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Schalke - herzlich wenig

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz
16. Februar 2019

Keine Tore, viel Taktik: Attraktiver Fußball ist von Schalke schon lange nicht mehr zu erwarten. Nun bleibt auch der Erfolg aus. Dann bleibt nur noch eines zu gewinnen - nämlich Einsicht, fordert Sarah Wiertz.

Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Pfiffe nach dem Abpfiff: Ob sie der fußballerischen Leistung auf dem Rasen galten oder der Arbeit des Schiedsrichters, war nicht auszumachen. Beides war dürftig bei dieser torlosen Nullnummer am Samstag zwischen dem FC Schalke 04 und dem SC Freiburg. Obwohl Schalkes Trainer Domenico Tedesco ganz gerne mal auf den Mann in Schwarz schimpft, heute wollte er das Ergebnis nicht an ihm festmachen. "Es war einfach zu wenig. Uns haben die Bälle in die Tiefe gefehlt, und das wäre gegen Freiburg heute entscheidend gewesen", so seine kurze Analyse.

Der Vizemeister kann froh sein, überhaupt einen Punkt eingeheimst zu haben, denn Freiburgs Philipp Lienhart hätte aus einem Meter Entfernung einen Kopfball rein machen müssen (71. Minute). So bleibt S04 Tabellen-14., weit weg vom Saisonziel: einem Platz, der für den Europapokal qualifiziert. Weit alarmierender als die Tabellensituation ist jedoch die Spielweise der Gelsenkirchener. 

Keine Spielkultur

Wenig Gegentore kassieren, dann sind wir schwer zu schlagen - das ist kurz zusammengefasst die Strategie Tedescos. Von einer Spielphilosophie oder gar Spielkultur zu sprechen, fällt da schwer. Die erfolgreiche vergangene Saison hat dieses große Manko vorübergehend vergessen lassen. Ein damals überragender, omnipräsenter Naldo, gepaart mit ganz viel Disziplin und Effektivität hatte zur Vizemeisterschaft geführt. Nun sind Naldo, die Effektivität und auch größenteils die Disziplin weg. Und was bleibt übrig? Herzlich wenig.

Verunsicherte Mannschaft

DW-Redakteurin Sarah Wiertz

Tedesco, ein besonnener und intelligenter Mensch, hat vieles versachlicht. Das ist im Hinblick auf das hochemotionale Umfeld in Gelsenkirchen von Vorteil, für das Spiel auf dem Rasen jedoch ein großes Problem. Womöglich überfrachtet er mit seinem modernen Fußballwissen seine Spieler. Offenbar hemmt er mit seiner strengen Disziplin intuitiv spielende Profis wie Armine Harit oder Weston McKennie, beraubt sie ihrer Stärken. Die neuen Spieler konnten bisher kaum Akzente setzen, Ex-Bayern-Spieler Sebastian Rudy ist überhaupt nicht wieder zu erkennen. Es ist schon merkwürdig, dass fast der gesamte Kader unter seinen Möglichkeiten spielt und sehr verunsichert wirkt.

Ohne Leidenschaft

In der Offensive ist Schalke drucklos, in der Abwehr anfällig. Das spiegelt sich auch im Torverhältnis wider: lediglich 25 Tore erzielt, jedoch 32 kassiert. Darüber hinaus fehlen jegliche Kreativität und Spielwitz, Leidenschaft und Tempo. Schnelles Kurzpassspiel, schön herausgespielte Torchancen - all das sucht man in dieser Saison beim FC Schalke 04 vergebens. 

"Es geht nicht darum, einen Schönheitspreis zu gewinnen", hat Tedesco einmal seinen vielen Kritikern entgegnet. Okay, aber was dann? Mit einem Titel wird das wohl erstmal nichts. Die Herzen der Fans erobert er so auch nicht. Bleibt nur eines, was er noch in dieser Saison gewinnen kann: nämlich Einsicht. Die Einsicht, dass er so nicht weitermachen kann.

Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online
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