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Politik

Frauen müssen sich ihrer Macht bewusst werden

Deutsche Welle Brockmann, Anja Portrait
Anja Brockmann
8. März 2020

Weiterhin sind Frauen an den Schalthebeln der Politik die Ausnahme und nicht die Regel. Im außerparlamentarischen Raum werden jedoch Frauen immer stärker sichtbar und wirkmächtig, meint Anja Brockmann.

Mächtige Frauen: Klima-Aktivistin Greta Thunberg (re.) neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der LeyenBild: picture-alliance/AA/EU Commission

Schaut Frau auf die aktuellen Entwicklungen in der Welt, könnte sie schon verzweifeln: In den USA wird es auch in diesem Jahr keine Frau an die Spitze des Landes schaffen. In Afghanistan droht den Frauen durch das Abkommen mit den Taliban ein Rückkfall in dunkelste Zeiten. Und in Europa scheiterte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Widerstand der männlichen Regierungschefs mit dem Plan, ihre Kommission paritätisch mit Männern und Frauen zu besetzen.

Frauen an der Spitze der Politik bleiben weltweit eine Seltenheit. So selten, dass medialer Jubel ausbricht, wenn es doch eine schafft, wie zuletzt die Finnin Sanna Marin, die nicht nur Frau, sondern auch jung und damit eine doppelte Ausnahme ist. In den allermeisten Parlamenten dieser Welt sind weibliche Abgeordnete weiterhin ungestraft in der Minderheit, obwohl das der demokratischen Idee des Parlaments als Abbild einer Gesellschaft widerspricht.

Neue Heldinnen als Vorbilder 

Und ja, auch die mächtigste Frau der Welt, Angela Merkel, hat es in ihrer Heimat Deutschland versäumt, ein Machtwort zu sprechen und in ihrer Partei Frauen mithilfe einer Quote strukturell und damit dauerhaft mehr Einfluss zu verschaffen. So darf es nicht wundern, dass jetzt ihr Parteikollege Friedrich Merz, der so gerne der nächste Kanzler Deutschlands werden möchte, öffentlich über eine Diskriminierung von Männern lamentiert und dabei die Einführung einer Wahlliste meint, auf der genauso viele Frauen wie Männer stehen. 

Und dennoch: Es hat sich etwas verändert. Es gibt sie, die Frauen, die sich nicht ins politische Abseits stellen lassen. An denen kein Mann vorbei kommt. Frauen wie Greta Thunberg, die die drohende Klimakatastrophe unwiderruflich auf die globale politische Agenda gesetzt hat. Frauen wie Carola Rackete, die sich für die Seenotrettung von Flüchtlingen einsetzt und dem italienischen Innenminister trotzte. Und Frauen wie Emma González, die in den USA für strengere Waffengesetze kämpft.

DW-Redakteurin Anja BrockmannBild: DW

Die neuen politischen Heldinnen sind jung, wütend und bewegen etwas - in einer außerparlamentarischen Opposition. Sie sind der Gegenentwurf zu Männern wie Donald Trump, Wladimir Putin und Jair Bolsonaro. Sie wollen etwas bewirken, ohne selbst nach Macht zu streben. Und sie bringen persönliche Opfer: Der Hass, der ihnen entgegenschlägt, vor allem von Männern, ist grenzenlos und enorm belastend. Doch gerade ihre Nehmerqualitäten machen sie zu Hoffnungsträgerinnen für eine neue, eine andere Politik. Zu Vorbildern für junge Frauen in der ganzen Welt.

Auch wenn immer noch viel zu viele Mädchen dieser Welt allein wegen ihres Geschlechts von Bildung ausgeschlossen werden, beobachtet die UNESCO auch positive Entwicklungen: In vielen Regionen Asiens, in arabischen Ländern und auch in Lateinamerika sind Frauen Bildungsgewinner. Dort, wo sie die Chance auf Bildung haben, sind Frauen sind im Durchschnitt höher qualifiziert, stärker motiviert und mit einer besseren sozialen Kompetenz ausgestattet als ihre männlichen Altersgenossen. Diese Frauen streben nach gesellschaftlicher und politischer Teilhabe. Stück für Stück erkämpfen sie sich mehr Autonomie. Und dort, wo sie schon rechtlich gleichgestellt sind, achten Frauen  darauf, dass diese Rechte nicht bloße Makulatur sind.

Ohne Frauen lässt sich wenig gewinnen

Politik gegen Frauen lässt sich nicht mehr so einfach machen. Selbst die eingefleischtesten Machos in den Parteizentralen wissen, dass sich ohne die Stimmen von Frauen keine Wahlen mehr gewinnen lassen. Frauen müssen umworben werden. Mit politischen Inhalten. Und auch mit Kandidatinnen. Denn Frauen wählen Frauen - wenn sie die Wahl haben. Das weiß in Deutschland niemand besser als die CDU, die mit Angela Merkel unter den weiblichen Wählern massiv punkten konnte.

Frauen müssen sich also ihrer Macht bewusst werden. Und sie müssen Politik, die sie nicht berücksichtigt, abstrafen. Konsequent. Dazu verpflichtet sie das Recht wählen zu können - ein Recht, für das Frauen lange erbittert gekämpft haben und immer noch kämpfen müssen. Damit kleine Rückschritte nicht zu großen werden. Und damit es vorwärts geht. Im Sinne der Frauen weltweit.

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