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Politik

Putins Pressekonferenz - Ein Tanz ohne Mehrwert

Rescheto Juri Kommentarbild App
Juri Rescheto
23. Dezember 2016

Bei seiner Jahrespressekonferenz zeigte sich Russlands Präsident Putin entspannt. Und sagte nichts Neues. Obwohl es genug offene Fragen gibt. Solche Medienauftritte braucht kein Mensch, meint Juri Rescheto.

Mit Plakaten versuchen Journalisten auf sich aufmerksam zu machen, damit sie Putin eine Frage stellen können Bild: picture-alliance/dpa/Y. Kochetov

Die Mehrzweckhalle kannte ich. Vor ein paar Jahren tanzte ich hier schon einmal. Mit der versammelten Moskauer Journaille. Im Internationalen Handelszentrum gab es damals den russischen Presseball. Der Wodka floss in Strömen. Die Mehrzweckhalle hatte Mehrwert. Und jetzt?

Jetzt tanzten hier wieder alle. Um den einen. Um den russischen Präsidenten. Aber ohne Mehrwert. Denn alles, was der Kremlchef bei seinem ach so wichtigsten Medienauftritt sagte, waren die seit Langem gut bekannten Thesen.

Der Präsident - ein Meister der Zahlen

Traditionell begann der stärkste Mann des größten Landes der Erde mit Weizen und Waffen. Denn Landwirtschaft und Waffenexport sind neben der Gas- und Ölproduktion Russlands wenige profitable Branchen. Putin kennt sich hier aus. Mit Zahlen vor und hinter dem Komma. Beinahe riskierte er, die ihm interessiert zuhörenden 1500 Reporter gleich zu Beginn zu ermüden. Mit Fakten, die keiner so schnell überprüfen kann.

Aber die Botschaft zählt. Und die lautete: Russlands Wirtschaft schrumpft. Aber sie schrumpft nicht so rasant. Und es sterben übrigens durchschnittlich weniger Russen als noch vor ein paar Jahren... Nun ja - das ist natürlich auch ein Erfolg.

Juri Rescheto leitet das DW-Studio Moskau

Ansonsten? Putin ist ein Meister des beliebten Interview-Tricks: Jede unbequem klingende Frage dem Fragenden zurückgeben mit den Worten: "Da haben Sie wohl recht! Daran arbeiten wir!"

Der Mord an Boris Nemzov? Die Untersuchung läuft. Und natürlich muss man nach den Mördern suchen. Und da vertraue er der guten russischen Justiz. Russlands Einmischung in den US-Wahlkampf? Niemals nachgewiesen! Klar, dass die Verlierer, die Demokraten also, die Ursachen ihrer Niederlage nicht bei sich selbst, sondern bei den Anderen suchen. Kein Wort zu Trump. Und nichts zum persönlichen Telefonat mit Noch-Präsident Obama vor ein paar Tagen: "Das kommentiere ich nicht."

"Alles im Rahmen der bestehenden Abkommen"

Putin zeigt sich als Meister des Nichtssagens und der Beschwichtigung. Selbst seine nach Sensation riechenden Aussagen zur Weiterentwicklung russischer Atomwaffen und dem drohenden Wettrüsten mit den USA, selbst sein Eingeständnis der auf Hochtouren laufenden Modernisierung der russischen Armee verpackte er in beruhigende Aussage "Alles läuft im Rahmen der bestehenden Abkommen".

Krise in der Ukraine, Tote im Donbass? Da wollte ein ukrainischer Kollege Putin doch glatt ins Gewissen reden, warnte, dass die Russen für das Brudervolk, die Ukrainer, für immer als Besatzer in Erinnerung blieben. Putins Retour-Kutsche: Kiews Regierungstruppen sollten lieber selbst aufpassen, dass sie im Donbass nicht als Besatzer im eigenen Land Geschichte schrieben. Aber ja - natürlich wolle er ein besseres Verhältnis zur Ukraine. Wie eigentlich alle, oder?

Entspannter Putin am Ende eines erfolgreichen Jahres

Am Ende dieser Jahres-Pressekonferenz wie überhaupt am Ende dieses Jahres wirkt Putin sehr entspannt. 2016 war aus seiner Sicht erfolgreich. Russland ist auf allen wichtigen Weltbühnen zurück. Mit voller Wucht. In Syrien, in der Türkei. Vielelicht demnächst auch in den USA. Aber dieser Erfolg ist wackelig. Wie wackelig, das hat die Rückeroberung Palmyras durch die Terroristen des IS gezeigt. Und der Mord am russischen Botschafter in der Türkei. Und demnächst vielleicht auch die reale Russland-Politik des Nicht-mehr-Kandidaten-sondern-dann-Präsidenten Donald Trump.

So ganz sorglos tanzen sollte der russische Präsident am Ende dieses Jahres also doch nicht. Selbst wenn in dieser Mehrzweckhalle der Wodka erneut in Strömen flösse.

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