Spannung. Für Wettkämpfe ist sie das Salz in der Suppe, die fehlende aber oft entscheidende Zutat. Ohne diese auf etwas Zukünftiges gerichtete erregte Erwartung - so beschreibt es der Duden - sind sportliche Duelle doch nur halb so schön, oder? In einer Zeit, wo Seriensieger und dominierende Mannschaften so gut wie keine Spannung mehr zulassen, sind Sportler wie Egan Bernal eine willkommende und notwendige Abwechslung, um Wettbewerbe wie die Tour de France wieder interessant zu machen.
In diesem Jahr triumphieren nämlich nicht Geraint Thomas oder Chris Froome bei der prestigeträchtigen Frankreich-Rundfahrt, sondern ein 22-jähriger Kolumbianer. Lange Zeit bewegte sich der Radprofi im Schatten seines Teamkollegen Thomas, bis er auf der 19. Etappe zum Angriff ansetzte und das Gelbe Trikot eroberte - richtig gerechnet hatte damit wohl niemand.
Denk: "Es können fünf Fahrer die Tour gewinnen"
So spannend wie in diesem Jahr waren die letzten Etappen der Tour schon lange nicht mehr. Drei schwere Alpenetappen, wo alles passieren konnte, hatten die Verantwortlichen den Fahrern vorgesetzt. "Es ist alles sehr, sehr eng beieinander. Es können fünf Fahrer die Tour gewinnen", hatte Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk in Valloire noch festgestellt. Und alles war möglich. Niemand wusste so wirklich, wie die Tour ausgehen wird. Und genau so eine Situation wünschen sich doch Fans und auch die Journalisten!
Wer weiß, welcher Fahrer ohne Wetter-Chaos und eine daraus resultierende verkürzte vorletzte Etappe am Ende das Gläschen Champagner über die Avenue des Champs-Élysées hätte spazieren fahren dürfen. Vielleicht ja sogar Emanuel Buchmann - eine weitere positive Überraschung bei dieser Tour. Mit einem bemerkenswerten vierten Platz hat er deutlich gezeigt, dass mit ihm auch in Zukunft zu rechnen sein wird.
Das ist großartig, denn Bernal hat durchaus das Potential, Geraint Thomas oder Chris Froome in der Rolle des Dauersiegers abzulösen. Damit dies aber nicht wieder in langweiligen Rundfahrten endet, braucht es eben starke Konkurrenten wie Buchmann, Thibault Pinot oder auch Julian Alaphilippe. Und so könnte die Tour den France auch in den kommenden Jahren wieder zu einem spannenden Ereignis werden!