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Politik

Putin, Trump und das Prinzip der kleinen Schritte

Robert Mudge - Kommentatorenbild (PROVISORISCH)
Robert Mudge
7. Juli 2017

Die Aufregung um das Treffen zwischen Trump und Putin auf dem G20-Gipfel in Hamburg hätte größer kaum sein können. Wurde es den Erwartungen gerecht? Nur in Teilen, meint Rob Mudge.

Bild: Reuters/Courtesy of Bundesregierung/S. Kugler

Begegnungen im Spitzensport sind fast schon gesellschaftliche Großereignisse. Treffen etwa Weltklasse-Boxer wie Wladimir Klitschko und Tyson Fury aufeinander, richten sich die Augen eines Millionenpublikums auf ihren Kampf. Und doch scheint die Aufregung um die Begegnung im Boxring überschaubar im Vergleich zu der, die nun der ersten Begegnung zweier anderer globaler Alpha-Tiere zuteil wurde, Wladimir Putin und Donald Trump.

Würde Putin unter Trumps hartem Händedruck erbleichen? Würde Trump Putins eiskalten Blick ertragen können? Wer von beiden würde zuerst in die Knie gehen?

Fortschritt für Syrien?

Alle, die auf eine Sensation gehofft hatten, wurden enttäuscht: Das Treffen verlief in geregelten Bahnen. Die Begrüßung per Handschlag erschien beiden Gesprächspartnern durchaus angemessen. Und in einem scheinbar unbeobachteten Moment schauten sich beide geradezu freundlich an. In Putins Gesicht zeichnete sich sogar so etwas wie ein Lächeln ab - ein ins Auge fallender Unterschied zu der eisigen Miene, die er beim Treffen mit Trumps Vorgänger Barack Obama beim letzten G20-Gipfel aufsetzte. Trump erklärte sogar, es sei eine "Ehre", Putin zu treffen.

DW-Redakteur Rob Mudge beim G20-Gipfel in HamburgBild: DW/R. Mudge

Trump und Putin mögen in vielem unterschiedlicher Ansicht sein. Doch sie überbrückten ihre Kontroversen durch den symbolisch vielsagenden Zeitpunkt ihres Treffens: Es fand genau zu jener Uhrzeit statt, zu der das Programm der Konferenz den Beginn der Klima-Gespräche vorsah - ein Schlüsselthema bei diesem G20-Treffen, das Bundeskanzlerin Merkel ganz besonders am Herzen liegt. Zwar nahm Trump an der ersten Hälfte dieses Treffen teil, klar ist aber auch, dass der Zustand des Ökosystems für ihn nicht unbedingt erste Priorität ist.

Spektakuläre Erwartungen enttäuschte das Treffen. Dafür sorgte allein schon dessen Dauer: Statt der geplanten 35 Minuten zog es sich über zwei Stunden hin. Diejenigen aber, die nach Ergebnissen jenseits der Körpersprache und manch harter Äußerung suchten, wurden fündig: Die Präsidenten vereinbarten im Zusammenspiel mit regionalen Akteuren einen Waffenstillstand im Südwesten Syriens, der ab Sonntag in Kraft treten soll. Nörgler könnten einwenden, dies sei nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber für Syrien ist schon der kleinste Fortschritt von Bedeutung. 

Harte Bandagen im Vorfeld

Wie bescheiden die Begegnung auch anmuten mag: Angesichts der Äußerungen im Vorfeld markiert sie einen Durchbruch. Bei seinem Auftritt in Polen am Vorabend des Gipfels war Trump Putin noch scharf angegangen. Öffentlich hatte er ihn aufgefordert, den "destabilisierenden Einfluss Russlands in der Ukraine" und russische Unterstützung für "feindliche Regime" wie Syrien und den Iran zu stoppen.

Im Gegenzug erlaubte sich Putin einen kaum verhüllten Seitenhieb auf Trumps handelspolitische Vorstellungen und kritisierte die Einschränkungen für Handel und Investitionen. Die seien nichts anderes als "maskierter Protektionismus".

Zu Beginn seiner Präsidentschaft hatte sich Trump seiner guten Beziehungen zu Putins Russland gerühmt. Putin hingegen zeigte sich, einer alten Gewohnheit folgend, zurückhaltend. Vielleicht hoffte er, die amerikanisch-russischen Beziehungen würden sich nach dem Ende der Präsidentschaft Obama verbessern, in die Karten ließ er sich trotzdem nicht blicken.

Ein Ansatz für konstruktive Beziehungen

Die Aufregung über die Vorwürfe, Russland habe sich in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen eingemischt und Trump auf diese Weise unterstützt, hat beide Männer in eine mehr als peinliche Situation gebracht. Putin verneinte bei der Begegnung jede Einflussnahme. Zugleich drängte Trump auf Zusicherungen, dass Russland sich in amerikanische Angelegenheiten nicht einmischen würde. 

Damit war das Thema für beide Männer erledigt. Anschließend konzentrierten sie sich auf die Lösung des Syrien-Konflikts - auch wenn unterschiedliche Auffassungen über das politische Schicksal Assads ihre Bemühungen durchaus noch torpedieren könnten. Unterschiedliche Ansichten gestatteten die beiden sich auch zur Situation in der Ukraine und dem Anti-Terror-Kampf.

Die Aufregung vor dem Treffen mochte überzogen sein. Doch die Annäherung zwischen Trump und Putin, so oberflächlich sie auch ist, könnte - bei allen Bedenken - den Anstoß zu einer konstruktiven Beziehung geben.

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