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Politik

Südafrika darf kein zweites Simbabwe werden!

3. November 2016

Das Volk protestiert immer lauter gegen den Präsidenten und ANC-Chef Jacob Zuma. Doch trotz aller Vorwürfe und Beweise gegen ihn denkt der nicht an Rücktritt. Südafrika steht eine schwere Zeit bevor, meint Claus Stäcker.

Bild: Reuters/M. Hutchings

Und wieder suchen sie den Schulterschluss, Jacob Zumas Heerscharen. "Der Präsident geht nirgendwo hin", erklärt die ANC-Jugendliga: "Mit uns wird es keinen Absetzungsparteitag geben", tönt ein Provinzsekretär der Jugendtruppe. Er heißt Thanduxolo Sabelo. Aber den Namen muss man sich nicht merken. Weil der junge Genosse sich gerade auf die falsche Seite schlägt und die Wende verpasst. Er wird deshalb schnell in Vergessenheit geraten.

Noch einmal zählt Zuma seine Truppen. Sie lichten sich von Tag zu Tag. Da sind die einst von Nelson Mandela gegründete ANC-Jugendliga, die seit dem spektakulären Abgang des heutigen Oppositionspolitikers Julius Malema jede Kontur verloren hat. Das sind die ANC-Provinzfürsten von Zumas Gnaden, die ohne ihn ihre Fürstentümer sofort verlören. Und da ist die noch immer einflussreiche ANC-Frauenliga, einst Säule des Feminismus und Fortschritts - heute ein tragikomischer Wahlverein mit merkwürdigen Männerpräferenzen: Nicht nur, dass ihr Idol Jacob Zuma unheilbar korrupt ist - er ist auch Polygamist, Ehebrecher, Macho, Sexist, Rechtsbrecher. Eine traurige Truppe, die sich da in den Zuma-Verteidigungsgräben verschanzt. 

Die Machtbasis des ANC bröckelt

Bisher konnte sich jeder ANC-Präsident seit Nelson Mandela auf eine breite Basis von Genossen, Gewerkschaften und Wirtschaft stützen. Das ist nun im südafrikanischen Frühling 2016 endgültig vorbei. Die Arbeitnehmerverbände kehren Zuma den Rücken, führende Unternehmer legen endlich ihren peinlichen Opportunismus ab und beziehen Position. Immer mehr  ANC-Genossen wenden sich öffentlich ab. Minister trauen sich auf die Straße, um gegen ihren eigenen Kabinettschef zu protestieren.

Claus Stäcker leitet die Afrika-Programme der DW

Bei den jüngsten Protestdemonstrationen in Pretoria, Kapstadt und Durban glomm sogar der Traum vom Regenbogen wieder auf, als sich Schwarze, Weiße, Arme wie Reiche die sechs Farben ihrer Landesfahne auf die Wangen malten. Unter dem Slogan "Save South Africa" übten sie zehntausendfach Einheit, Nation, Selbstbestimmung - wie damals 1994, in den ersten Tagen der Demokratie am Kap der Guten Hoffnung.  

Das nennt man Zivilgesellschaft und Jacob Zuma spürt ihre Kraft in diesen Tagen. Auch die Stärke der Justiz, die seine juristischen Winkelzüge satt hat. Der jüngste von hunderten Korruptionsvorwürfen gegen das Regime Zuma scheint alles zu übertreffen: Die indische Unternehmerfamilie Gupta soll den Staat quasi gekapert haben. Von Geldkoffern ist die Rede, gekauften Ministern und Staatsbetrieben - jeden Tag kommt noch mehr Dreck ans Tageslicht. Die Nation kann jetzt nachlesen, wie unerschrocken die Ombudsfrau Thuli Madonsela den ersten Mann im Staat befragt hat. Wie ein Kammerspiel liest sich ihr 355-seitiger Bericht. Zuma konnte sein Erscheinen nicht verhindern. Er konnte die Medien nicht stoppen, ihn zu veröffentlichen. Südafrika ist stärker als sein erster Mann - ein Hoch auf die Säulen der Demokratie!

Zumas Ende ist noch nicht datiert

Aber weg ist Zuma damit noch nicht. Die Agonie geht weiter. Man muss nur ins Nachbarland Simbabwe schauen, wie lang solche Nieder- und Übergänge dauern können. Der Afrikanische Nationalkongress ANC, die Bewegung Nelson Mandelas, wird sich nicht mehr von innen erneuern können, ihre alte Glaubwürdigkeit nie wieder zurückgewinnen können. Jeder Tag unter Zuma korrumpiert die einst so stolze Befreiungsbewegung noch mehr. Aber für Zuma und seine korrupten Truppen geht es ums Ganze: Machterhalt oder Gefängnis. Er wird deshalb wohl weiter weiterkämpfen. Bis zum bitteren Ende. Und wenn er irgendwann geht, dann beginnt ein ganz neuer Kampf.

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