Die Ankündigung von Donald Trump, ein "US Space Command" ins Leben zu rufen, wird an der militärischen und zivilen Nutzung und Erforschung des Weltalls nichts ändern, meint Fabian Schmidt.
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Neben der Army, der Navy, den Marines, der Küstenwache und der Air Force werden die US-Streitkräfte also nun auch noch eine Weltraum-Armee bekommen – das US Space Command. Das weckt starke Erinnerungen an Ronald Reagans Star Wars Programm.
Die einen sehen es als Zeichen, dass der Krieg der Sterne endlich ernst genommen wird: Der Westen rüstet sich vielleicht bald im All mit Raketenabwehr-Technik gegen nukleare Angriffe aus irgendwelchen Schurkenstaaten oder aus feindlich gesinnten möchtegern-Weltmächten wie Russland oder China. Er schützt seine – tatsächlich immer mehr im Erdorbit installierte – Kommunikations-, Erdbeobachtungs- und Navigations-Infrastruktur gegen die Zerstörung durch feindliche Killersatelliten. Und er wehrt Hackerangriffe ab, deren Ziel es ist, die für unsere komplexen Gesellschaften lebenswichtigen Anlagen zu übernehmen oder lahmzulegen.
Kritiker fürchten hingegen eine Militarisierung des Weltraums. Die vorbildliche internationale Kooperation, die wir etwa auf der Internationalen Raumstation (ISS) sehen, könnte dabei unter die Räder geraten – und damit auch die friedensstiftende Brückenfunktion der zivilen Weltraumforschung. Militarisierung, Misstrauen und Spionage stünde uns in der Raumfahrt bevor.
Doch weder die Hoffnungen der Einen, noch die Befürchtungen der Anderen werden sich durch Trumps Entscheidung erfüllen. Im Kern wird sich nämlich gar nichts ändern.
Das Weltall ist schon längst militarisiert
Weltraumforschung wurde seit jeher durch das Militär vorangetrieben. Die gesamte heutige Raketentechnik hat ihren Ursprung in der militärischen Forschung. Angefangen hat es mit dem Bau von Hitlers sogenannter "Wunderwaffe", der V2 in Peenemünde.
Von dort ging die Raketentechnik samt Ingenieuren quasi als Kriegsbeute direkt in die Sowjetunion. Auch die USA griffen auf V2-Entwickler zurück. Der bekanntesten von ihnen war Wernher von Braun.
Der Wettlauf ins All zwischen den beiden Weltmächten war technologisch nicht zu trennen von der Entwicklung und dem Bau von Interkontinental-Raketen, deren einziges Ziel es ist, Städte auf der anderen Seite der Erde mit Atombomben zu zerstören.
Auch die ersten Erdbeobachtungssatelliten wurden für die Militärs in ihre Umlaufbahnen geschossen – als Spionagesatelliten zur Feindbeobachtung. Sie lieferten Bilder lange bevor ähnliche zivile Anwendungen marktreif wurden. Der erste bemannte Flug von Juri Gagarin – kurz vor der Kuba-Krise – war natürlich ein Symbol militärischer Macht.
Ähnlich war es mit der Satellitennavigation. Sie war ursprünglich ein militärisches Projekt und wurde erst später auch für zivile Anwendungen freigegeben – allerdings anfangs noch mit geringerer Präzision. Und auch heute haben die Militärs für die Satellitennavigation einen Not-Aus-Schalter in der Hand.
Die Weiterentwicklung der Raumfahrt war also immer die andere Seite der Medaille des Rüstungswettlaufes. Beides lief Hand in Hand, und die beteiligten Industrien bauten stets beides: Forschungssatelliten und Raumkapseln genauso wie Marschflugkörper und Interkontinentalraketen.
Die unzähligen wirtschaftlichen Aktivitäten, die es heute zwischen Orbit und Erde gibt, sind alle erst seit den 1980er Jahren im Gefolge des militärisch inspirierten Wettlaufs ums All entstanden.
Bisher laufen alle militärischen Weltraumaktivitäten der USA unter der Federführung der Luftwaffe, mit Ausnahme gewisser Teile der Seegestützten Raketenabwehr, die zur Navy gehören. Und die Luftwaffe tut schon jetzt alles, was in ihrer Macht liegt, um die eigene militärische Infrastruktur im Erdorbit abzusichern. Was sich nun vor allem ändern wird, ist, dass der neue Teilbereich der Streitkräfte diese Aufgaben von der Luftwaffe übernehmen wird.
Die NASA, die vor allem die zivile Raumfahrt und Forschungsaktivitäten in ihrer Verantwortung hat, wird das natürlich auch weiter tun. Und über sie wird auch weiterhin die zivile Kooperation mit den anderen internationalen Partnern laufen – mit Roskosmos, der ESA oder der japanischen Raumfahrtagentur JAXA - und natürlich die Arbeit auf der ISS.
Von heute auf morgen wird sich auch kein neues Star Wars Programm umsetzen lassen. Die heutigen Raketenabwehrsysteme sind nach wie vor nur in der Lage, mit Kurz- und Mittelstreckenraketen umzugehen. Primitive Kassam-Raketen lässt etwa der israelische Iron Dome kaum noch durch. Bei Mittelstreckenraketen funktioniert Raketenabwehr immer noch, aber auch hier gibt es eine nicht ganz so gute Trefferquote. Raketenabwehr versagt ohnehin, wenn die Anzahl der angreifenden Raketen zu groß wird.
Gegen Interkontinentalraketen ist ohnehin bisher kein Kraut gewachsen. Und es wird in absehbarer Zeit auch mehr Fiction bleiben als Science. Denn es ist nicht einfach, so schnell fliegende Raketen ohne lange Vorwarnzeit vom Himmel zu holen – selbst mit den besten Killersatelliten. Daran wird auch die Gründung eines Space Command am grünen Tisch nichts ändern. Das einzige was es sicher bringt: Zuständigkeitsgerangel mit der Luftwaffe und damit höhere Kosten.
60 Jahre Sputnik: Wettlauf um die Vorherrschaft im All
Als der Satellit "Sputnik" 1957 ins All katapultiert wurde, staunte die Menschheit. Mit ihm begann ein Wettlauf der Supermächte um Prestige und militärische Macht. Bis heute wurde aber noch viel mehr ins All geschossen.
Bild: Imago/ZUMA Press
Raumfahrtpionier mit kalter Schnauze
Wer erinnert sich noch an Laika (Foto), Ptscholka oder Muschka? Die drei Hunde opferten ihr Leben für die Wissenschaft. Laika war das erste Lebewesen, das mit der Sputnik 2 in den Weltraum katapultiert wurde. Doch den Flug überlebte der einstige Streuner aus Moskau nicht. Nach einem gelungenen Start starb der Husky-Terrier-Mischling wenige Stunden später an einem Hitzschlag.
Bild: Imago
Tierische Weltraummissionen
Die sowjetischen Wissenschaftler sind für ihre Testflüge auf den Weltraumhund gekommen. Mit ihrer Hilfe wollten sie die Bedingungen für die bemannte Raumfahrt ausloten. Erst drei Jahre nach Laikas Pionierflug gelingt eine Mission. Die beiden Hunde Belka (l.) und Strelka kreisten einen Tag lang um die Erde - und kamen gesund von ihrem Weltraumtrip zurück.
Bild: picture-alliance/dpa/ Heritage Images
Zwei Stunden Weltraumgeschichte
Nicht nur mit dem Satelliten "Sputnik", auch mit dem ersten Mann im All, Jurij Gagarin, schrieb die sowjetische Raumfahrt Geschichte. Gargarin kreiste 1961 mit dem Raumschiff "Wostok 1" genau 108 Minuten um die Erde. Seine Landung ohne Raumkapsel und mit Fallschirm war spektakulär. Der Chefkonstrukteur der "Sputnik", Sergej Koroljow, wurde dagegen erst nach seinem Tod bekannt.
Bild: Getty Images/D.Miller
First Lady im Weltall
Nur zwei Jahre später flog Valentina Tereschkowa als erste Frau 49 Mal um die Erde. Die Arbeiterin sollte zeigen, dass im Sozialismus "jeder Traum wahr werden" könne. Ihr Flug verlief nicht reibungslos. Sie ignorierte Anweisungen des Chefkonstrukteurs oder schlief zu viel - mit Folgen für andere Kosmonautinnen: "Mir kommen keine Weiber mehr ins All", soll Koroljow anschließend geflucht haben.
Bild: Getty Images/Keystone
NASA-Ausbildung für Astronautenaffe
In seinem maßgeschneiderten Raumanzug wartete Ham auf den Raketenstart. Nach jahrelanger Ausbildung bei der NASA nahm der Schimpanse 1961 an der riskanten Mercury Mission teil, um Bedingungen für die bemannte Raumfahrt zu testen. Hitze, Schwerelosigkeit, Enge und Einsamkeit meisterte er ohne Schwierigkeiten. Die beiden Affen Albert 1 und 2 überlebten ähnliche Testflüge nicht.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Astronaut mit starken (Geschmacks-) Nerven
Als Astronaut John Young bei seiner Gemini-3-Mission in seinen Raumanzug griff, sorgte er für eine Überraschung: Er schmuggelte als Astronautennahrung 1965 ein Corned-Beef-Sandwich an Bord des Raumschiffs. "Lass uns testen, wie es schmeckt", soll er gesagt haben. Die NASA fand das nicht lustig. Brösel, die in der Schwerelosigkeit schwebten, hätten Maschinen beschädigen können.
Bild: picture-alliance/dpa
Mann im Mond
Gebannt schaute die Welt 1969 auf den Fernseher: Neil Armstrong, Kommandant der Apollo 11, setzte als erster Mensch einen Fuß auf den Mond. "Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit." Sein Satz ist legendär. Die Mondlandung war ein weiterer Meilenstein im Wettlauf mit Russland. Nun ist der bemannte Marsflug das erklärte Ziel der US-Weltraumbehörde.
Bild: picture-alliance/Photoshot/Neil A. Armstrong
Hallo, ist da wer?
Gibt es Außerirdische? Die Frage ist so alt, wie die Raumfahrt selbst. Grußbotschaften an sie in 55 Sprachen, Bilder von Menschen oder Musik auf einer goldenen Datenplatte, sollen noch in 500 Millionen Jahren belegen, dass zumindest auf der Erde Leben existierte. 1977 wurde dafür die "Voyager Golden Record" an der Außenwand der Raumsonde Voyager 1 befestigt - und bisher nicht abgehört.
Bild: picture alliance/dpa/P.Endig
Vom Voigtland zur Raumstation
Der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn startete 1978 mit dem "Sojus"-Raumschiff zur sowjetischen Raumstation "Saljut 6". Acht Tage lang umkreiste er als erster Deutscher die Erde. Nach seiner Landung wurde Jähn als Nationalheld in der DDR gefeiert, in Westdeutschlands ist er hingegen unbekannt. Der erste Astronaut aus dem Westen fliegt fünf Jahre später mit einem amerikanischen Shuttle ins All.
Bild: Imago/ITAR-TASS
Beam me up, Scotty!
Schauspieler James Doohan, der den Raumschiff-Enterprise-Ingenieur "Scotty" (2.v.r.) spielte, hatte einen außergewöhnlichen letzten Willen: 2005 ließ er seine Asche ins All katapultieren - zusammen mit 300 weiteren Kapseln. 1997 flogen die ersten Urnen ins Orbit. Mit dabei: die Asche von Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry. Solch eine Beisetzung kostet zwischen 1000 und 5300 Dollar.
Bild: picture-alliance/dpa/ARC
Astronauten mit grünem Daumen
Können wir im All überleben? Das sollen Pflanzen beantworten. Im Gewächshaus auf der "Internationalen Raumstation" (ISS) wird seit 2013 eifrig experimentiert und gegärtnert. Sah der angepflanzte Salat anfangs etwas kümmerlich aus, vertragen die Zinnien (Bild) die Schwerelosigkeit besser. Für die künftige Mars-Mission eine wichtige Erkenntnis: Völlig autonom können Pflanzen offenbar nicht wachsen.