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Kommentar: Gezielt vorlaut

Stefan Nestler8. Januar 2014

Die Aussage von FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke, die Fußball-WM 2022 werde im Winter gespielt, wirkt wie ein ungeschicktes Vorpreschen. Dahinter steckt Methode, glaubt DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

Stefan Nestler, DW-Sportredaktion
DW-Sportredakteur Stefan NestlerBild: DW

Da ist er wohl ein wenig vorlaut gewesen, der Herr FIFA-Generalsekretär. Kaum hatte Jérôme Valcke im französischen Rundfunk zum Besten gegeben, dass die WM 2022 nicht im Sommer, sondern im Winter ausgespielt werde, da pfiff ihn sein Brötchengeber auch schon zurück. Es handle sich um die Privatmeinung des 53-Jährigen, die FIFA berate weiter, vor der WM 2014 in Brasilien werde sie nicht entscheiden. Die offizielle Stellungnahme des Fußballweltverbands liest sich fast, als distanziere sich ein Arbeitgeber von einem ahnungslosen Praktikanten, der den Dienstweg missachtet hat.

Überforderte Mitspieler

Dabei ist Jérôme Valcke alles andere als ein Funktionär, der noch grün hinter den Ohren ist. Der Franzose bekleidet seit sechseinhalb Jahren als Generalsekretär einen der Schlüsselposten der FIFA, ist gewissermaßen die rechte Hand von Präsident Joseph Blatter. Zuvor arbeitete Valcke als Journalist und Sportrechte-Manager. Der Mann weiß, welche Wirkung Worte haben können, wie viel man sagen darf und wo es ratsamer wäre zu schweigen. Valcke hätte sich wohl niemals öffentlich so weit aus dem Fenster gelehnt, wäre er sich seiner Sache und auch der Rückendeckung durch seinen Chef Blatter nicht sehr sicher gewesen. Dass sein Steilpass einige FIFA-Mitspieler überfordern würde, dürfte Valcke bewusst einkalkuliert haben.

WM bleibt, wo sie ist

Der Generalsekretär hat ohnehin nur das ausgesprochen, was auf der Hand liegt. Eine Fußball-WM in der Sommer-Gluthitze Katars macht bei gesundem Menschenverstand keinen Sinn. Damit bleiben nur zwei Auswege. Die FIFA könnte eingestehen, dass es – übrigens nicht nur wegen des Klimas - ein Fehler war, das Großereignis an das Wüsten-Emirat zu vergeben und die WM neu ausschreiben. Dass der Weltverband diese Rolle rückwärts macht, ist jedoch so wahrscheinlich wie Tiefschnee in Katar. Also Variante zwei: Die WM 2022 bleibt, wo sie ist, wird aber im Winter ausgespielt. Die Fußball-Welt wird sich wohl oder übel an den Gedanken gewöhnen müssen.

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