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Hoffen auf die Trumpdämmerung

Ines Pohl Kommentarbild App
Ines Pohl
6. April 2016

Nach der klaren Niederlage von Donald Trump in Wisconsin hoffen viele auf den Anfang vom Ende seiner Träume vom Einzug ins Weiße Haus. Aber ist die Alternative Ted Cruz wirklich besser?, fragt Ines Pohl aus Washington.

Bild: Reuters/A. P. Bernstein

Und nun ist Donald Trump, der selbsternannte Obermacho unter den Wahlkämpfern, ausgerechnet über seine Frauenfeindlichkeit gestolpert. Das hat was. Vor allem die republikanischen Wählerinnen haben ihm offensichtlich seine Forderung, Frauen für eine Abtreibung zu bestrafen, nicht verziehen. Die Versuche, seine Einlassungen später zu relativieren, haben dem Milliardär aus New York auch nichts mehr genützt. Im Gegenteil.

Nachdem Trump in den vergangenen Tagen in mehreren Interviews als politischer Naivling mit keinerlei Wirtschaftskompetenz vorgeführt wurde, fangen jetzt auch eingeschworene Trump-Fans an, Fragen zu stellen. Und das ist für Helden gefährlich, die in erster Linie als Projektionsfläche funktionieren, nicht aber mit politischen Visionen oder wirtschaftlichen Programmen überzeugen.

Ines Pohl, DW-Korrespondentin in Washington

Die mächtigen Worte können dann schnell als das entblößt werden, was sie sind: viel heiße Luft und dummes Geschwätz. Das ist das Ende vom Glänzen, das in erster Linie vom Glänzen lebt.

Nach den Vorwahlen in Wisconsin scheint es nun also doch möglich zu sein, worauf viele ehrwürdige Republikaner so sehnsuchtsvoll hoffen: Donald Trump kann sich selbst beschädigen.

Trump kann aus Fehlern lernen

Aber reicht die Zeit noch bis zum Nominierungsparteitag im Juli, um ihn wirklich zu stoppen? Und ist er nicht schlau genug, aus den Fehlern zu lernen, und von nun an vorsichtiger zu sein? Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Ted Cruz ist ihm eine gewisse Wandlungsfähigkeit durchaus zuzutrauen. Denn in den meisten Politikfeldern ist Trump nicht wirklich ideologisch getrieben - sondern allein gewinnorientiert. Ganz der Geschäftsmann, der seine Ideale für eine guten Deal verkauft. Es ist ja kein Zufall, dass er in früheren Zeiten auch schon mal die Demokraten unterstützt hat.

Erleichterung also beim Blick auf das republikanische Lager nach dieser Nacht? Vorsicht. Die Öffentlichkeiten, die amerikanische wie die internationale, haben sich in den vergangenen Monaten allzu sehr auf Trump eingeschossen und dabei aus den Augen verloren, wie ideologisch verbrämt Ted Cruz ist. Dessen Positionen sind in Teilen noch reaktionärer als die von Trump, vor allem wenn es um Muslime oder Homosexuelle geht.

Sanders sammelt mehr Spenden als Clinton

Nach Wisconsin ist vor New York. Auch für die Demokraten. Hier muss Hillary Clinton endlich auch mal wieder gewinnen. Nicht, weil Bernie Sanders ihr rein rechnerisch noch gefährlich werden könnte. Auch nach ihrer Niederlage in Wisconsin liegt sie beim Malen nach Zahlen immer noch klar vor ihrem einzigen verbliebenen Herausforderer.

Sie braucht den Erfolg in ihrem selbsternannten Heimatstaat vor allem, damit der Geldfluss ihrer Spender nicht versiegt. Denn auch das ist ja eine bemerkenswerte Entwicklung in diesem so ungewöhnlichen Wahlkampf: Der selbsternannte sozialistische Demokrat sammelte in den letzten Wochen deutlich mehr Millionen für seine Kampagne als die Millionärin Clinton. Nichts, aber auch gar nichts scheint unmöglich in diesem Wahljahr 2016.

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