1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kommentar: Mehr als ein Funken Hoffnung

Joscha Weber Bonn 9577
Joscha Weber
25. Januar 2016

Bayern thront mit acht Punkten Vorsprung an der Bundesliga-Spitze. Schon jetzt zur Meisterschaft zu gratulieren, wäre aber völlig verfrüht. Denn ein Team kann die Liga wieder spannend machen, kommentiert Joscha Weber.

Bild: Getty Images/AFP/Bongarts/P. Stollarz

Das Passspiel: schnell und sicher. Der Abschluss: trocken und präzise. Die Körpersprache: dominant und selbstbewusst. Wer die Elf von Borussia Dortmund am Samstagabend im Borussiapark genau beobachtet hat, konnte erkennen, wie gut die Mannschaft von Thomas Tuchel über den Winter gearbeitet hat. Die Mannschaftsteile verschieben sich blitzartig in Richtung Ball, die Laufarbeit beeindruckt und selbst ein Gegentor bringt den BVB derzeit nicht aus dem Rhythmus. Im Gegenteil: Die Mannschaft zeigte beim 3:1-Auswärtssieg bei Konkurrent Borussia Mönchengladbach, dass sie mehr will und die Hoffnung auf den Titel längst noch nicht aufgeben ist.

"Wir werden sicher nicht kampflos aufgeben, es ist noch nicht endgültig vorbei", hatte BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang vor der Partie gesagt und damit eine Kampfansage Richtung München geschickt. Dass ausgerechnet Afrikas Fußballer des Jahres zum Rückrundenstart keine gute Figur machte, ist nur eine Randnotiz, da seine Kollegen Marco Reus, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan teilweise glänzende Darbietungen zeigten. Orchestriert vom ehrgeizigen, wenn nicht erfolgsbesessenen Trainer Thomas Tuchel, kann die Borussia den Titelkampf trotz der immer noch acht Punkten Rückstand noch spannend machen. Denn der BVB hat das Personal, den Willen und die Form, jede sich bietende Schwäche der Bayern auszunutzen.

Und erste Anzeichen dafür gibt es sogar. Bayern München zeigt zum Auftakt beim Hamburger SV eine sehr durchwachsene und teilweise leblose Spielweise, einzig das stets effiziente Sturmduo Robert Lewandowski und Thomas Müller bewahrte den FCB vor einem Punktverlust. Nun fällt auch noch Abwehrchef Jérôme Boateng mit einer Muskelverletzung auf unbestimmte Zeit aus. Und Trainer Pep Guardiola zeigt sich in Interviews dünnhäutig, wenn es um seine persönliche Zukunft geht. Sein Abgang in die Premier League wird diese Rückrunde überschatten - auch, weil Guardiola nach wie vor nicht erklären konnte oder wollte, warum genau er das in München begonnene Projekt noch vor dessen Vollendung (Champions-League-Sieg) verlassen will.

DW-Sportredakteuer Joscha Weber

Ein mögliches Aus gegen die unangenehm zu spielende Elf von Juventus Turin bereits im Achtelfinale der Königsklasse wäre der GAU in München und könnte die Stimmung nachhaltig verderben. Guardiola steht also unter Druck - und der kommt endlich auch wieder aus Dortmund. Die Bayern haben wieder einen echten Gegner. Nach dem Krisenjahr, das den Abschied von Volksheld Jürgen Klopp aus dem Ruhrgebiet besiegelte, ist der BVB zurück und ist nach Punkten der beste Zweitplatzierte nach einem 18. Spieltag in der Bundesligageschichte.

Tendenz: Es geht weiter aufwärts. Die Leistungsträger können trotz schwindelerregender Angebote aus England gehalten werden. Die Spielanlage unter Tuchel ist viel variabler geworden als unter Klopp. Und selbst Guardiola sieht den BVB unter den besten acht Vereinen des Europäischen Fußballs. Es spricht also viel dafür, dass es nicht beim Acht-Punkte-Vorsprung der Bayern bleiben muss. Und allein das wäre nach drei Jahren Langeweile, pardon, Bayern-Dominanz doch schon mal eine echte Nachricht.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen