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Kommentar: Endspiel in Syrien?

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Alexander Kudascheff
8. Februar 2016

Während man in Genf verhandeln will, schaffen Russland und Assad mit ihrer Offensive auf Aleppo Fakten. Besonders ein Player freut sich über diese Entwicklung und wird als Sieger hervorgehen, meint Alexander Kudascheff.

Bild: Reuters/A. Ismail

Es sieht nach Endspiel aus. In Syrien. Baschar al-Assad gewinnt wieder die Oberhand. Mit russischer Hilfe, mit massiver russischer Luftunterstützung. Und wahrscheinlich auch mit massiver logistischer und technischer Unterstützung für die syrische Armee am Boden. Das Ringen um Aleppo trägt den Charakter einer Entscheidungsschlacht. Gewinnen Assads Truppen die Stadt ganz zurück - dann hätte der syrische Despot mehr als nur eine Schlacht gewonnen. Er wäre wieder der alles beherrschende Faktor im brennenden und zerfallenen Syrien. Den Bürgern aber bliebe weiterhin nur die Flucht, Anpassung oder der Tod.

Andererseits: Syrien ist fast nur noch ein geographischer Kunstbegriff. Ein Mosaik aus Regionen, Plätzen, Dörfern, Landstrichen, auch mal Städten, in denen mal die syrische Regierung, mal die verschiedenen oppositionellen Kräfte und mal die Mörderbanden der Al-Nusra-Front und des so genannten "Islamischen Staates" (IS) das Sagen haben. Die Menschen jedenfalls, die Bürger Syriens, haben in diesem blutigen Bürgerkrieg nur eine Rolle: Sie sind Opfer. Ihr Leben zählt nicht.

Russland: An Assads Seite

Zurückgekommen ist Assad durch die Russen. Sie haben das Machtvakuum genutzt. Putin ist entschlossen hineingestoßen. Ein Ziel lautet: Assad soll an der Macht bleiben. Dem ordnet der Kreml zurzeit alles unter. Daher rührt diese rigorose militärische Entschlossenheit - ohne jedes Zögern. Ein zweites Ziel: Stabilität in dieser Region - auch durch eine Autokratie. Niemand redet mehr von einem arabischen Frühling oder gar von der schönen Idee einer arabischen Demokratie. Dieser Traum ist als Illusion abgelegt. Ob allerdings ein zusammengeschossenes Syrien auch nur im Entferntesten ein Stabilitätsfaktor sein kann - darauf hat niemand eine Antwort.

DW-Chefredakteur Alexander Kudascheff

Der gesamte Westen, aber vor allem die USA, also Barack Obama, schauen rat-, aber vor allem tatenlos zu. Sie wissen, dass ein militärischer Einsatz nichts bringt und das Risiko birgt, in einer noch schrecklicheren Eskalation für noch mehr Parteien zu enden. An wessen Seite sollten westliche Truppen auch kämpfen?

Westliche Ratlosigkeit

Deswegen setzen die Politiker entschlossen auf die Friedensgespräche in Genf - auch wenn diese erst Ende Februar weitergeführt werden. Dort hofft der Westen auf eine Lösung am Verhandlungstisch - während in Syrien Fakten am Boden geschaffen werden. Die alles entscheidende Frage lautet: Wer soll Syrien eigentlich nach einem Verhandlungsfrieden regieren? Eine Opposition, die niemand hinter sich hat? Assad - gestützt auf den Bajonetten der Russen? Oder sagen wir es offen: die islamistischen Dschihadisten? Und wird es Syrien wie vor 2011 überhaupt noch geben? Die westliche Ratlosigkeit hat jenes Machtvakuum geschaffen, in das die Terrormilizen und Putin und Assad überhaupt stoßen konnten.

Bleibt also der Stellvertreterkrieg und somit die beiden Regionalmächte: Saudi-Arabien und der Iran. In Riad hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Mit zögerlicher, fast ängstlicher Zurückhaltung kommt man nicht weiter. Die USA werden das Königshaus nur noch bedingt unterstützen, eher stützen. Man muss also auf die eigene Kraft setzen - und Saudi-Arabien bietet inzwischen sogar Bodentruppen gegen den IS an. Ein fast revolutionärer Bewusstseinswandel - aus der Angst vor dem Ende geboren. Der wahre Gewinner dieses mörderischen Machtspiels aber heißt: Iran. Denn der Iran wird durch und nach dem Syrien-Krieg die beherrschende Regionalmacht des Nahen Ostens sein. In Jerusalem ist man darüber besorgt. Das Endspiel in Syrien hat begonnen.

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