß hat in den vergangenen Monaten viel von seinem Ansehen verspielt. Mit der Entscheidung, das Urteil und damit seine Schuld anzuerkennen, statt herum zu taktieren und sich in juristische Grabenkämpfe zu verstricken, um vielleicht doch noch mit einem blauen Auge davon zu kommen, gewinnt er nun einen Teil seines öffentlichen Ansehens zurück.

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