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Linear war gestern

25. März 2019

Der Einstieg von Apple ins Streaming-Geschäft wird eine Entwicklung beschleunigen, an deren Ende der Tod des linearen Fernsehens steht, meint Andreas Becker.

Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Lennihan

Mit Apple steigt eine der reichsten Firmen der Welt ins Videostreaming-Geschäft und wird viel Geld für neue, exklusive Inhalte ausgeben. Fans von Filmen und Serien können sich freuen. Die Konkurrenz dürfte zudem für Preisdruck sorgen, der die Abo-Gebühren von Netflix und Co. in Schach hält.

Trotzdem werden viele Menschen am Ende mehr Geld für Videounterhaltung ausgeben als zuvor - einfach deshalb, weil sie mehrere Dienste abonnieren müssen, um all die schönen neuen Angebote auch zu sehen. Wenn in diesem Jahr dann noch Disney und Warner eigene Streamingdienste starten, wird die Entertainment-Landschaft weiter zerstückelt. "Games of Thrones"-Folgen sind dann vielleicht nur noch bei Warner zu sehen, Star Wars und Marvel-Superhelden nur bei Disney. Exklusive Angebote sind in diesem Geschäft überlebenswichtig.

Selbst deutsche Film- und Serienproduzenten profitieren von dieser Entwicklung. Aufträge erhalten sie von den Streaming-Anbietern, aber auch von klassischen TV-Sendern, die ebenfalls exklusive Inhalte brauchen.

Branche im Umbruch

Das lineare Fernsehen wird diese Entwicklung allerdings nicht überleben. Es gibt schlicht keinen Grund, sich von anderen vorschreiben zu lassen, wann man einen Film oder eine Serie guckt. Ausnahmen sind bildstarke Live-Events, also meist Sport.

Andreas Becker, DW Wirtschaft

Die kommerziellen TV-Sender stellt das vor ein gewaltiges Problem, das dem der Zeitungen ähnelt. Die Kundschaft schrumpft und altert, die Werbeeinnahmen sinken. Aber noch lässt sich mit den eigenen Streamingdiensten im Netz nicht ansatzweise soviel Geld verdienen wie mit dem klassischen TV-Geschäft.

Gleichzeitig steigen die Kosten für neue Produktionen, denn Zuschauer haben sich längst an die aufwändigen Serien auf Netflix und Co. gewöhnt. So billig wie früher werden sie sich von deutschen Fernsehmachern nicht mehr abspeisen lassen.

Für die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland steigt zudem der Rechtfertigungsdruck. Zuschauer mit mehreren, monatlich kündbaren Streaming-Abos werden auf eine fast doppelt so teure und unkündbare Rundfunkabgabe zunehmend allergisch reagieren.

Die TV-Branche wird also kräftig durchgeschüttelt, auch von Firmen, die mit ihren Streamingdiensten vor allem ihr Kerngeschäft stärken - den Verkauf von Smartphones, Tablets oder Laptops bei Apple, das Onlineshopping bei Amazon.

Andreas Becker Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Geldpolitik, Globalisierung und Verteilungsfragen.
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