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Wachgerüttelt!

DW Kommentarbild Thomas Klein
Thomas Klein
23. Juni 2018

Marco Reus reißt die Nationalmannschaft aus dem Tiefschlaf und leitet eine Wende im DFB-Team ein. Für ein erfolgreiches Turnier ist es vielleicht noch nicht zu spät, kommentiert DW-Sportreporter Thomas Klein.

Bild: Reuters/F. Lenoir

Am Ende konnte dann doch gejubelt werden. Toni Kroos hämmerte das Leder in buchstäblich letzter Sekunde in die Maschen des schwedischen Tores. Der erste und gleichzeitig wichtigste Sieg bei dieser WM-Endrunde war perfekt. Eine Jubeltraube, ein Bundestrainer außer Rand und Band und Fans im Jubelrausch - nach dem Siegtor brachen im Olympiastadion von Sotschi alle Dämme.

DW-Sportreporter Thomas Klein

Besagter Kroos ließ sich nach dem Spiel feiern, drehte eine kleine Ehrenrunde und winkte kurz den DFB-Fans zu. Die, die ihn grüßten, hätten den 28-Jährigen in der ersten Halbzeit wahrscheinlich am liebsten aus dem Stadion gejagt. Sein Fehlpass - ohne Not - landete beim Gegner und anschließend im deutschen Tor.

Reus, der Matchwinner

Doch bei aller Freude über diesen späten Erfolg, Kroos war - trotz seines Siegtreffers - sicher nicht der alleinige Grund, warum der Weltmeister doch noch auf die K.o-Phase hoffen darf. Es waren andere Spieler. Spieler wie Timo Werner, Manuel Neuer oder auch Julian Brandt. Letztgenannter hatte in seiner kurzen Einsatzzeit (mal wieder) für mehr Tor-Gefahr gesorgt als Thomas Müller und Joshua Kimmich in den 87 Minuten zuvor. Von Julian Draxler brauchen wir gar nicht erst sprechen.

Stattdessen sollten Marco Reus die medialen Schlagzeilen gehören! Der Dortmunder rannte, grätschte, passte, verteidigte und war nahezu immer anspielbereit. Sein Ausgleichstreffer in der zweiten Halbzeit weckte die teilweise - und wie schon beim Mexiko-Spiel - in Lethargie zu versinken drohende DFB-Elf auf und änderte das Spiel. Und die Körperhaltung einiger Nationalspieler. Die Erkenntnis, dass die WM in vollem Gange ist, und dass auch ein Weltmeister manchmal rennen, kämpfen und über seine Grenze gehen muss, das schien nun auch bei den meisten anderen Spielern angekommen zu sein.

Auch Grasflecken gehören dazu

Eines wurde bei diesem zweiten WM-Auftritt der Nationalmannschaft aber auch deutlich. Um eine reale Chance auf ein erfolgreiches Turnier in Russland zu haben, sollte der Bundestrainer auf andere Spieler setzen, eben auf solche, die die richtige Einstellung an den Tag legen. Es gehört nämlich mehr dazu, als nur seine Fußballschuhe spazieren zu tragen. Auch Grasflecken auf dem Trikot gehören dazu.

Und jetzt die positive Nachricht: Löw hat genügend Spieler im Kader, die "Bock auf Fußball" haben und die Körpersprache mitbringen. Nur, der 58-Jährige muss sie auch spielen lassen. Brandt, Reus, Werner oder auch Leon Goretzka - mit diesen Jungs hast du bei diesem Turnier eine Chance!

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