Donald Trump will der WHO den Geldhahn abdrehen, weil sie in der Corona-Krise versagt habe. Doch die Kritiker überschätzen die Macht der UN-Organisation. Sie ist nur ein Spiegel ihrer Mitglieder, meint Fabian Schmidt.
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Die Kritiker werfen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Wesentlichen vor, nicht rechtzeitig auf die Corona-Krise reagiert zu haben. Die Genfer Organisation habe zu lange beschwichtigende Informationen der chinesischen Regierung akzeptiert und wiedergegeben.
Noch Mitte Januar sei sie davon ausgegangen, dass die Epidemie ein regionales Phänomen in China bleiben werde. Taiwan, das nicht Mitglied von UN und WHO ist, habe zu diesem Zeitpunkt schon längst seine Grenzen geschlossen.
Völlig falsches Verständnis
Das alles ist im Kern durchaus richtig. Daraus eine vernichtende Kritik an der WHO zu konstruieren ist aber unredlich. Es zeigt ein völlig falsches Verständnis der Rolle und Macht dieser zwischenstaatlichen Organisation, die zunächst vor allem eine Behörde ist und kein Rettungsdienst.
Die WHO ist, wie etwa UN-Blauhelm-Missionen auch, ein gemeinsames Projekt ihrer Mitgliedsstaaten und damit vor allem abhängig von deren Willen, Fähigkeiten und Mitteln, Projekte weltweit umzusetzen.
Einerseits müssen solche Organisationen diplomatisch und behutsam mit ihren Mitgliedsstaaten umgehen. Scharfe öffentliche Kritik an der Informations- und Gesundheitspolitik einzelner Staaten darf man von ihnen kaum erwarten. Das ist vielmehr Aufgabe der unabhängigen Hilfsorganisationen, von Lobbyisten und natürlich der Presse.
Die WHO muss sich satzungsgemäß an den Gesundheitsbehörden ihrer Mitgliedsstaaten orientieren und nicht an der launenhaften öffentlichen Meinung in freien Gesellschaften. Das macht sie natürlich etwas träge, liegt aber im System UN begründet. Man kann das der WHO nicht zum Vorwurf machen.
Deshalb das Kind mit dem Bade auszuschütten wäre falsch und unverantwortlich, denn die WHO leistet sehr viel wichtige Arbeit.
Dabei tragen die Mitgliedsstaaten mit ihren Pflichtbeiträgen überhaupt nur etwa ein Fünftel des bescheidenen Budgets der Organisation von nicht einmal fünf Milliarden Dollar - nicht einmal ein Dollar pro Jahr für jeden Erdenbürger.
Insgesamt kostet die WHO so viel, wie eine Universitätsklinik in einer Großstadt der industrialisierten Welt.
Der Großteil des WHO-Budgets kommt dazu noch von privaten und staatlichen Spendern, ist damit projektgebunden für ganz klar definierte und meist langfristig angelegte Ziele.
Das können etwa Impfkampagnen in den ärmsten Ländern der Welt sein, wo wenig Geld weit reicht. Wenn es um die fundamentalen, aber eigentlich leicht zu bekämpfenden Geißeln der Menschheit geht, kann die WHO enorm viel bewirken. Wenn wir ihr die Mittel dazu geben. Nur ein Beispiel: die Masern, an denen im vergangenen Jahr alleine 20 Millionen Menschen erkrankten und 140.000 starben. Oder seien es Kampagnen zur Bekämpfung von Malaria und für die Senkung der Kindersterblichkeit.
Die WHO muss natürlich auch neu entstehende Seuchen wie SARS-CoV-2 im Blick haben. Und sie ist beim Informationsaustausch eine wichtige weltweite Schnittstelle zwischen Regierungen, Wissenschaftlern an Universitäten, staatlichen Instituten und forschenden Pharmaunternehmen.
Aber die WHO ist nicht allmächtig. Die eigentliche Arbeit im Kampf gegen neu entstehende Erkrankungen müssen und können nur die Gesundheitssysteme der Länder, die Forschungseinrichtungen und die Industrie leisten.
Die Mängel in der Gesundheitsversorgung oder die Schwankungen auf den Medikamenten- und Schutzmittel-Märkten kann die WHO trotz ihres mächtig klingenden Namens nicht kompensieren. In Wahrheit steht sie da nämlich eher am unteren Ende der internationalen Hackordnung.
Wenn das Coronavirus Prominente erwischt
Das Coronavirus kennt keine Grenzen. Zwar hängt das Infektionsrisiko unter anderem vom Wohlstand des einzelnen und dem Gesundheitssystem eines Landes ab. Aber natürlich erkranken auch Prominente an COVID-19.
Bild: Reuters/Andrew Parsons/10 Downing Street
Boris Johnson: "Jedem die Hand geschüttelt"
"Ich war neulich abends in einem Krankenhaus, in dem es ein paar echte Fälle der Corona-Erkrankung gab. Ich habe jedem die Hand geschüttelt", sagte der britische Premierminister Boris Johnson Anfang März selbstbewusst. "Und es dürfte Sie freuen zu erfahren, dass ich weiter Hände schütteln werde." Knapp einen Monat später war er selbst infiziert.
Bild: picture-alliance/dpa/PA/Pa
Johnson: Ende mit Hände schütteln
Erst ging er in Quarantäne. Dann wurde Boris Johnson ins Krankenhaus eingeliefert. Am nächsten Tag musste er auf die Intensivstation verlegt werden, wo er zusätzlichen Sauerstoff bekam. Inzwischen konnte er die Klinik wieder verlassen. Dass er weiterhin so unbedarft mit dem Coronavirus umgeht, scheint unwahrscheinlich. Die Vorsichtsmaßnahmen in Großbritannien hatte er bereits verschärft.
Bild: Reuters/Andrew Parsons/10 Downing Street
Friedrich Merz: Ungewöhnlich versöhnlich
"In der Krise muss die Bevölkerung hinter der Regierung stehen. Und das gilt für mich auch." Das hat er wirklich gesagt, der CDU-Politiker Friedrich Merz, nach seiner Corona-Infektion. Sonst profiliert er sich lieber als Merkel-Kritiker und -Nachfolger. Als solcher war er laut Umfragen die Nummer eins (18 Prozent). Gesundheitsminister Jens Spahn lag auf Platz fünf (7 Prozent). Dann kam Corona.
Bild: Getty Images/AFP/J. Schlueter
Merz: Kranker statt Krisenmanager
Während Merz erkrankte, konnte ein anderer sich als Krisenmanager profilieren. Die Meinungsforscher sehen nun Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) auf Platz eins (27 Prozent). Jens Spahn liegt immer noch bei 7 Prozent (jetzt Platz vier). Immerhin: Merz bleibt die Nummer zwei (17 Prozent) und COVID-19 hat sich für ihn wie eine "leichte bis mittelschwere Grippe" angefühlt.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Schütt
Albert von Monaco: Erster infizierter Fürst
Am 19. März gab der monegassische Palast bekannt, dass Fürst Albert positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Damit war der 62-Jährige das erste infizierte Staatsoberhaupt. Mittlerweile ist er genesen. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass Fürst Albert den britischen Prinz Charles angesteckt haben könne. Denn beide sind sich zehn Tage vor Alberts Corona-Test bei einer Spendengala begegnet.
Bild: picture-alliance/Fotostand
Prinz Charles: Risikogruppe - in jeder Hinsicht
Am 25. März wurde bekannt, dass Prinz Charles sich COVID-19 eingefangen hatte. Charles zählt zur Risikogruppe: Denn Händeschütteln gehört gewissermaßen zum Job - und er ist 71 Jahre alt. Er hatte allerdings nur milde Symptome und ist mittlerweile genesen. Ehefrau Camilla hielt 14 Tage Abstand und steckte sich nicht an. Am 9. April konnten beide ihren 15. Hochzeitstag zusammen feiern.
Bild: Reuters
Placido Domingo: "Ich fühle mich gut"
Auch der weltbekannte spanische Opernsänger Placido Domingo hatte COVID-19, wie er am 22. März mitteilte. Mit 79 Jahren gehört auch er zur Risikogruppe. Da er sich wegen seines Alters und wegen anderer Erkrankungen ohnehin in ärztlicher Behandlung befand, sei das Virus schnell entdeckt worden, teilte er über Social Media mit. Nach einer Woche im Krankenhaus konnte er wieder entlassen werden.
Bild: Getty Images/AFP/A. Kisbenedek
Pink: "Ich wachte auf und konnte nicht atmen"
So mild verlief die Krankheit bei der 40-jährigen Sängerin Pink und ihrem dreijährigen Sohn in den USA nicht. Pink sagte, angefangen habe alles mit Symptomen bei ihrem Kind, das "das Schlimmste davon" gehabt habe. Als sein Fieber stieg, sei sie mitten in der Nacht aufgewacht und habe nicht mehr atmen können, erzählte die Asthmatikerin der US-amerikanischen Moderatorin Ellen DeGeneres.
Bild: Getty Images/AFP/V. Macon
Pink: "Nie in meinem Leben so viel gebetet"
Drei Wochen litten Pink und ihr Sohn an der Lungenkrankheit COVID-19. In der Zeit habe sie seine Symptome täglich aufgeschrieben, berichtete sie. Zum Beispiel, dass sie in Panik geraten sei, als ihr Sohn plötzlich über Brustschmerzen klagte. "Es gab viele Nächte, in denen ich geweint habe. Ich habe noch nie in meinem Leben mehr gebetet", so Pink. Mittlerweile geht es beiden wieder gut.