Wer hätte das für möglich gehalten: Für umfassende Sicherheitsgarantien wird Nordkorea auf sein Atomprogramm verzichten, man wolle nach vorne Blicken und einen grundlegenden Wandel in den Beziehungen erreichen. Das klingt mehr als vielversprechend und zu Recht macht sich große Erleichterung breit. Schließlich sah es vor wenigen Monaten noch so aus, als könnte dieser endlos schwelende Konflikt eskalieren, als Trump nach wechselseitigen Beschimpfungen und Kims gezielten Provokationen vor den Vereinten Nationen unverhohlen mit der Vernichtung Nordkoreas drohte. Und jetzt schütteln sich ausgerechnet diese Beiden zuversichtlich die Hände und suchen nach einem Friedensschluss.
Punktsiege für Trump und Kim
Trump konnte sich so - vor allem auch vor seinen eigenen Landsleuten - als großer Außenpolitiker präsentieren, der in einen schier unlösbaren Konflikt endlich Frieden bringt. Trump hat in den vergangenen Wochen so viel diplomatisches Porzellan zertrümmert, dass er auch für seine Basis einen außenpolitischen Erfolg braucht. Irgendwie ist es schon ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet der vielgescholtene Trump mit seiner polternden Art Bewegung in diesen uralten Konflikt gebracht hat und jetzt der amerikanische Präsident sein könnte, der vielleicht in naher Zukunft ein Friedensabkommen mit Nordkorea abschließen kann. Weder die Demokraten Clinton und Obama, noch die Republikaner Bush Senior und Junior haben so viel erreicht - dass muss man diesem unberechenbaren Präsidenten zugute halten. Gleichzeitig wäre natürlich auch jeder demokratische Präsident für solch einen Kurs in den USA von den Konservativen als Verräter in der Luft zerrissen worden.
Als Sieger kann sich aber auch Kim Jong Un fühlen: Für den Kim-Sprössling der dritten Generation ist diese Vereinbarung ein Riesenerfolg. Erst bombt er sich an den Verhandlungstisch und da begegnet ihm ein US-Präsident tatsächlich auf Augenhöhe. Sein Regime soll nicht wie die von Saddam Hussein oder Gaddafi enden, und so setze er riskant auf Abschreckung. Gleichzeitig sicherte sich Kim sehr geschickt die Rückendeckung aus China und Russland zu. So saßen diese beiden Schutzmächte beim Singapur-Gipfel unsichtbar mit am Tisch - wie auch Japan, das über die USA seinen Einfluss in der Region nicht verlieren will.
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Ein erster wichtiger Schritt ist getan, aber Vertrauen braucht Zeit und gerade aber bei solchen Vereinbarungen steckt der Teufel bekanntlich im Detail. Das hat nicht zuletzt der mühsam ausgehandelte Iran-Deal gezeigt, den Trump gekippt hat. Wenn aber die koreanische Halbinsel mittelfristig Frieden findet, wird sicherlich auch die Frage lauter, wie sich die USA perspektivisch in Asien aufstellen wollen: Wirtschaftlich können die USA der künftigen Supermacht China nicht mehr viel entgegensetzen, zu eng sind die wirtschaftlichen Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen China und seinen asiatischen Nachbarn. Sicherheitspolitisch aber verstehen sich die USA weiter als Ordnungsmacht, die das immer selbstbewusster auftretende China in die Schranken verweisen muss.
Abschied einer Ordnungsmacht
Trump konnte beim Singapur-Gipfel noch einmal auf großer Bühne diese zentrale Rolle der Weltmacht USA herausstellen. Wenn US-Kriegsschiffe durch die noch offene Seerouten patrouillieren oder in befreundeten Häfen aufkreuzen, dann ist die Botschaft immer die gleiche: Wir setzen Rivalen wie China etwas entgegen und wir stehen unseren Partnern bei. Aber die Zweifel wachsen, ob die USA tatsächlich wie noch 65 Jahren im Koreakrieg junge Soldaten in den Kampf schicken würden, um auf der anderen Seite der Weltkugel für Freiheit und Demokratie zu kämpfen und womöglich auch zu sterben. Mit seiner Maxime "America First", den Strafzöllen und zahlreichen Vertragsaufkündigungen hat Trump auch in Asien nicht unbedingt Vertrauen aufgebaut. Und so markiert der historische Singapur-Gipfel neben aller Symbolik auch einmal mehr den Anfang vom Ende der USA als Weltpolizist und verlässlicher Ordnungsmacht.
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