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Nur ein kleines Happy End

Johann Bernd Kommentarbild App
Bernd Johann
25. Mai 2016

Die Freilassung der Ukrainerin Sawtschenko und zweier russischer Militärs ist eine gute Nachricht. Aber sie markiert noch keinen Wendepunkt im Krieg um den ukrainischen Donbass, meint Bernd Johann.

Bild: Reuters/V. Ogirenko

Nadja Sawtschenko ist frei. Für sie endet ein schreckliches Martyrium. Fast zwei Jahre befand sie sich in russischer Gewalt, nachdem sie im Juni 2014 mutmaßlich aus dem Donbass nach Russland verschleppt worden war. 22 Jahre Gefängnis lagen vor ihr nach einem skandalösen Urteil in einem Prozess, der jede Rechtsstaatlichkeit vermissen ließ. Jetzt kehrt sie endlich wieder in ihr Land zurück.

Ein glückliches Ende nimmt offenbar auch das Tauziehen um die beiden russischen Militärs Alexander Alexandrow und Jewgeni Jerofejew. Auch sie waren gefangengenommen worden bei Kämpfen im Donbass. In der Ukraine wurde ihnen deswegen der Prozess wegen Unterstützung von Terrorismus und Krieg gemacht. Auch auf sie wartete eine lange Haftstrafe nach dem Schuldspruch vor einem Gericht in Kiew.

Noch immer gibt es viel zu viele Opfer

Politisch geht endlich etwas zwischen Russland und der Ukraine. Es ist die erste wirklich gute Nachricht in diesem Jahr in dem festgefahrenen Konflikt um die Krim und die Ostukraine: Prominente Gefangene wurden endlich ausgetauscht. Doch der Krieg im Donbass ist ansonsten weit von einer politischen Lösung entfernt - trotz aller internationalen Vermittlungsversuche, die vor allem Deutschland und Frankreich voranzutreiben suchen. Doch auch in dieser Woche starben Menschen in dem unerklärten Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Über 9.000 Menschenleben hat der Krieg gefordert. Die meisten waren Zivilisten. Noch immer werden Hunderte Menschen als Kriegsgefangene gehalten. Die Verhandlungen in der Minsker Kontaktgruppe über deren Freilassung stecken seit Monaten in der Sackgasse. Die Freilassung von Sawtschenko und den beiden Russen kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie viele Menschen nach wie vor Geiseln des russisch-ukrainischen Konflikts sind. Der bekannteste Häftling in einem russischen Gefängnis ist der ukrainische Filmregisseur Oleh Senzow. Ähnlich wie Sawtschenko war er in einem Schauprozess von einem russischen Gericht verurteilt worden. Wann kommen er und andere Gefangene endlich frei?

Bernd Johann leitet die Ukrainische Redaktion der DW

Sawtschenko und die beiden Russen sind Symbole dafür, wie Menschen zwischen staatlichen Interessen zerrieben werden. Ihre Freilassung markiert noch keinen Wendepunkt. Schon aus humanitären Gründen war sie überfällig. Doch sie wurden zu Spielsteinen in einem politischen Deal, dessen Umfang vielleicht noch nicht vollständig bekannt ist. Alexandrow und Jerofejew waren offenbar im geheimen Auftrag des russischen Militärgeheimdienstes GRU im Donbass unterwegs. Deshalb stellt sich der Kreml nie offiziell hinter die beiden Männer.

Neue Hoffnung für den Friedensprozess?

Bis heute streitet Moskau jede Verantwortung für den Krieg ab. Erst wenn die Kreml-Führung Verantwortung für ihren unerklärten Krieg gegen die Ukraine übernehmen würde, wäre ein echter Wendepunkt möglich. Und erst dann wäre es folgerichtig, wenn der Westen seine Sanktionen gegen die Führung in Moskau überdenken würde. Die Freilassung der Militärpilotin Sawtschenko ist noch nicht mehr als vielleicht ein kleines Indiz dafür, dass der Kreml politische Stolpersteine aus dem Weg räumen möchte.

Und die Ukraine? Für die meisten Ukrainer ist Sawtschenko eine Heldin, die ihre Heimat tapfer gegen die russische Aggression verteidigt hat. Ihr Bild hängt seit Monaten am Rednerpult des ukrainischen Parlaments. Für Petro Poroschenko ist ihre Freilassung ein wichtiger politischer Erfolg, den er zwei Jahre nach seiner Wahl zum Präsidenten der Ukraine dringend braucht. Aber das ist kein Beweis, dass er endlich dazu bereit wäre, die in seinem Land unbeliebten Friedensvereinbarungen von Minsk im vollen Umfang zu unterstützen.

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