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Kommentar: So geht man nicht miteinander um

Peter Philipp15. Februar 2006

Der Karikaturenstreit geht weiter. Am Dienstag (14.2.) warfen Demonstranten in Teheran Steine und Brandbomben auf die deutsche Botschaft und skandierten Beleidigungen. Peter Philipp kommentiert.

Die traditionell engen und guten Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran haben im Laufe ihrer Geschichte schon so manche Belastung erlebt und überlebt. Die deutschen Studentenproteste gegen den Schah, den Streit um Rudi Carells Chomeini-Beleidigung, aber auch den "Mykonos"-Anschlag in Berlin und manches andere mehr. Immer wieder fand man zurück zu einem friedlichen und freundlichen modus vivendi. Meist erwies sich dann aber auch, dass nicht Einsicht und Vernunft hinter dem Einlenken standen, sondern Eigennutz.

Toleranz aus Eigennutz

Der Iran ist an deutschen Importen interessiert und die deutsche Wirtschaft am iranischen Markt. In Zeiten der Rezession ist das Grund genug, nicht lange nachtragend zu sein. Das eigene Interesse drängte auch in den Hintergrund, was bei internationalen Beziehungen eigentlich immer eine wichtige Rolle spielen sollte: der Versuch, die Gegenseite besser zu verstehen. Ohne solches Verständnis sind Konflikte förmlich vorprogrammiert. Und in letzter Zeit bahnt sich wohl auch deswegen eine neue Verschärfung an, die folgenschwer für die künftigen Beziehungen sein könnte.

Streit um Karikaturen im Berliner "Tagesspiegel"

Da hat sich Deutschland im Atomstreit kompromisslos auf die Seite der USA geschlagen, obwohl man keine Beweise für das unterstellte Streben des Iran nach Atomwaffen hat. Da bezeichnet die Bundeskanzlerin den Iran als "Gefahr für die demokratischen Staaten" und Teheran schlägt zurück: Frau Merkel sei mit Hitler gleichzusetzen und sie arbeite - man stelle sich diese Kombination einmal vor - für die Zionisten. Und nun der Streit um die Karikatur der Berliner Zeitung "Tagesspiegel": Wollte der Zeichner auch nur die Frage eines Bundeswehreinsatzes bei der Fußball-Weltmeisterschaft kritisieren, so stellte er doch iranische Fußballer als Selbstmordattentäter dar.

Eine Beleidigung nicht nur für die iranische Botschaft, die eine Entschuldigung forderte und rechtliche Schritte androhte, sondern auch für Exiliraner, die den Karikaturisten mit Schmähbriefen und Todesdrohungen zuschütteten. In Teheran selbst zog der Mob nun auch vor die deutsche Botschaft, es flogen Steine und Molotow-Cocktails.

Verhältnismäßigkeit?

Nun ist es ein Unterschied, ob in Deutschland anonyme Drohbriefe geschrieben werden oder ob in dem mehr als "sicherheitsbewussten" Teheran eine fremde Botschaft mit Brandbomben angegriffen wird. Die Briefschreiber müssen mit Prozessen rechnen, wenn sie je gefasst werden. Die Randalierer in Teheran hingegen nicht. Die paar Dutzend - verschwindend wenige in der Achtmillionenstadt - können sicher sein, dass ihnen nichts geschieht. Denn sie gehören den "Bassij" an: jugendlichen Schlägertrupps, die Präsident Mahmud Ahmadinedschad unterstützen.

Palästinensische Politiker bedauerten gegenüber Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier die jüngsten Ausschreitungen auch gegen deutsche Einrichtungen in Gaza. In Teheran wird gleichzeitig der Angriff auf die deutsche Botschaft organisiert - unter den Rufen "Tod Deutschland".

So geht man nicht miteinander um. Schon gar nicht unter Freunden.

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