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Tobias Oelmaier
14. Februar 2016

1899 Hoffenheim geht mit Julian Nagelsmann in den Abstiegskampf. Mit dem jüngsten Bundesliga-Cheftrainer aller Zeiten. Das ist der richtige Weg, kommentiert DW-Redakteur Tobias Oelmaier.

Bild: picture-alliance/dpa/C.Jaspersen

Man mag zu 1899 Hoffenheim stehen, wie man will: Wie die TSG einst aus der Bezirksliga in die Bundesliga stürmte, war einmalig und bewundernswert. Denn es waren nicht nur die Millionen von Mäzen Dietmar Hopp, die den Klub aus dem Provinznest im Kraichgau nach oben brachten. Es war ein Konzept: Mit jungen Leuten, perfekt ausgebildet und hungrig. Mit Trainern, die eine Vision hatten, langfristig dachten und Etabliertes hinterfragten: Hansi Flick, später Co-Trainer beim DFB oder Ralf Rangnick, eines der Superhirne der Gilde. Und mit klug eingekauften Stars mit Perspektive.

Der Verkauf eines solchen brachte seinerzeit den Bruch: Es war in der Winterpause 2010/11, als die Verantwortlichen in Hoffenheim dem Werben des FC Bayern nachgaben und den Brasilianer Luiz Gustavo nach München ziehen ließen. Aus Enttäuschung darüber und über aufkommende Dissonanzen mit Hopp schmiss Rangnick einfach hin. Und mit der TSG ging es fortan eher bergab. Hatte Rangnick viereinhalb Jahre auf der Bank gesessen, gaben sich fortan die Trainer in immer kürzeren Intervallen die Klinke in die Hand. Marco Pezzaiuoli, Holger Stanislawski, Markus Babbel, Frank Kramer, Marco Kurz, Markus Gisdol und zuletzt Huub Stevens. Was fehlte, war eine nach außen hin erkennbare klare Linie. Spieler, die einfach nicht funktionierten oder passten, kamen und gingen. Die Spitze des Eisberges: Torwart Tim Wiese.

DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier

Kein typischer Retter

Als nun Stevens aus gesundheitlichen Gründen völlig unerwartet das Handtuch warf, hätte man von der sportlichen Führung den reflexartigen Ruf nach den Neururers dieser Welt erwarten können, um den Abstieg zu verhindern. Stattdessen leitet seit Freitag Julian Nagelsmann die Übungseinheiten. Mit 28 Jahren ist er der jüngste Cheftrainer der Bundesliga-Historie. Jünger als einige seiner Spieler. Selbst ohne jegliche Erfahrung als Profi. Karriereende mit 20. Die Fußballlehrer-Ausbildung noch nicht einmal abgeschlossen.

In Hoffenheim, wo Nagelsmann schon seit 2008 als Nachwuchstrainer tätig ist, halten sie große Stücke auf ihn. Wollten ihm sowieso ab der kommenden Saison die Verantwortung übertragen. Aber ihn sofort ins kalte Wasser zu werfen, ohne Zeit, sich einzuarbeiten, sich in die Kaderzusammensetzung einzubringen, ist mutig. Oder vielleicht einfach ein Schritt zurück zu den Wurzeln.

Der Einstand hätte schlechter ausfallen können: Mit Julian Nagelsmann auf der Bank holte 1899 Hoffenheim nach zwei Niederlagen in Folge einen wichtigen Punkt beim direkten Konkurrenten Werder Bremen. Selbst, wenn es nicht klappen sollten mit dem Klassenerhalt - dann hätte man wenigstens endlich wieder einen, mit dem ein langfristiges Projekt möglich ist. Denn Hoffenheim war stark, als es seinen eigenen Weg ging und schwach, als es machte, was alle taten.

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