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Moody's senkt Ausblick für China - na und?

Danhong Zhang
2. März 2016

Die Hiobsbotschaften aus und über China reißen nicht ab. Die Sorge um die Wirtschaft und Finanzen im Reich der Mitte ist zwar berechtigt, zur Panik gibt es aber keinen Grund, meint Zhang Danhong.

China Containerhafen Shanghai Container Wirtschaft Export
Bild: picture-alliance/dpa/O. Spata

Man hat sich daran gewöhnt, jeden Tag mindestens eine negative Schlagzeile über China zu lesen. Die Wirtschaft wächst so langsam wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr, Aktienkurse brechen ein, Devisenreserven schmelzen dahin. Die Schlagzeile am Mittwoch lautet: "Moody's stuft China herab".

Das stimmt so nicht ganz. Die Ratingagentur aus den USA hat die Bonitätsnote für China bei Aa3 belassen, immerhin die viertbeste Bewertung, was bedeutet, dass das Ausfallrisiko chinesischer Anleihen nahe null ist. Lediglich den Ausblick hat Moody's von "stabil" auf "negativ" gesenkt, quasi die Vorstufe für eine Herabstufung.

Moody's Argumente

Was hat die Agentur zu dieser Änderung veranlasst? Ausbleibende Reformen und steigende Schulden, heißt es in der Begründung. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Mit den Reformen um ein nachhaltiges Wirtschaften hat das Land längst begonnen. Inzwischen macht der Dienstleistungssektor knapp die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts aus, der Anteil der Industrie geht seit Jahren kontinuierlich zurück. Der Umbau der Wirtschaft hat mit dazu beigetragen, dass das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft hinter den USA im vergangenen Jahr unter sieben Prozent gefallen ist - für chinesische Verhältnisse spärlich, aber weltweit immer noch eine der besten Raten.

Mit den steigenden Schulden hat Moody's die Verschuldung der Unternehmen im Blick. Sie sind viel schneller gewachsen als die Wirtschaftsleistung. Das ist in der Tat besorgniserregend, zumal sich viele Firmen im grauen Finanzsektor verschuldet haben. Auch hier will die Zentralregierung gegensteuern. Insidern zufolge sollen in den kommenden Jahren eine Reihe von Zombie-Firmen, die trotz anhaltender Verluste künstlich am Leben erhalten werden, geschlossen werden. Millionen von Arbeitsplätzen drohen wegzufallen. Auch das ist bei einer Umstellung des Wirtschaftsmodells nichts Ungewöhnliches, denkt man an das Deutschland der letzten Jahrzehnte, wo Arbeitsplätze im Kohlebergbau und in der Textilindustrie massenweise vernichtet wurden. Peking muss nur darauf achten, dass dieser Prozess möglichst sozial verträglich abläuft und dass in anderen Bereichen wieder Arbeitsplätze entstehen.

DW-Redakteurin Zhang Danhong

Dem einen oder anderen Staatsunternehmen wird Peking unter die Arme greifen, um soziale Unruhen zu vermeiden. Das wird die Staatsschulden ansteigen lassen. Aber mit knapp 41 Prozent der Wirtschaftsleistung weist China eine Schuldenquote auf, von der die meisten Länder auf dieser Welt nur träumen können.

Fitch's Kritikpunkt

Wahrscheinlich hat Moody's den Ausblick nur gesenkt, weil der Konkurrent Fitch bereits Warnschüsse in Richtung China abgegeben hat. Anlass der Kritik war, dass die chinesische Zentralbank die Mindestreserve für die größten Banken des Landes auf 17 Prozent gesenkt hat. Im vergangenen Jahr wurde diese Rate viermal nach unten revidiert, um Banken zu mehr Kreditvergabe zu ermutigen.

Die Kritik an der lockeren Geldpolitik der People's Bank of China klingt wie ein schlechter Witz. Mit über vier Prozent Leitzins leben die Chinesen geldpolitisch noch in einer normalen Welt. Da verdient die Europäische Zentralbank mit dem dauerhaften Fast-Nullzins viel mehr Schelte.

Das muss mal gesagt werden

Die Ratingagenturen haben vor dem Ausbruch der Staatsschuldenkrise in der Eurozone einen schlechten Job gemacht. Nun wollen sie sich vielleicht mit solchen Warnungen absichern und sich hinterher nicht vorwerfen lassen, sie hätten nichts gesagt.

Fakt ist, dass die chinesische Wirtschaft in einer schwierigen Phase steckt. Bei der Reform der Staatsunternehmen oder der Finanzmärkte macht die Zentralregierung nicht immer eine gute Figur. Fakt ist aber auch, dass die Notenbank auch nach dem Verkauf von 760 Milliarden Dollar zur Yuan-Stützung immer noch über drei Billionen Devisenreserven verfügt, um eventuelle Turbulenzen abzufedern. Auch bei der Zinsschraube hat sie genügend Spielraum. Das Wichtigste aber: Die Chinesen exportieren immer noch mehr als sie importieren. Mit anderen Worten: Sie leben nicht über ihre Verhältnisse. Darin unterscheiden sie sich von den Amerikanern und vielen Europäern.

Die chinesische Führung kann die Warnungen der Ratingagenturen zur Kenntnis nehmen, mehr aber auch nicht. Die Anleger ließen die Worte von Moody's und Co. jedenfalls kalt. So sind am Mittwoch die Börsen in China kräftig gestiegen.

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