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Politik

Eisige Stimmung ist manchmal der Preis

25. Mai 2017

Die beiden EU-Vertreter Tusk und Juncker hatten mit Trump und Erdogan schwierige Besucher. Sie sind richtig mit ihnen umgegangen, findet DW-Redakteur Christoph Hasselbach.

Bild: Reuters/F. Lenoir

Was macht man mit Gästen, die ihre Gastgeber verspotten und ihnen drohen? Donald Trump findet den Brexit "großartig", hält die EU für ein bloßes "Vehikel" deutscher Interessen. Recep Tayyip Erdogan nennt Europa einen "verrottenden Kontinent", die EU habe "gar keine andere Wahl", als die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei fortzusetzen. Solche und ähnliche Äußerungen muss sich die EU jetzt seit Monaten von Trump und Erdogan anhören. Trotzdem haben Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beide Staatschefs am Himmelfahrtstag kurz hintereinander zu Gesprächen empfangen. Schön war es nicht. Die Selbstüberwindung, das gequälte Lächeln, die Anspannung waren ihnen ins Gesicht geschrieben: Gastfreundschaft aus Staatsräson.

War die Selbstverleugnung richtig? Hätten Tusk und Juncker die beiden schwierigen Gäste überhaupt empfangen sollen, und wenn ja, hätten sie ihnen einmal richtig die Meinung geigen sollen? Immerhin ist die EU nicht irgendwer, sondern der wirtschaftlich mächtigste Staatenblock der Welt.

Früher hätte man Krieg geführt

Im 19. Jahrhundert hätten ähnliche Ausfälle womöglich zu Krieg geführt. Und auch mit dem heutigen China würde wohl keiner so umspringen. Aber zum Glück leben wir nicht mehr im 19. Jahrhundert und zum Glück nimmt die EU Fragen der Ehre nicht so ernst wie andere. Abbruch der Gespräche und Funkstille ist jedenfalls keine Alternative. Dazu steht zuviel auf dem Spiel.

DW-Redakteur Christoph HasselbachBild: DW/M.Müller

Besorgniserregend ist, dass Donald Trump und Recep Tayyip Erdogan zwei Staaten repräsentieren, die eigentlich mit der EU auf engste verbunden sind. Die Türkei ist ja nicht aus Zufall EU-Beitrittskandidat, auch wenn die Verhandlungen inzwischen absurd erscheinen. Es ist aber noch nicht lange her, da schien ein türkischer Weg Richtung EU keineswegs so abwegig. Und mit den USA sind die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtungen ohnehin so eng, dass sie eine Selbstverständlichkeit sind. Aber all das steht jetzt in Frage. Man muss weder ein Freund einer türkischen EU-Mitgliedschaft noch eines Freihandelsabkommens mit den USA sein, aber eine enge Zusammenarbeit mit diesen beiden Partnern liegt in jedem Fall im ureigensten Interesse aller Beteiligten. 

"Post-westliche Weltordnung verhindern"

Tusk hat nach seinem Gespräch mit Trump - und in dessen Abwesenheit - gegenüber Journalisten große Differenzen mit seinem Gesprächspartner in verschiedenen Bereichen eingeräumt, dann aber versucht, sein Anliegen auf eine höhere Ebene zu heben. Die wichtigste Aufgabe im Moment sei "die Festigung der gesamten freien Welt". In einem Tweet hatte er vor seinem Treffen mit Trump geschrieben, es gehe darum, dass "die freie Welt" zusammenarbeiten müsse, "um eine post-westliche Weltordnung zu verhindern". Ob Erdogan sein Land trotz NATO-Mitgliedschaft und EU- Beitrittsverhandlungen noch als Teil der freien Welt sieht, sei dahingestellt - Trump sieht die USA aber in jedem Fall so.

Tusk hat Recht: Zerstreiten sich die bisherigen Verbündeten, überlassen sie anderen das Feld, zum Beispiel China und Russland. Das kann weder im Interesse der Europäer noch der US-Amerikaner noch der Türken sein. Wenn die EU-Vertreter diese Überzeugungsarbeit beharrlich leisten, auch gegenüber so schwierigen Gästen wie Trump und Erdogan, ist das jede Mühe wert. Eine frostige Atmosphäre ist dann manchmal einfach der Preis.

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