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Politik

Zwei Welten trafen aufeinander

24. Mai 2017

Manchmal sagt ein Bild mehr als 1000 Worte. Papst Franziskus und Donald Trump - da geht es nicht nur um Meinungsverschiedenheiten, da geht es um völlig konträre Blicke auf die Welt, meint Christoph Strack.

Bild: picture-alliance/AP Photo/L'Osservatore Romano

Das date war bestimmt "amazing". Was die Fotos nach der Audienz von US-Präsident Donald Trump bei Papst Franziskus zeigen: Trump lächelt, wie er oft lächelt während dieser Reise. Und der Gastgeber schaut so, als ob ihm die ganze Zeit durch den Kopf geht, wie interessant und herzlich es im September 2015 bei den Obamas im Weißen Haus war…

29 Minuten dauerte die Begegnung - also nicht einmal eine halbe Stunde. Trump ist ein Staatspräsident, der vorbeischauen wollte (weil es daheim gut ankommt), und der Papst empfängt eben Staatschefs. Da können auch Diktatoren kommen und Menschenrechtsverletzer. Oder eben Trump. Es geht dabei nicht darum, die Welt neu zu erfinden. Sondern der Papst ist offen für alle, die aus dieser Liga bei ihm anklopfen. Die 29 Minuten ironisieren geradezu, wie sehr dieses Treffen mit Erwartungen überhäuft wurde.

Scharfe Kritik der US-Bischöfe an Trump

Da mag ein Blick reichen auf eine Meldung, die einen Tag vor dem Trump-Termin veröffentlicht wurde. Sie erinnert daran, dass die inhaltliche Auseinandersetzung zwischen den Ansprüchen dieses Papstes, ja der katholischen Kirche und diesem Präsidenten an anderer Stelle erfolgen wird. "US-Bischöfe: Trumps Haushaltsplan ist unmoralisch", lautete da der Titel. Und die wirklich mitgliederstarke Bischofskonferenz, der auch politisch rechte und sehr rechte Oberhirten angehören, äußerte da massive Kritik an den zuvor von der Trump-Administration vorgelegten Kürzungsplänen für den US-Etat 2018. Da geht es um drohende Einschnitte bei Sozialausgaben wie Gesundheitsversorgung, Lebensmittelhilfen für Arme, Kindertagesstätten. Ein Bischof sprach von "bedenklichen Kürzungen, die die Armen und Hungrigen unseres Landes treffen". In diesem Jahr ist es 50 Jahre her, dass in Arizona die erste "Lebensmittel-Tafel" für Arme entstand. Mag sein, dass Trump für deren neue Blüte sorgen wird, wenn die Versorgung der Armen mit dem Notwendigsten an ein ehrenamtliches Wohlfahrtssystem abgeschoben wird.

Christoph Strack ist der Kirchenexperte der DWBild: DW

Da stehen die US-amerikanischen Bischöfe an der Seite von Papst Franziskus, des Papstes, der sich der Barmherzigkeit verschrieben hat und der damit gewiss manchem längst lästig ist. Das ist nicht selbstverständlich. Denn nicht wenige US-Bischöfe ticken eher republikanisch. Durch das (Symbol-)Thema "Kampf gegen Abtreibung" ist diese Bindung eigentlich zuverlässig.

In der Gegenüberstellung von Trump und Franziskus prallen Welten, aber auch Systeme aufeinander: Hier der blonde Held, der es zum Milliardär brachte und als mächtigster Mann der Welt lächelnd durch die Welt reisen kann, die er vielfach nicht versteht und vielleicht auch gar nicht verstehen will. Trump steht für das US-Modell des Individualismus. Auf der anderen Seite der argentinische Migrantensohn, der als Papst das Gemeinwohl und das bedingungslose Miteinander in der Weltfamilie verkörpert. Der als Jesuit weiß, dass er damit aneckt. Früher hätten manche gesagt, er sei links. Aber erstens wäre dieses Etikett auch schon früher falsch gewesen, zweitens ist die Kategorie in Zeiten der Globalisierung überholt. Nun traf der Globalisierungskritiker auf einen Typen, der sich selbst globalisieren will.

Die US-Kirche wandelt sich massiv

Diese Kluft zwischen der Individualisierung von persönlichem Glück und sozialer Verantwortung auf der einen und den Ansprüchen katholischer Soziallehre auf der anderen Seite prägte viele Jahrzehnte das Fremdeln des US-Systems mit dem Katholizismus. Und heute? Nicht nur in Städten wie Los Angeles und San Francisco existiert längst eine eigene Welt der Migranten, welche den amerikanischen Traum einer persönlichen Erfolgsgeschichte leben wollen. Und viele, die vor allem aus Mittel- und Südamerika in den Norden kommen oder auch über den Pazifik aus Asien, sind katholisch. Das prägt die Gemeinden, das verändert die Kirche in den USA.

Was das alles mit den beiden zu tun hat, die da mit so unterschiedlichem Gesichtsausdruck auf den Fotos aus dem Vatikan abgebildet sind? Dieser Franziskus macht Bischöfe und Kardinäle. Und bei jeder neuen Ernennung wird er darauf schauen, wer das Schicksal der Marginalisierten in der amerikanischen Gesellschaft (und auch in der globalisierten Welt) im Blick hat. Trump mag das egal sein - aber die katholische Kirche der USA wird politischer werden in den nächsten Jahren. Weil die Botschaft des Evangeliums für Franziskus eine eminent politische ist. Garantiert hat der Papst Trump zugesagt, für ihn und Amerika zu beten. Mal sehen, was das bringt.

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