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Trump geht seinen eigenen Weg, egal was kommt

Michael Knigge Kommentarbild App *PROVISORISCH*
Michael Knigge
1. September 2016

Donald Trumps mit Spannung erwartete Rede zur Einwanderungspolitik enthielt wenig Neues. Trotzdem vermittelte sie eine wichtige Botschaft über den Kandidaten und seinen Wahlkampf, meint Michael Knigge.

Beim Wahlkampf in North Carolina hielt Trump sich ans RedemanuskriptBild: Reuters/C. Allegri

Donald Trump sagt viele Dinge, die er nicht wirklich meint oder die ihm unwichtig sind, einfach um zu zeigen, dass er sie sagen kann. Aber es gibt einige Dinge, die der republikanische Präsidentschaftskandidat nicht nur sagt, sondern wirklich meint und mit Inbrunst vertritt. Die wichtigste dieser "Trumpschen Überzeugungen" besagt, dass er, Trump, allein entscheidet, wie er den Wahlkampf bestreitet - mit allen Vor- und Nachteilen.

Dies hat Trump erst kürzlich bekräftigt, als er der "New York Times" sagte, dass er im Wahlkampf zwar versuche, beim verabredeten Thema zu bleiben und sich an das Redemanuskript zu halten: "Letztendlich habe ich aber gesagt, dass ich das auf meine Art machen will. Ich hatte damals noch 80 Tage und ich will das auf meine Art machen." An dieses Credo hat sich Trump in seiner von ihm als "bedeutend" angekündigten Rede zur Einwanderungspolitik in Arizona am Mittwoch auch gehalten.

Keine Kehrtwende bei der Einwanderung

Trump, der weniger als drei Monate vor der Wahl in Umfragen hinter seiner demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton liegt, hätte die Rede zu einer Neuausrichtung seiner Einwanderungspolitik nutzen können. Als er kürzlich von einer weicheren Haltung bei der Einwanderungsthematik sprach, spekulierten viele, Trump werde möglicherweise seine harte Position überdenken. Denn dann, so die These, könne er auch gemäßigte Wähler und die wichtigen Gruppe der hispanischen Wähler ansprechen.

DW-Redakteur Michael Knigge

Eine aufrichtig vorgetragene Erklärung von Trump, er habe seine Meinung zu dem Thema geändert, würde zwar seine Kernwähler empören und von Clinton und den Medien als Umfallen lächerlich gemacht werden. Dennoch wäre es die bessere Wahl für die Rede gewesen, als die Alternative, die Trump gewählt hat. Denn damit hätte Trump, zumindest theoretisch, auf die "Mainstream-Wähler" zugehen können, die er durch seine kompromisslose Haltung zur Einwanderung verprellt hat. Zudem wäre eine solche Wende politisch ohne großes Risiko gewesen. Denn Trumps eifrigste Unterstützer haben schlicht keine vergleichbare politische Alternative.

Doch Trump verabscheut diese Art von konventionellem politischem Denken. Und deswegen hat er sich in seiner Rede zur Einwanderung für die zweite mögliche Version, nämlich "Trumps Weg", entschieden. Dies bedeutet, dass Trump seine harte Haltung zur Einwanderung nicht überdenkt, sondern eher noch verstärkt. Dies erklärt möglicherweise auch die Abwesenheit von Senator John McCain bei der Rede von Trump in seinem Heimatstaat Arizona: der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Republikaner entschied, einfach zu Hause zu bleiben.

McCain verpasste dadurch Trumps Bekräftigung, eine Mauer entlang der Grenze zu Mexiko bauen zu wollen. Und ebenso die Erneuerung seines Plans, die illegalen Einwanderer abzuschieben. Allerdings ließ Trump offen, ob er tatsächlich alle der geschätzten rund 11 Millionen Einwanderer abschieben will und wie dies geschehen soll.

Wichtige Lehre

Trump betonte außerdem, er werde alle illegalen Einwanderer, die wegen eines Vergehens verhaftet wurden in Gewahrsam nehmen. Außerdem will er den Erlass von Präsident Barack Obama zum Schutz jüngerer illegaler Einwanderer vor Abschiebung widerrufen. Trumps Hardliner-Rede enthielt zudem auch die üblichen Fehler, wie etwa die Behauptung illegale Einwanderer würden besser behandelt als US-Militärveteranen. Und natürlich durfte auch Trumps spezielle Art von Humor nicht fehlen. So witzelte der republikanische Präsidentschaftskandidat, womöglich könne seine geplante Abschiebungs-Taskforce auch Hillary Clinton abschieben.

Aus politischer Sicht war Trumps scharfe Einwanderungsrede insgesamt unbedeutend, weil ohne neue Erkenntnisse. Mit Blick auf den Wahlkampf war Trumps Rede jedoch bemerkenswert, bot sie doch einen Einblick in das Trumpsche Denken. Trump stand mit der Rede in Arizona zu einem möglicherweise entscheidenden Moment seines Wahlkampfs vor der Wahl zwischen zwei Alternativen - Mäßigung oder Fortsetzung seines alten Hardliner-Kurses. Und Trump entschied sich seinen eigenen Weg zu gehen - auch wenn dies letztendlich zu seiner Niederlage führen könnte. Für den verbleibenden Wahlkampf ist dies eine wichtige Lehre.

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