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Politik

Jetzt also auch noch Hitler

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Bastian Hartig
1. Oktober 2016

Mit seinen Schimpftiraden blamiert der philippinische Präsident Duterte sein Land. Jüngste Entgleisung: Ein Hitler-Vergleich. Dabei könnte Duterte eine Chance für die Philippinen sein, meint Bastian Hartig.

Bild: Getty Images/D. Tawatao

Wenn es um die verbalen Entgleisungen des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte geht, verwundert eigentlich kaum noch etwas. Der Mann hat schon den Papst als Hurensohn bezeichnet und das in einem zutiefst katholischen Land. Die gleichen Worte benutzte er unlängst, um den US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama zu verunglimpfen. Duterte drohte, die Philippinen würden aus den Vereinten Nationen auszutreten, seinen Kritikern in der Europäischen Union zeigte er den Mittelfinger und benutzte die dazugehörige Wortwahl.

Besonders empfindlich reagiert Duterte auf Kritik an seinem gnadenlosen Anti-Drogen-Krieg. Seit seiner Amtseinführung Ende Juni sind mehr als 3500 Menschen getötet worden, gute 1200 davon von der Polizei. Wer für den Rest verantwortlich ist, ist unklar. Von Todesschwadronen ist die Rede. Duterte duldet diese außergerichtlichen Hinrichtungen nicht nur, er begrüßt sie ausdrücklich. Und dazu hat er jetzt ausgerechnet einen Hitlervergleich bemüht.

"Hitler hat drei Millionen Juden ermordet, verkündete Duterte nach einer Rede in seiner Heimatstadt Davao. "Es gibt drei Millionen Drogenabhängige auf den Philippinen. Es wäre mir eine Freude, sie hinzurichten."

Abstruse Zahlenspiele

DW-Südostasienkorrespondent Bastian Hartig

Mit den Zahlen nimmt Duterte es bei seinen Einlassungen nicht so genau. Während er die Zahl der von den deutschen Nationalsozialisten ermordeten Juden mal eben halbiert, verdoppelt er die Anzahl der Drogenabhängigen auf den Philippinen fast. Zumindest, wenn man der jüngsten von der philippinischen Kommission für gefährliche Drogen in Auftrag gegebenen Studie glauben darf. Demnach gibt es im Land rund 1,8 Millionen Drogenabhängige. 2004 waren es nach Angaben der Kommission noch 6,7 Millionen. Das bedeutet, dass die Zahl der Süchtigen in den vergangenen 13 Jahren massiv gesunken ist, ganz ohne die martialischen Methoden Rodrigo Dutertes.

Und noch eine Zahl ist interessant: Die überwiegende Mehrheit der in Therapie befindlichen Drogenabhängigen ist männlich und verfügt über ein monatliches Einkommen, das nur knapp oberhalb der Armutsgrenze liegt. Viele haben keine Arbeit und einen vergleichsweise geringen Bildungsstand.

Selbstjustiz statt Rechtsstaat

Rodrigo Duterte hat Recht, wenn er sagt, dass die Philippinen ein massives Drogen- und damit auch Kriminalitätsproblem haben, dass es die Gesellschaft zerfrisst und viele Menschen in ihr Verderben führt. Er hat auch Recht, wenn er den Kampf dagegen zur höchsten Priorität erklärt. Nur mit den Methoden, die er anwendet, ist er im Unrecht. Mit seiner blutrünstigen Rhetorik goutiert und befeuert er die Auslöschung Tausender Menschenleben unter dem Vorwand der Drogenbekämpfung. Ob diese Massenmorde jemals aufgeklärt oder gar gesühnt werden, ist äußerst fraglich. Selbstjustiz kann und darf kein probates Mittel eines Rechtsstaates sein, egal zu welchem Zweck.

Die Zahlen legen nahe, dass Duterte mit effektiver Armutsbekämpfung sowie einem rigorosen Vorgehen gegen Einfuhr und Produktion illegaler Drogen den offenbar rückläufigen Trend beim Drogenkonsum fortsetzen könnte, ganz ohne ein Blutbad anzurichten.

Rodrigo Duterte könnte eine Chance für die Philippinen sein. Die von ihm geforderte Föderalisierung des Landes ist längst überfällig. Weil er als erster Präsident in der Geschichte der Philippinen aus dem Süden des Landes kommt, haben viele die Hoffnung, dass er die Jahrzehnte währenden Rebellenaufstände dort endlich befrieden könnte. Wenn er aber weiterhin de facto zum Massenmord aufruft und die Philippinen auf der internationalen Bühne fortwährend blamiert, schadet er seinem Land weitaus mehr, als er ihm nützt.

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