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Politik

Maßvoller Beschuss aus Teheran

8. Januar 2020

Teherans Reaktion auf die Tötung des iranischen Generals Soleimani wirkt überraschend maßvoll. Damit öffnet sich für kurze Zeit ein Fenster für die Diplomatie, meint Matthias von Hein. Wenn beide Seiten sich bewegen.

Erst im Februar 2019 hat die iranische Revolutionsgarde den neuen Typ einer Boden-Boden-Rakete vorgestelltBild: picture-alliance/AP/Sepahnews

Eigentlich ist es absurd: Iranische Raketen schlagen ein auf zwei amerikanischen Basen im Irak - und die Welt atmet auf. Nach allem, was man bisher weiß, ist der Schaden gering. US-Präsident Donald Trump hat für seine Verhältnisse besonnen reagiert. Für den Morgen in Washington hat er lediglich ein Statement angekündigt und nicht den Start von Marschflugkörpern gegen iranische Kulturgüter.

Auf iranischer Seite twitterte Außenminister Dschawad Sarif Deeskalation: Der Iran habe in verhältnismäßiger Weise Maßnahmen zur Selbstverteidigung wahrgenommen - und vor allem: abgeschlossen.

Ist damit die Gefahr eines Flächenbrandes im Nahen und Mittleren Osten gebannt? Nein. Aber es scheint, als sei die Welt zumindest einen Schritt von dem Abgrund zurück getreten, an dessen Rand sie durch die gezielte Tötung des iranischen Generals Soleimani durch die USA gerückt war.

Teheran kann sein Gesicht wahren

Der Raketenangriff wirkt genau austariert: Groß genug, damit Teheran sein Gesicht wahren kann.  Aber unterhalb der Schwelle, die Trump zu einem Angriff auf Ziele innerhalb Irans veranlasst hätte. Alle Welt wusste, dass Teheran in irgendeiner Form an irgendeinem Punkt reagieren würde. Die Ermordung Soleimanis war ein Akt des Krieges, den die iranische Führung nicht unbeantwortet lassen konnte.

Zugleich fällt auf: Teheran hatte erklärt, selbst Vergeltung üben zu wollen. Das kann man auch als Hinweis an die Verbündeten der "Achse des Widerstandes" im Libanon, im Irak und im Jemen sehen, nicht selbst aktiv zu werden.

DW-Redakteur Matthias von Hein

Da jetzt sowohl aus dem amerikanischen wie auch aus dem iranischen Kessel zumindest etwas Dampf entweichen konnte, tut sich ein Fenster auf für Diplomatie. Und damit für die Europäer. Sie müssen jetzt alles tun, um beide Seiten zur militärischen und rhetorischen Abrüstung zu bewegen.

Festhalten der Politik des maximalen Drucks?

Dem öffentlichen Schlagabtausch könnten nämlich sehr schnell doch wieder Nadelstiche mit Teheran verbündeter Milizen folgen oder Aktionen, bei denen Teheran glaubwürdig seine Urheberschaft bestreiten kann.

Das gilt vor allem, wenn die USA an ihrer Politik des maximalen Drucks festhalten. Mit ihren Sanktionen führen sie einen Wirtschaftskrieg, der den Iran stranguliert. Man muss daran erinnern: Es war der einseitige Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen im Mai 2018, der die Spirale der Eskalation überhaupt in Gang gesetzt hat.

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