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Politik

Trump und wie er die arabische Welt sieht

DW Kommentarbild | Autor Kersten Knipp
Kersten Knipp
21. Mai 2017

Donald Trump hat in Riad seine lang erwartete Rede zum Islam und zum Terrorismus gehalten. Sie enthält viel Zutreffendes, lässt aber Entscheidendes unter den Tisch fallen, meint Kersten Knipp.

Bild: Reuters/J. Ernst

In seinen guten Momenten wird Donald Trump zu einem Großmeister des Augenblicks. Als er im Wahlkampf zu MAGA aufrief ("Make America Great Again") und wenige Wochen nach der Inauguration eine zumindest in Teilen versöhnliche Rede hielt, da traf er einen zwar pathetischen, aber durchaus würdevollen Ton, einen, der auf seine Zuhörer Eindruck macht - jedenfalls während der Dauer der Rede selber, jener Minuten, in denen der Präsident sich von versöhnlicher Seite zeigte. Nachhaltig war die Wirkung freilich nur bedingt. Denn aus früheren Reden kannte man noch einen anderen Trump. Einen, der mit durchaus weniger generösen Ansichten aufgefallen war, die zum später bekundeten Großmut in einer gewissen Spannung standen. 

Ähnlich verhielt es sich nun bei der mit Spannung erwarteten Grundsatzrede zum Islam. Das Setting war beeindruckend: Versammelt waren die politischen Herren der arabischen Welt, jene, die ihren jeweiligen Bevölkerungen sagen, wo es im Nahen Osten langgeht. Die Bevölkerung selbst war, anders als bei Obamas Rede 2009 in der Universität Kairo vor Studenten, nicht vertreten.

Die Kunst der Höflichkeit  

Vor der nun in Riad versammelten Runde sagte Trump viel Richtiges, obwohl der versöhnliche Ton auch dieses Mal wieder in eigentümlicher Spannung zu seinen vorhergehenden Interventionen stand - etwa seinem Versuch, Bürgern aus sechs islamisch geprägten Staaten die Einreise in die USA generell zu untersagen. In der Einreisedebatte pflegte Trump einen ganz anderen Modus als jenen, in den er nun in Riad schaltete.

DW-Autor Kersten Knipp

Dort zeigte er sich generös: Die derzeitige Gewalt im Nahen Osten sei "kein Kampf zwischen verschiedenen Religionen". Vielmehr handele es sich um einen Kampf zwischen "barbarischen Kriminellen" und "anständigen Menschen aller Religionen".

Konstruktiv war auch Trumps Versicherung, die USA wollten den Menschen nicht sagen, wie sie zu leben oder was sie zu glauben hätten. Und auch die Aufforderung an die Verantwortlichen in der arabischen Welt, selbst gegen islamistische Extremisten aktiv zu werden, wurde in höflichem und darum angemessenem Ton vorgetragen.

Die Ohren der Anderen 

Ein Unbehagen bleibt nach der Rede trotzdem. Und zwar darum, weil sie wenig zu anderen Äußerungen passt, die Trump kurz vorher, auf derselben Reise tat. So sprach er anlässlich des Waffengeschäfts mit Saudi-Arabien - Umfang: 110 Milliarden US-Dollar - von der "wunderschönen militärischen Ausrüstung" und der "großartigen Sicherheit", die die Waffen garantierten.

Diese Worte müssen die Jemeniten, deren Land von Saudi-Arabien gerade mit einem ebenso brutalen und feigen Krieg aus der Luft überzogen wird, geradezu als Hohn empfinden. Und was mögen sich die Ägypter denken, die sich einem Staat gegenüber sehen, der menschenrechtliche Standards mehr und mehr über Bord wirft - und dessen Sicherheit Trump während der Reise als "sehr stark" gepriesen hat? Ganz so, als gäbe es die politischen, ökonomischen und rechtsstaatlichen Missstände nicht, auf denen in Ägypten der Dschihadismus gedeiht.      

Unbehagen durch Ungesagtes  

So offenbart die Rede auch die dunkle Kehrseite von Trumps leidenschaftlicher Hingabe an den Moment: Der Präsident ist so sehr auf das Hier und Jetzt fixiert, dass ihm andere Aspekte allzu selten in den Sinn kommen. Die schwierige Menschenrechtslage in Saudi-Arabien, die teils überzogene Panik des Königreichs vor dem Iran - all dies sind Aspekte, die zur "großartigen Sicherheit" wenig beitragen, um es zurückhaltend zu formulieren. Kritik an der von privaten saudischen Institutionen mit Milliarden Petrodollars befeuerten Propagierung des Wahhabismus deutete er immerhin an.      

Das meiste, was Trump in seiner Rede zum Islam sagte, ist zutreffend und nachvollziehbar. Mit Erleichterung nahm man zur Kenntnis, dass er überwiegend von einem "islamistischen" und nicht einem "islamischen" Extremismus sprach. Nicht alle hatten ihm diese Unterscheidung zugetraut. Umso weniger nachvollziehbar ist, dass er entscheidende Aspekte schlicht unter den Tisch fallen ließ. Die Rede ist erbaulich. Zielführend ist sie aber nur bedingt. 

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Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika
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