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Währung als Waffe?

Clifford Coonan DW-Wirtschaftsredaktion
Clifford Coonan
6. August 2019

Im Streit kommt es schnell mal zu Anschuldigungen. Aber Peking der Währungsmanipulation zu bezichtigen birgt enorme Risiken für das vom Handelsstreit eh schon gereizte Klima zwischen USA und China, meint Clifford Coonan.

Bild: picture-alliance/chromorange/C. Ohde

Donald Trumps Entschluss, China der Währungsmanipulation zu bezichtigen, heizt ohne Frage den Handelsstreit zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten weiter an und bringt noch mehr Unsicherheit in die ohnehin schon gebeutelten Märkte.

Dass die Vereinigten Staaten China einen Währungsmanipulator nennen, mag als symbolischer Akt gedacht sein, hat aber weitreichende Folgen in der realen Welt. Asiens Börsen wurden durchgeschüttelt, und der Dow Jones erlebte seine deutlichste Talfahrt an einem einzigen Handelstag seit Heiligabend 2018.

China und die USA graben sich offensichtlich immer tiefer ein in ihrer Konfrontation, und das macht eine Lösungsfindung im Konflikt nahezu unmöglich.

Generell sei angemerkt, dass China seine Währung lange gegen den Dollar stützte und den Yuan nicht wirklich an einer Aufwertung hinderte. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass ein Umtauschkurs von 10 Yuan pro Dollar ein repräsentativeres Bild vom wahren Wert der chinesischen Währung zeichnen würde statt der derzeitigen rund 7 Yuan. Es gibt Analysten, die glauben, dass der Wert der chinesischen Währung ohne staatliche Eingriffe um weitere 40 Prozent fallen könnte. Für China hätte das durchaus Vorteile: Ein billiger Yuan würde chinesischen Exporteuren helfen, auf den Weltmärkten besser zu bestehen. Auch könnte er die Wirkung schmerzhafter Zölle der Gegenseite dämpfen oder sogar eliminieren. Auf jeden Fall würden billigere Exporte Chinas Wachstum ankurbeln.

Aber so ein Schritt wäre nicht ohne Risiken. Ein schwächerer Yuan liefe staatlichen Bemühungen zuwider, den Binnenkonsum anzukurbeln, da Käufer zwangsläufig mehr für Importe zahlen müssten. Das wiederum hätte negative Auswirkungen für Länder wie Deutschland und eben auch die USA, die große Warenströme in Richtung China schicken.

Darüber hinaus könnte eine Entwertung zu Kapitalflucht führen und somit Chinas wirtschaftliche Stabilität ins Wanken bringen.

DW-Wirtschaftreporter Clifford CoonanBild: DW

Viele Jahre lang hat Peking deshalb interveniert, um den Yuan zu stabilisieren, natürlich innerhalb der festgelegten Spanne. Man kann darüber spekulieren, ob in China die Märkte den Wechselkurs bestimmen oder ob die Chinesische Zentralbank den Kurs zu einem Wert hin drängt, der der Kommunistischen Partei als sinnvoll erscheint.

Wie kam es zur Konfrontation?

Der US-Präsident hatte zuletzt angekündigt, ab September Sonderzölle von zehn Prozent auch auf bisher verschonte chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar (269 Milliarden Euro) zu verhängen. Die chinesische Zentralbank reagierte, indem sie die Währung erstmals unter die Marke von sieben Yuan pro Dollar fallen ließ. Mit dieser Schwelle war man schon drei Jahre lang immer wieder auf Tuchfühlung gegangen, hatte sie allerdings nie überschritten.

Das Durchstoßen der Marke am Montag deutete Trump als Zeichen dafür, dass China seine Währung als Waffe in den Handelsauseinandersetzungen einsetzen will. Das US-Finanzministerium sucht nun die Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF), um dem empfundenen Missbrauch ein Ende zu setzen. Es ist schwer abzuschätzen, wie das ausgehen wird. Denn noch im Juli bestätigte der IWF, dass der Wert des Yuan weitestgehend die fundamentalen Parameter der chinesischen Wirtschaft widerspiegelt, während es der US-Dollar war, der als bis zu zwölf Prozent überbewertet eingestuft wurde.

Ein Gesetz von 2015 besagt, dass ein Handelspartner der USA dann zum Währungsmanipulator wird, wenn es einen beträchtlichen bilateralen Handelsüberschuss von mindestens 20 Milliarden Dollar aufweist. Darüber hinaus muss ein großer Leistungsbilanzüberschuss vorliegen sowie einseitige Versuche, den Devisenmarkt zu steuern.

Wenn man diese Kriterien anwendet, wäre die Schweiz viel eher ein Kandidat als China. Wie so oft im jetzigen Handelsstreit zwischen den USA und China ist es schwer, politische Machenschaften von wirtschaftlichen Realitäten zu unterscheiden. Und es ist ebenso schwer, echte Drohungen von leeren Worthülsen zu trennen.