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Kommentar: Stimmungskrise im Stadion

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Jens Krepela
25. Februar 2018

Jede Ehe erlebt schlechte Zeiten. Doch wenn sich die Partner nur noch anschweigen wird es gefährlich. In der Bundesliga schweigen zur Zeit häufiger die Fans, aus berechtigten Gründen, findet DW-Redakteur Jens Krepela.

Frankfurt-Fans protestieren gegen Montagsspiele in der BundesligaBild: Getty Images/Bongarts/A. Grimm

"Mich kotzt hier alles an", sagte Hannover 96-Sportdirektor Horst Heldt nach der verlorenen Partie gegen Borussia Mönchengladbach und meinte damit nicht nur die Leistung der eigenen Elf, sondern ganz gezielt auch das Verhalten vieler Fans. Mehrere Ultra-Gruppen hatten angekündigt ihren Stimmungsboykott wieder aufzunehmen. Also blieb es vergleichsweise still im Stadion. "So negativ wie noch nie in dieser Saison" sei die Atmosphäre gewesen, beklagte 96-Trainer André Breitenreiter. In Hannover hat diese Stimmungskrise im Stadion einen besonderen Grund: es ist der anhaltende Zwist um die mögliche Übernahme der Mehrheit durch Präsident Martin Kind.

DW-Redakteur Jens Krepela

Liebesentzug als einziges Druckmittel

Es gibt aber Themen, die Fans in allen Stadien der Liga beschäftigt, ja sogar "ankotzt", um im Heldt-Jargon zu bleiben. Die Montagsspiele wären da zuallererst zu nennen. Von einer gelben Wand wird in Dortmund an diesem Montag gegen den FC Augsburg wenig zu sehen sein. Über 300 BVB-Fanklubs haben angekündigt, die Partie zu boykottieren. Und der Gegner macht mit. Bisher sind für den Gästeblock nur 200 Karten verkauft. Bereits bei der Premiere vor einer Woche in Frankfurt machten die Montagsspielgegner ihrem Ärger mit Klopapier und Tennisbällen Luft.

Die Fans sehen in der Zersplitterung der Anstoßzeiten das, was es ist: noch mehr Kommerz auf ihre Kosten. Darauf haben sie im Gespräch mit ihren Klubs hingewiesen und mit Transparenten im Stadion. Gehört werden sie aber anscheinend erst, wenn man sie nicht mehr hört. Das ist ihre schärfste Waffe. Gut, dass sie allen Rivalitäten zum Trotz bereit sind, so geschlossen aufzutreten.

An dieser Form des Protests kommt vielleicht auch Christian Seiffert irgendwann nicht mehr vorbei. Bisher beharrt der DFL-Boss auf seiner (merkantile) Sicht der Dinge: "Dreimal hintereinander die Champions League gewinnen und Messi und Ronaldo - das sind schon bessere Verkaufsargumente als: bei uns sind aber die Choreografien schön", sagte er in einer ARD-Doku über die Ultra-Szene in der Bundesliga.

Weiterer Zankapfel: Videobeweis

Kaum weniger in Wallung ist die Fanseele in Sachen Videobeweis. Woche für Woche sorgen Entscheidungen für Ärger und Unverständnis. In Bremen zeigten die Anhänger jetzt ganz deutlich, was sie von der technischen Neuerung halten.

Drei Beispiele die zeigen, dass diejenigen auf dem Holzweg sind, die in den Fans im Stadion nur Menschen sehen, die den Gegner niederbrüllen. Im Gegenteil: Die Anhänger haben durchaus Sinn für das große Ganze und das ist ein Glücksfall für die Klubs und den Verband. Lieber Fans die mitreden, Fans die unbequem sind und für ihren Sport kämpfen, als Publikum, das lediglich applaudiert. Das wäre dann eine dauerhafte Stimmungskrise.   

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