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Politik

Schlechte Verlierer und schlechte Gewinner

Thomas Mösch
Thomas Mösch
28. Februar 2019

Das vorhergesagte Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Favoriten ist ausgeblieben. Muhammadu Buharis Sieg ist deutlich und deswegen sollte Verlierer Atiku Abubakar das Wahlergebnis auch akzeptieren, meint Thomas Mösch.

Die wiedergewählte Präsident Muhammadu BuhariBild: picture-alliance/AP Photo/B. Curtis

Muhammadu Buharis Sieg fiel deutlicher aus als erwartet. Er besiegte seinen Kontrahenten Atiku Abubakar mit einem Abstand von rund vier Millionen Stimmen. Bei der vorangegangenen Wahl lag Buhari nur rund zweieinhalb Millionen Stimmen vor Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Allein schon wegen dieser Zahlen fällt es schwer, nachzuvollziehen, warum Abubakar das Ergebnis nicht anerkennen will.

Ja, es gab erhebliche organisatorische Fehler und Versäumnisse bei dieser Wahl. Die Unabhängige Nationale Wahlkommission INEC hat keine überzeugende Arbeit abgeliefert. Den Aufschub, den sie sich mit der kurzfristigen Verschiebung der Wahl um eine Woche verschafft hat, hat sie nicht genutzt. Viele Wahllokale öffneten erst mit Stunden Verspätung oder gar erst am folgenden Tag. An vielen Orten funktionierten die elektronischen Lesegeräte für die Wählerausweise nicht.

Missstände nicht wahlentscheidend

Insbesondere in der Wirtschaftsmetropole Lagos und im Südosten des Landes hinderten bewaffnete Banden Wähler an der Wahl oder verwüsteten die Wahllokale gleich ganz. Andererseits gab es deutlich weniger Berichte über das früher übliche Abstimmen von Minderjährigen oder das massenhafte Befüllen von Wahlurnen in den Hinterzimmern durch lokale Politiker. Es gibt also keinen Grund anzunehmen, dass die in den vergangenen  Tagen bekannt gewordenen Missstände ein dermaßen großes Ausmaß hatten, dass sie den Vorsprung Buhari erklären könnten.

Atiku Abubakar ist leider ein schlechter Verlierer - mehr nicht. Er hat verloren, weil es ihm nicht gelang, genügend Nigerianer von sich zu überzeugen. Die Bundesstaaten, in denen Abubakar vorne lag - immerhin fast die Hälfte von insgesamt 36 - waren zumeist diejenigen mit besonders niedriger Wahlbeteiligung. Trotzdem errang der Herausforderer einige Achtungserfolge: Er konnte seinen Heimatstaat Adamawa gewinnen und erzielte auch im Südwesten Nigerias gute Ergebnisse, wo Buhari vor vier Jahren noch ein Durchmarsch gelungen war.

Buharis Stern ist verblasst

Thomas Mösch leitet die Haussa-Redaktion

Muhammadu Buhari ist andererseits kein so strahlender Gewinner wie vor vier Jahren, als er den Amtsinhaber aus dem Präsidialamt vertrieb. Die mit knapp 36 Prozent deutlich niedrigere Wahlbeteiligung zeigt, dass weder Buhari noch Abubakar die Nigerianer begeistern konnten. Buhari kam allerdings zugute, dass seine Anhänger im Norden des Landes nach wie vor zu ihm standen und in Massen an die Wahlurnen strömten.

Aber auch unter ihnen dürften viele sein, die vor allem die Abneigung gegen Atiku Abubakar angetrieben hat. Denn auch im Norden Nigerias herrscht viel Frust darüber, dass weite Teile des Landes unter blutigen Konflikten und unter weiter zunehmender Armut leiden. Warum Buhari in den kommenden vier Jahren eine Wende schaffen sollte, kann kaum jemand überzeugend erklären. Insofern ist Buhari für Nigeria ein schlechter Wahlsieger, doch viele Wähler sahen in ihm offenbar das kleinere Übel.

Heldenhafte Wähler

Die Wähler waren ohnehin die wahren Helden dieser Wahl. So stellten sich die Menschen im Nordosten trotz neuer Angriffe von Boko Haram trotzig in die Schlangen vor den Wahllokalen. Und da sind diejenigen, die sich in der Hauptstadt Abuja weigerten, abzustimmen, weil die verspätet gelieferten Wahlurnen schon mit Stimmzetteln gefüllt waren. Und da sind die Wähler im Südwesten Nigerias, die nicht einfach einigen "Königsmachern" folgten wie dem Millionär und früheren Gouverneur von Lagos, Bola Tinubu, der auch dieses Mal wieder Buhari unterstützte. Obwohl Buharis Vizepräsident Osinbajo aus ihrer Region stammt, wählten viele Menschen im Südwesten Abubakar, der dort Buhari zwei Bundesstaaten abjagen konnte.

Helden sind aber auch diejenigen Wähler, die am Wochenende einfach zuhause blieben und so signalisierten, für wie dürftig sie die Auswahl an Kandidaten hielten. Nach einem weitgehend inhaltsleeren, auf nur zwei Personen zugeschnittenen Wahlkampf lautet denn auch die wichtigste Botschaft dieser Wahl an Nigerias Politiker: Gebt Euch in den kommenden vier Jahren endlich mehr Mühe und kümmert Euch um die wirklichen Probleme des Landes!

Thomas Mösch Afrika-Redakteur mit besonderem Blick auf Westafrika, Sicherheit und Ressourcenpolitik
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