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Kommentar: Pfeifkonzert

Sarah Wiertz6. September 2015

Den Niederländern droht das EM-Aus. Wie vor 30 Jahren. Und es wird ein zweites Mal passieren. Aus drei Gründen, meint DW-Sportredakteurin Sarah Wiertz, die glaubt, dass Bayern-Chef Rummenigge jetzt vor sich hin pfeift.

UEFA Euro 2016 Qualifikation Türkei - Niederlande
Bild: Reuters/U. Bektas

Da fängt doch gleich ein kleines Männchen im Ohr an zu singen. "Ohne Holland fahr'n wir zur WM", trällerte Helmut aus Mallorca und mit ihm viele deutsche Fußballfans zur WM 2002. Zwölf Jahre später sieht es so aus, als ob die Europameisterschaft 2016 ohne die Niederlande stattfinden und der Ballermann-Hit wieder in den Radios gespielt wird. Lustig, freut sich das Fußball-Herz. Erschreckend, meint der Fußball-Verstand.

Hohes Risiko

Ein einziges Mal waren die Niederländer bei einer EM nicht dabei. Vor 30 Jahren war das. Vier Jahre später feierte die Oranje den EM-Titel - ausgerechnet in Deutschland. Wollen wir das riskieren? Dann sollen die Holländer im nächsten Jahr doch lieber im Halbfinale oder gar im Endspiel tragisch ausscheiden. Am liebsten gegen uns. Aber dazu wird es vermutlich nicht kommen.

Erst die peinliche 0:1-Niederlage gegen Island am Freitag, jetzt das blamable 0:3 in der Türkei. In der Tabelle der Gruppe A rutschen die Niederlande auf Platz vier hinter Tschechien (19 Punkte), Island (18) und der Türkei (12) ab. Platz zwei und damit die direkte Qualifikation ist nicht mehr möglich. Bleibt zwei Spieltage vor Ende nur noch die Hoffnung auf die Playoffs. Dafür ist Rang drei nötig. Mit zwei Zählern Rückstand auf die Türken ein fast aussichtsloses Unterfangen.

Türkeis Ozbayrakli (l.) ist schneller als Hollands DepayBild: Reuters/U. Bektas

Die Türkei ist hochmotiviert

Die Elftal kann es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen. Also muss sie auf einen Patzer der Türken hoffen. Aber genau die haben sie mit ihrer schwachen Leistung im direkten Duell für die restlichen Spiele Mitte Oktober gestärkt. Zudem warten die emotionalen Türken sehnsüchtig auf ihre vierte EM-Endrundenteilnahme, da sie 2012 in Polen und der Ukraine nicht dabei waren.

Das zweite Problem: Der neue Bondscoach Danny Blind ist schon kurz nach seinem Antritt angeschlagen. Zwei Spiele. Zwei Niederlagen. Das ist keine gute Bilanz. Da er schon unter seinem Vorgänger Guus Hiddink Co-Trainer war, kennt er einerseits die Mannschaft sehr gut. Andererseits: Was soll er schon ändern? Blind hatte schon unter Hiddink das Training geleitet, die Besprechungen mit den Stars geführt und auch bei Spielerauswahl und Taktik großen Einfluss gehabt. Nun macht er weiter wie bisher.

Blind: schlechte Bilanz als BondscoachBild: Reuters/U. Bektas

Abhängig von einem Spieler

Also müssen es die Spieler richten. Und da zeigt sich - wie im Spiel gegen die Türkei zu sehen - das dritte Problem: die Oranje ist derzeit von einem Spieler abhängig. Von Arjen Robben. Einem Spieler, der von Dynamik und Explosivität lebt, aber mit 31 Jahren nicht mehr im jüngsten Fußballalter ist und der sehr verletzungsanfällig ist. So wie während der Partie gegen Island, als er sich etwas im Rücken einklemmte und im Spiel gegen die Türkei fehlte.

Die Bayern werden ihren Dribbelkünstler jedenfalls nicht für die noch zwei ausstehenden EM-Qualifikationsspiele schonen. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge ist seit einem Verletzungsstreit um Robben vor fünf Jahren gar nicht gut auf den Niederländischen Fußballverband (KNVB) zu sprechen. Vermutlich pfeift er jetzt gerade eine bestimmte Melodie vor sich hin.

Robben (l.): Es zwickt mal wiederBild: picture-alliance/dpa/S. Gontha