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Politik

Friedenspreis statt Namensstreit

16. Februar 2019

Bis zuletzt wurde im Streit um den Namen Mazedonien sogar Alexander der Große bemüht. Doch der geht nun leer aus und es profitieren ganz andere, die jetzt nach langem Konflikt preiswürdig sind, meint Spiros Moskovou.

Die Ministerpräsidenten Alexis Tsipras (re.) aus Grichenland und Zoran Zaev aus (Nord-)MazedonienBild: picture-alliance/AP Photo/Y. Karahalis

Schon lange hatte man keine frohe Botschaft vom Balkan und besonders aus dem Raum des früheren Jugoslawiens mehr vernommen. Die alten und nie endgültig gelösten Probleme zwischen den neu entstandenen Staaten der Region schienen unter einem kalten Frieden erstarrt zu sein. Ein Kollateralschaden des Zerfalls des alten Tito-Reichs war auch der abstruse Namenstreit zwischen Athen und Skopje.

Athen erstmals fähig zu einem Kompromiss

Doch nach der endgültigen Ratifizierung des bilateralen Abkommens zur Beilegung des Zwists hagelt es nun Lobesworte und Ehrungen für die früheren Kontrahenten. Am Samstagabend werden die Ministerpräsidenten Griechenlands und Nordmazedoniens, Alexis Tsipras und Zoran Zaef, bei der Münchner Sicherheitskonferenz den Ewald-von-Kleist-Preis für internationale Verständigung und Konfliktbewältigung entgegennehmen. Und beide sind inzwischen auch offiziell für den Friedensnobelpreis nominiert worden.

Spiros Moskovou leitet die Griechische Redaktion

Es ist das erste Mal, dass Athen einen wichtigen Beitrag zur Konfliktlösung in Südosteuropa geleistet hat. Vielleicht auch das erste Mal überhaupt, dass Griechenland einen Kompromiss mit einem Nachbarn erreichte, ohne dass es dazu einen Krieg oder Zwang gebraucht hätte. Trotz enormer innerpolitischen Widerstände und der Verweigerungshaltung der konservativen Opposition, ist der linksorientierten Regierungspartei Syriza unter Premier Tsipras ein kleines Wunder gelungen: ein verspäteter, aber doch überzeugender Schritt in Richtung modernes politisches Management, wo die Suche nach und das Finden von Kompromissen eine Selbstverständlichkeit sind.

Griechenland ist im Gegensatz zu Nordmazedonien schon lange Mitglied der NATO, der EU und der Eurozone. Es wirkte wie ein peinlicher Anachronismus, dass Athen über Jahrzehnte seinem kleinen, schwächeren Nachbarn die Nennung seines Landesnamens verweigerte, weil der angeblich Ansprüche auf das Erbe Alexander des Großen beinhaltete. Zum Glück ist das Testament des antiken mazedonischen Königs verschollen! Und zum Glück betreiben moderne Staaten Politik auf der Basis von heutigen Leistungen und nicht von historischen Erbscheinen.

Vorbildfunktion für andere Konflikte?

Die Beilegung des Namensstreits macht Nordmazedonien jetzt salonfähig für die NATO und die EU, aber nicht automatisch reif für eine Mitgliedschaft. Das Ende des Namensstreits macht Griechenland zu einem positiven Faktor in Südosteuropa, aber nicht automatisch zu einer stabilisierenden Regionalmacht. Die Dynamik allerdings, die von der Verständigung der neuen Partner ausgeht, könnte auch auf andere Differenzen in der Region auswirken: auf die verhärteten Fronten zwischen Serbien und Kosovo zum Beispiel, oder auf die ewigen Streitigkeiten zwischen Griechenland und der Türkei. Sogar die griechischen und die türkischen Zyprioten könnten davon etwas lernen. Denn auch alle diese Länder stehen den künftigen Generationen gegenüber in der Pflicht, für geordnete Nachbarschaften und regionale Kooperationen zu sorgen. Und wer hätte das gedacht noch vor einem Jahr: Nordmazedonien und Griechenland haben den Anfang gewagt!

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