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Man City hat gewonnen, der Fußball verloren

13. Juli 2020

Die Aufhebung der Europapokal-Sperre gegen Manchester City durch den Internationalen Sportgerichtshof zeigt, dass Financial Fairplay ein zahnloser Tiger ist, meint Stefan Nestler.

Bild: picture-alliance/dpa/Actionplus

Eine Knolle wegen falschen Parkens. Viel mehr sind die 10 Millionen Euro für den englischen Premier-League-Klub Manchester City nicht, die der Internationale Sportgerichtshof (CAS) bei seinem Urteil als Strafe für Verstöße des Vereins gegen das Financial Fairplay der UEFA übrig gelassen hat. Zum Vergleich: Fast 300 Millionen Euro zahlt der Verein in dieser Saison allein an Spielergehältern. Selbst die ursprünglich von der UEFA festgelegte Geldstrafe von 30 Millionen Euro hätte den Verein kaum getroffen, wohl aber die Sperre von zwei Jahren für alle europäischen Wettbewerbe.

Auf diese Bühne können selbst die reichsten Vereine nicht verzichten. Vor allem in der Champions League präsentieren sich die Topvereine: nicht nur Spieler und Trainer, sondern auch die Besitzer der Klubs und ihre Sponsoren. Zwei Jahre weg von der Bühne hätte bedeutet, dass sich möglicherweise Geldgeber von Man City abgewendet hätten, dass Spitzenspieler zu anderen Vereinen gewechselt wären und neue Topstars einen Bogen um den Klub gemacht hätten. Diese Sorge ist Manchester City nun los.

Ohrfeige für die UEFA

Stefan Nestler, DW Sport

Das CAS-Urteil ist zunächst einmal eine Ohrfeige für die Juristen der UEFA. Wenn die dem Premier-League-Klub zur Last gelegten Verstöße "nicht begründet oder verjährt" waren, wie der Sportgerichtshof wissen ließ, bedeutet dies nichts anderes, als dass die Ermittler der UEFA-Finanzkontrollkammer schlampig gearbeitet haben. Oder zu langsam - oder beides. Oder dass die Regeln des Financial Fairplay zu schwammig sind. Und damit stellt sich die Frage, ob die UEFA überhaupt ein ernsthaftes Interesse daran hat, den finanzstärksten Vereinen auf den Zahn zu fühlen und sie in die Schranken zu weisen.

Großer Einfluss der reichen Klubs

Schließlich lassen die Krösusse des Fußballs auch die UEFA auf großem Fuß leben. Dementsprechend groß ist der Einfluss der reichen Klubs. So wurde im Februar 2019 auf Betreiben der European Club Association (ECA) Nasser al-Khelaifi ins UEFA-Exekutivkomitee gewählt, das höchste Gremium des Verbands. Der Geschäftsmann aus Katar ist Präsident und Mehrheitseigner von Paris St. Germain. Der französische Serienmeister steht beinahe schon chronisch im Verdacht, bei seinen Megatransfers Vorschriften des Financial Fairplay umgangen zu haben. Bisher ist der Klub immer glimpflich davongekommen. Warum wohl? Weil das Financial Fairplay ein zahnloser Tiger ist, wenn es nicht konsequent durchgesetzt wird - und wenn Personen an Schlüsselstellen sitzen, die dies zu verhindern wissen.

Nicht mehr als eine schöne Illusion

Die Kritiker der Über-Kommerzialisierung des Fußballs hatten gehofft, dass der CAS die Sperre gegen Manchester City bestätigen würde. Es wäre ein Zeichen gewesen, dass auch die "Superklubs" nicht machen können, was sie wollen. Dass die UEFA wirklich daran interessiert ist, die Schere zwischen den superreichen und finanzschwächeren Vereinen nicht noch weiter auseinanderklaffen zu lassen. Dass noch Hoffnung besteht, dass nicht immer dieselben wenigen großen Klubs die Titel abräumen. Nach dem CAS-Urteil dürfte klar sein, dass all dies nicht mehr als eine schöne Illusion war. Die Macht des Geldes hat sich durchgesetzt.

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