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Kommentar: Hoeneß verknackt!

Volker Wagener13. März 2014

Drei Jahre und sechs Monate Haft für Uli Hoeneß, den Präsidenten des FC Bayern München. Ein hartes, aber der Sachlage entsprechendes Urteil. Und eines, das viele sprachlos zurück lässt, findet Volker Wagener.

Deutsche Welle Volker Wagener Deutschland Chefredaktion
Bild: DW

Der Absturz im Leben des Uli Hoeneß kam spät, unerwartet und ist endgültig. Da wird auch die Zeit keine Wunden heilen. Am verschossenen Elfmeter 1976, der Deutschland den Europameistertitel gekostet hat, ist er nicht zerbrochen. Er hat auch seine Sportinvalidität mit Mitte 20 verkraftet. Selbst einen Flugzeugabsturz überlebte er. Weder an seinen Nerven, noch an seiner Gesundheit und auch nicht am Schicksal ist Uli Hoeneß gescheitert. Erst eine typische Form des Größenwahns in Zeiten des Internet-Zockens ließ ihn abstürzen. Er hat im Steuer-Strafraum foul gespielt, da kann man Rot geben. Muss man sogar, meinten die Richter. Hoeneß ist ab heute nicht mehr der mächtige Bayern-Macher mit Gutmenschen-Qualitäten. Er ist nur noch ein Scheinriese, einer, der bei näherem Hinsehen immer kleiner wird.

Die Selbstanzeige - zu spät und unvollständig

Juristisch ist die Sache klar: Das Landgericht München hat die Selbstanzeige von Uli Hoeneß unmittelbar bevor die Steuerbehörde aktiv wurde, nicht anerkannt. Sie kam zu spät und die Informationen waren nicht vollständig. Das Urteil unterstreicht eine Richtung: Steuervergehen werden inzwischen hart geahndet. Und die Ermittler haben es mittlerweile leichter, dank der bei Banken gestohlenen Daten, die der deutsche Staat begierig kauft. Keiner kann mehr sicher sein, unentdeckt zu bleiben. Im Trend liegen Fach-Kanzleien, die sich darauf spezialisieren, Steuersünder vor Gericht zu retten. Ein Massenphänomen.

Der Gutmensch aus der Allianz-Arena

Uli Hoeneß und sein Anwalt haben den Notausgang nicht erreicht. Sogar von der Revision machen sie keinen Gebrauch, so klar scheint die Schuld des Steuersünders zu sein. Doch das alles erklärt noch nicht, warum einer wie Hoeneß überhaupt in Versuchung geriet. Er war so etwas wie ein moderner Robin Hood aus Bayern. Er nahm es von den Reichen in den VIP-Loungen der Allianz-Arena, damit sich die Armen, die echten Fans, zu zivilen Preisen die Südkurve leisten können. Und als er das Trainingsgelände seines FC Bayern an der Säbener Straße etwas opulenter begrünen wollte, bezahlte er die nötigen 20.000 Euro mal eben selbst. Ganz zu schweigen von den vielen Spenden an gemeinnützige Organisationen. Sogar der Fußball-Konkurrenz sprang er bei. Borussia Dortmund, vor wenigen Jahren noch am Rande der Insolvenz, wurde nicht zuletzt durch einen Sofort-Kredit vom FCB weiter am Leben gehalten. Ja, so war er, der Uli: nicht einfach im Umgang, aber stets großzügig.

Immer in die Festgeld-, nie in die Kreditabteilung

Hinzu kommt: Er war der grundsolide Kaufmann. Längst Legende ist sein Manager-Motto, dass es Bayern München bei Bankgeschäften stets mit der Festgeld- nie mit der Kreditabteilung zu tun hat. Sein FCB ist ein kerngesundes Großunternehmen und ein Gegenmodell zu all den überschuldeten Oligarchen-, Scheich- und Baulöwen-Clubs aus England, Spanien und Italien. Hoeneß' Anteil am Konzept Bayern München ist gewaltig.

So ganz nebenbei gründete der Sohn eines Ulmer Metzgers ein außergewöhnlich erfolgreiches Wurstwaren-Unternehmen. Immer nach dem Motto: Schulden macht man nicht, die Qualität muss stimmen! Ein Vorzeige-Mittelständler wie aus dem Lehrbuch des braven deutschen Kaufmanns.

Ein Fall für den Psychologen

Das alles passt so gar nicht zum Bild des Börsen-Junkie Uli. Keine Frage: Hoeneß muss irgendwann die Prinzipien der Redlichkeit über Bord geworfen haben. Offensichtlich erlegen dem Opium des Aktien-und Währungshandels per Mausklick. Aber warum? Er hatte alles erreicht - als Spieler, als Manager, als Unternehmer. Erfolg und Bestätigung auf der ganzen Linie. Er war alles, aber nie dumm. Seine große Schwäche, jetzt juristisch abgehandelt, ist letztlich ein Fall für den Psychologen, den Mediziner. Den Aufsichtsratsvorsitz kann er nicht mehr behalten, das werden die Großaktionäre des FCB nun stoppen. Den Vereinspräsidenten hätte er mit einer Bewährungsstrafe vielleicht noch geben können. Aber nicht mehr von der Pritsche aus Zelle 17 heraus.

Alles erreicht und ohne Not gestrauchelt

Uli Hoeneß im Gefängnis, das ist mehr als ein Urteil gegen einen Steuerbetrüger. Es ist ein Erdbeben mitten im deutschen Fernseh-Wohnzimmer. Er war der inoffizielle Branchensprecher des Emotionalsten, was Menschenmassen bewegt: des Fußballs! Es wird Schadenfreude geben. Das muss er aushalten. Er hat gelogen, getäuscht und am Ende um Gnade gebeten.

Umsonst! Dieses Spiel hat Uli Hoeneß grandios verloren.

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